Frauen von CoV-Arbeitslosigkeit deutlich stärker betroffen

Die Arbeitslosigkeit ist in Österreich in Folge der Coronavirus-Krise deutlich angestiegen, betroffen sind überwiegend Frauen. Grund dafür ist, dass jene Branchen mit einem hohen Frauenanteil an den Arbeitskräften von Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen waren, wie etwa der Handel, Beherbergung und Gastronomie, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheit und Soziales.

Ende Februar 2020 waren in Österreich 399.359 Personen arbeitslos. Ende Juni waren es 463.505 Personen, die Arbeitslosigkeit ist also um 64.146 Personen höher. Von diesen – statistisch gesehen – „Coronavirus-Arbeitslosen“ sind 54.702 Frauen und 9.444 Männer, geht aus den Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) hervor. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit betrifft also zu 85 Prozent Frauen.

Kritik von Opposition

SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek fordert deshalb ein Arbeitsmarktpaket und einen Krisengipfel mit Frauenorganisationen. Sie wirft Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) Untätigkeit vor: „Frauenministerin Raab sieht tatenlos zu, wie Frauen aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden.“ Es brauche jetzt Beschäftigungsinitiativen, Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, Initiativen in den Sozialstaat und den Klimaschutz und einen Rechtsanspruch auf ganztägige Kinderbetreuung. Die ÖVP solle auch ihr kategorisches Nein zur Arbeitszeitverkürzung überdenken, so Heinisch-Hosek.

Als „trauriges Ergebnis einer konservativen Frauenpolitik“ sieht NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter die Zahlen. „Ihrem konservativen, verstaubten Frauen- und Familienbild geschuldet, hat die Regierung während der Krise das Leben von Frauen ins Private verschoben – weg vom Job, hin zu Kindern und Haushalt“, sagt Brandstötter. Die Selbstbestimmung sei auf der Strecke geblieben. „Die zweite Welle heißt Arbeitslosigkeit – und die ist vor allem weiblich.“

NEOS fordert einen „feministischen Recovery-Plan“, der Frauen ins Zentrum der Überlegungen stellt. „Krisenbewältigung darf nicht allein männlich sein“, so Brandstötter. Anstatt zum alten Normalzustand zurückzukehren, müsse man Strukturen aufbauen, die Geschlechtergerechtigkeit liefern können. Dazu gehören flexiblere Arbeitszeiten, mehr Väterbeteiligung durch individuelle Ansprüche auf Karenz- und Kinderbetreuungsgelder und ein automatisches Pensionssplitting.

Grüne wollen Neubewertung von Berufen mit hohem Frauenanteil

Auch die Frauensprecherin der Grünen, Meri Disoski, meldete sich zu Wort. Frauenpolitische Versäumnisse der Vergangenheit würden in der Krise strukturelle Defizite offenlegen, meinte sie. Eine Neubewertung der Berufe mit hohem Frauenbeschäftigungsanteil sei Gebot der Stunde. Zudem brauche es Maßnahmen zur Förderung von Frauen in technischen Berufen, Maßnahmen zur beruflichen Umorientierung und Weiterqualifizierung von Frauen in Richtung Zukunftsbranchen – vor allem auch im Bereich der männerdominierten Green Jobs. Wesentlich sei auch die Umverteilung unbezahlter Arbeit im Privaten.