Italien: Benetton vor Aus als Autobahnbetreiber

Die Regierung in Rom will Autostrade per l’Italia als größten Autobahnbetreiber des Landes unter staatliche Kontrolle stellen. Bei dem Umbau soll das öffentliche Kreditinstitut Cassa Depositi e Prestiti einsteigen. Rund zwei Jahre nach dem Einsturz der Morandi-Autobahnbrücke in Genua fasste das Kabinett heute diesen Beschluss.

Als Ergebnis würde die Benetton-Familie in der Betreibergesellschaft zurückgedrängt. Ein Preis für den Verkauf der Anteile wurde nicht genannt. Bisher hält die Industriellenfamilie über die von ihr kontrollierte Gruppe Atlantia rund 88 Prozent von Autostrade per l’Italia, kurz ASPI.

Brückeneinsturz als Auslöser

Regierungschef Giuseppe Conte kündigte an, alles werde „in den kommenden Tagen in eine transparente Vereinbarung“ münden. Der Betreiber von rund 3.000 Autobahnkilometern war vor gut 20 Jahren privatisiert worden. Die Mauteinnahmen gelten bei vielen als lukrativ. Andere Experten argumentieren, ASPI habe die besten Tage hinter sich. Es gibt schon länger Kritik am Zustand des Netzes und an zu geringen Investitionen. ASPI weist das zurück.

Die eingestürzte Morandibrücke
Reuters/Stefano Rellandini

Beim Einsturz der Morandi-Brücke im August 2018 waren 43 Menschen gestorben. Seither gärt ein politischer Streit über die Verantwortung, bei dem Rom mit dem Entzug der Konzession drohte.

Der Hauptteil des Vertrags mit ASPI läuft bis zum Jahr 2038. Bei einem Widerruf drohten Vertragsstrafen in Milliardenhöhe. Der in einer langen Nachtsitzung gefasste Beschluss sieht eine Senkung der Mautgebühren, höhere Investitionen in Straßen, Brücken und Tunnel sowie verschärfte Kontrollen vor. Der Betreiber ASPI hatte vieles davon in Schreiben an die Regierung angeboten.