Seoul leitet Untersuchung gegen Kim Jong Uns Schwester ein

Wegen der Sprengung eines gemeinsamen Verbindungsbüros von Süd- und Nordkorea haben südkoreanische Justizbehörden eine Untersuchung gegen die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft Seoul habe eine Strafanzeige gegen Kim Yo Jong von einem Anwalt erhalten und habe Ermittlungen eingeleitet, sagte eine Sprecherin der Behörde heute.

Der Schritt dürfte in Nordkorea für Empörung sorgen. Das gemeinsame Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong war im Juni von Nordkorea gesprengt worden. Es war als Symbol der Annäherung im September 2018 eröffnet worden. Die einflussreiche Schwester von Machthaber Kim Jong Un hatte wenige Tage vor dessen Zerstörung mit einer Militäraktion gegen Südkorea gedroht – und dabei auch das Verbindungsbüro in Kaesong erwähnt.

Seoul: „Eigentum Südkoreas“

Urheber der Anzeige und Anwalt Lee Kyung Jae bezeichnete das Büro in seinem Text als „Eigentum Südkoreas“, weil es mit staatlichen Mitteln renoviert worden sei. Das Gebäude befindet sich allerdings auf nordkoreanischem Gebiet. Neben Kim Yo Jong erhebt Lee auch Vorwürfe gegen den nordkoreanischen Militärchef Pak Jong Chon.

Auf Beschädigung von Eigentum oder Störung des Friedens durch Sprengstoff stehen dem Anwalt zufolge in Südkorea die Todesstrafe oder mindestens sieben Jahre Gefängnis. Tatsächlich wurde die Todesstrafe in dem Land seit 1997 nicht mehr angewendet. Die Behörden in Seoul haben auch praktisch keine Möglichkeit, Kim Yo Jong oder Pak zu belangen.

Die innerkoreanischen Beziehungen sind seit dem gescheiterten Gipfel Nordkoreas mit den USA im Februar vergangenen Jahres angespannt. Expertinnen und Experten vermuten, dass Nordkorea mit einer Eskalation des Konflikts mit Südkorea den Druck auf die USA erhöhen will.