„Ungleichheit beginnt oben“: UNO-Chef für neue Weltordnung

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat sich im Kampf gegen globale Ungleichheit für eine Erneuerung der internationalen Ordnung ausgesprochen. „Die Nationen, die sich vor mehr als sieben Jahrzehnten durchsetzten, haben sich geweigert, über die Reformen nachzudenken, die zur Änderung der Machtverhältnisse in internationalen Institutionen erforderlich sind“, sagte Guterres heute.

Es brauche ein „neues globales Abkommen“, um Macht, Reichtum und Chancen gerechter auf der Welt zu verteilen, so Guterres bei einer Feier zum Nelson-Mandela-Tag in einer Videoansprache.

Kein Wille zur Zusammenarbeit

Mit seiner Rede in Zeiten nationaler Alleingänge kritisierte Guterres die globale Vorherrschaft der Großmächte, deren Führungen bei den größten Herausforderungen und Konflikten der Gegenwart oftmals nicht zu gemeinsamen Lösungen kommen.

Als Beispiel nannte der UNO-Chef das Stimmrecht des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen: die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sind Vetomächte des mächtigsten UN-Gremiums, das bei vielen Themen wie dem Syrien-Krieg blockiert ist, weil nichts gegen ihren Willen beschlossen werden kann. „Ungleichheit beginnt ganz oben: in globalen Institutionen. Die Bekämpfung der Ungleichheit beginnt mit der Reform“, so Guterres.

Pandemie legte Brüche offen

Guterres sieht die Welt vor einem Abgrund, der durch die Coronavirus-Pandemie noch deutlicher geworden sei. Wie Röntgenstrahlen habe sie die Brüche im fragilen Skelett der Gesellschaften offengelegt: „Die Lüge, dass entfesselte Märkte Gesundheitsversorgung für alle liefern könnten“ und die „Täuschung, in einer Welt zu leben, die den Rassismus überwunden hätte“.

Statt eines gemeinsamen Vorgehens gegen die Krankheit sei die Kluft nur noch größer geworden. „Denn während wir alle auf demselben Meer schwimmen, ist klar, dass sich einige in Superjachten befinden, während andere sich an treibende Trümmer klammern.“

Während der UNO-Chef zwei der Hauptursachen für die Ungleichheit in der Welt in der Kolonisation und in von Männern dominierten Gesellschaften sieht, beförderten aktuelle Entwicklungen diese noch: Populismus, Nationalismus, Extremismus und Rassismus würden weitere Ungleichheiten in Ländern sowie zwischen Nationen, Ethnien und Religionen schaffen.

„Die Menschen haben genug “

„Die Anti-Rassismus-Bewegung, die sich nach der Tötung von George Floyd von den Vereinigten Staaten über die ganze Welt ausgebreitet hat, ist ein weiteres Zeichen, dass die Menschen genug haben“, sagte Guterres. Sie hätten genug von Ungleichbehandlung wegen ihrer Hautfarbe und Ungerechtigkeit, die Menschen ihrer fundamentalen Rechte beraube.