Traktor versprüht Pestizide
Getty Images/Stone RF/Peter Cade
Transparenz

Neues Hickhack um Pestizide

Der Einsatz von Pestiziden in Österreich sorgt einmal mehr für Aufregung. Die SPÖ pochte am Sonntag auf mehr Transparenz und kündigte eine parlamentarische Anfrage an. „Die SPÖ betreibt eine unseriöse mediale Panikmache, die zu einer unnötigen Verunsicherung bei den Konsumentinnen und Konsumenten führt“, konterte Bauernbund-Präsident Georg Strasser daraufhin. Das Landwirtschaftsministerium verweist auf den Datenschutz.

Grund der SPÖ-Forderung ist der starke Anstieg beim Verkauf von 2011 bis 2018 um mehr als die Hälfte (53 Prozent). Die SPÖ will nun in einer parlamentarischen Anfrage an Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wissen, wie hoch der Anteil der verwendeten Pestizidmengen jährlich ist.

Dabei geht es sowohl um den Einsatz in der konventionellen als auch in der Biolandwirtschaft. Denn der Anstieg ist zu einem gewissen Ausmaß dem steigenden Bioanteil in der österreichischen Landwirtschaft geschuldet, wie erst kürzlich der „Grüne Bericht“ des Umweltministeriums aufzeigte.

„Schluss mit Geheimniskrämerei“

„Pestizide töten Pflanzen und Tiere, bedrohen die Artenvielfalt und gefährden unsere Gesundheit. Darum ist es nur recht und billig, bei Pestiziden Transparenz in Sachen Verkauf und Verwendung zu erhalten“, sagte SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried. Nach Eurostat-Zahlen hat Österreich nach Zypern EU-weit den höchsten Anstieg zu verzeichnen. Wurden 2011 noch rund 3,45 Millionen Kilogramm verkauft, belief sich die Verkaufsmenge 2018 in Österreich auf rund 5,3 Millionen Kilogramm.

Laut SPÖ verweigert das Landwirtschaftsministerium, das sich auf das Amtsgeheimnis und Datenschutz der Hersteller beruft, die Nennung der Mengen, die in Österreich pro Jahr verkauft werden. „Schluss mit der Geheimniskrämerei und dem Gemauschel. Wir fordern auf, kein Geheimnis mehr rund um die Menge der in Österreich in Verkehr gebrachten Gifte zu machen“, so Leichtfried und SPÖ-Agrarsprecherin Cornelia Ecker, die die Anfrage einbringen wird.

Bauernbund-Kritik an SPÖ-Kritik

Der Bauernbund wollte die Kritik der SPÖ an der Intransparenz beim Einsatz von Pestiziden unterdessen nicht unkommentiert lassen. Bauernbund-Vertreter Strasser versicherte in einer Stellungnahme gegenüber der APA, dass niemand verantwortungsvoller mit Pflanzenschutzmitteln umgehe als Bäuerinnen und Bauern.

„Es ist ihr Grund und Boden, den sie bewirtschaften und den sie schützen. Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, dass der Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken ist“, hieß es in der Erklärung weiter.

Ministerium reagierte mit Zahlen

Das Landwirtschaftsministerium reagierte am Sonntag ebenfalls mit Zahlen. In einer der APA übermittelten Stellungnahme wurde darauf hingewiesen, dass in den vergangenen zehn Jahren der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln stark reduziert worden sei. Zwischen 2008 und 2018 wurde das diesbezügliche Minus mit circa 14 Prozent beziffert.

„Dieser Trend soll auch in Zukunft durch eine Vielzahl an Maßnahmen fortgesetzt werden“, hieß es. Ein Plus gab es hingeben bei biologischen Pflanzenschutzmitteln. Das Ministerium betonte außerdem, dass die jährliche Menge von in Verkehr gebrachten Wirkstoffen auch von Faktoren wie Klimazonen, Witterungsverlauf und Auftreten bzw. Ausbreitung von Schadorganismen beeinflusst werde.

Was die von der SPÖ kritisierte Intransparenz anbelangt, so verwies ein Sprecher des Ministeriums auf den jährlich veröffentlichten „Grünen Bericht“, in dem die Gesamtmengen der Pflanzenschutzmittel publiziert werden und öffentlich einsehbar sind. Welcher Hersteller welche Mengen an Pflanzenschutzmittel verkauft, werde aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht veröffentlicht.