Zeichnung eines Elchs mit einem um das Geweih gewickelten Maßband
DHSS Alaska
Andere Länder, andere Tiere

Die „Artgenossen“ des Babyelefanten

An sich liegt ein Abstand von eineinhalb oder zwei Metern schon im Wissens- und Erfahrungshorizont eines Menschen. Dennoch haben sich auf der ganzen Welt staatliche Stellen, Behörden und sonstige Institutionen im Zuge der Coronavirus-Pandemie dazu entschlossen, den empfohlenen Sicherheitsabstand mit Tieren zu illustrieren. Der österreichische Babyelefant hat also weltweit eine Menge Pendants, die ebenfalls als Eselsbrücken dienen.

Der Babyelefant hat in Österreich schon bessere Zeiten gesehen: „Der ist schwer angeschossen“, sagte Verfassungsrechtler Andreas Janko angesichts des Urteils des Verfassungsgerichtshofs zu den Covid-19-Verordnungen. Schon seit seiner Erfindung durch eine Werbeagentur und seine flächendeckende Verbreitung durch Regierungsspots hatte er einige Häme, aber auch einige Fragen ausgelöst: Wieso ausgerechnet ein Elefant, ein Tier, das man bestenfalls aus dem Zoo kennt? Wieso kein heimisches Tier? Und wieso heißt es Babyelefant und nicht Elefantenbaby?

Dennoch: Der Babyelefant hat sich als Metapher durchgesetzt, auch wenn es den meisten Menschen ohnehin nicht schwerfallen sollte, einen Abstand von ein bis zwei Metern einigermaßen abschätzen zu können. Auf Nummer sicher gingen aber auch andere Behörden und Institution in aller Welt beim Ausbruch der Pandemie im Frühjahr.

Das australische Maß aller Dinge

Generell setzen die meisten Länder wenig überraschend auf Tiere, die heimisch sind und mehr oder weniger symbolisch für das Land stehen. Ganz vorne ist dabei Australien, wo, erraten, das Känguru als Maß aller Dinge gilt.

Wer es lieber ein bisschen exotischer mag, für den tut es auch ein Kasuar. Der Laufvogel ist vor allem auf Neuguinea heimisch, eine Art lebt aber auch auf der australischen Kap-York-Halbinsel.

Die Veterinärklinik der Universität Sydney stellt schon gehobenere Ansprüche: Dort hat man als Motto ausgegeben, vier Koalas zwischen sich und anderen Platz haben zu lassen.

Wie lang ist ein Tapir?

Ein Tapir muss in zwei unterschiedlichen Ländern herhalten: In Malaysia wurden Plakate mit den Tieren gebastelt, und auch in Guatemala glaubt man, dass eine Tapirlänge dazu beiträgt, die Distanz besser einschätzen zu können.

Ein Rennpferd und sechs Lincoln-Hüte

In Kentucky warnt die Tourismusbehörde mit Verweis auf das berühmte Pferderennen mit einem Vollblutpferd – das im Regelfall aber wohl länger als sechs Feet, also rund 1,8 Meter ist. Bei anderen Symbolen war man genauer: Zwei Bourbon-Fässer, die je knapp 90 Zentimeter hoch sind, ergeben die gewünschte Länge – ebenso wie sechs Lincoln-Zylinder: Laut National Museum of American History, wo der Originalhut des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgestellt ist, misst dieser an der breitesten Stelle genau 30,48 Zentimeter.

Auf Abstand zum „Tiger King“

In Leon County in Florida heißt es, man solle eine Alligatorenlänge Abstand halten – wobei man sich vor Alligatoren an sich wohl noch ferner halten sollte.

Ein ähnlich gefährliches Abstandsmaskottchen hat sich die Stadt Minneapolis ausgesucht – noch dazu eines, das im Frühjahr in aller Munde war: Ein Tiger aus der Netflix-Produktion „Tiger King“ hält auf dem Sujet die beiden Erzfeinde der Dokuserie Joe Exotic und Carole Baskin auf Distanz.

Bären, Elch und Rentier

Das Städtchen Valdez in Alaska versucht es mehr mit Humor als mit tatsächlichen Orientierungsangaben, dort entsprechen die obligaten sechs Feet unter anderem zwölf Hasenjungen, 457 Moskitos und einem Braunbären.

Der Bundesstaat Alaska selbst wirbt mit einem Elch, und nebenan im kanadischen Territorium Yukon hat man gleich eine ganze Reihe an Sujets gebastelt. Als Abstandshalter fungieren da unter anderen ein Trompeterschwan, eine Fuchsfamilie, ein Riesenbiber, zwei Huskys und ein Karibu, also ein Rentier.

Abstandsregeln in unendlichen Weiten

Besonders kreativ mit Tieren ist man – naheliegenderweise – in Nationalparks und Zoos. Eisbär, Walross und Rentier illustrieren im Nationalpark Russische Arktis die Regelung, wie nah sich Menschen kommen dürfen – zumindest theoretisch. Denn bei ein paar tausend Besuchern jährlich auf einer Fläche von 14.000 Quadratkilometern macht man wohl eher mit einem Eisbären Bekanntschaft als mit fremden Menschen.

Der Guadalupe River State Park in Texas empfiehlt einen Abstand von drei Gürteltieren, 13 gehörnten Texas-Krötenechsen oder einem Alligator.

Und um genügend Abstand zwischen Mensch und Tier zu halten, legt die US-Bundesbehörde National Park Service den Besuchern nahe: Bei Menschen ist es die gewöhnte Distanz von sechs Feet, größeren Wildtieren soll man nicht näher als 300 Feet kommen, also etwa 90 Meter.