Restaurant in einem Hotel
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Infizierte im Tourismus

Köstinger versucht zu beruhigen

Im Fall der zunächst acht infizierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in zwei Hotels im Salzkammergut hat Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Freitag versucht zu beruhigen: „Alarmismus ist jetzt fehl am Platz.“ Dass das selbstgesteckte Ziel von 65.000 Tests bei Weitem nicht erreicht wird, sei nicht zufriedenstellend, gibt sie zu. Verschärfungen bei den Maßnahmen sind laut Ministerium aber keine angedacht.

Köstinger sagte im Ö1-Mittagsjournal, die Nachverfolgung der Betroffenen in St. Wolfgang habe funktioniert, und die Infizierten seien rasch isoliert worden. Zudem hätten sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihrer Freizeit angesteckt und nicht im Hotel, sagte sie und sieht sie darin auch Einzelfälle. Sie beobachte die steigenden Infektionszahlen aber mit Sorge. Ziel sei es, die Infektionsketten zu durchbrechen, dafür werde intensiv getestet.

Dass in vier Wochen nur 14.000 Abstriche genommen wurden, obwohl ursprünglich bis zu 65.000 Tests pro Woche geplant waren, sei nicht zufriedenstellend. Die Kapazitäten gebe es aber. Nun brauche es die Betriebe und deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich registrieren und regelmäßig testen lassen – das geschehe aber freiwillig. Sie setze hier auf ein gestiegenes Problembewusstsein und mehr Aufklärung, so Köstinger. Laut Ministerium steigen die Registrierungen täglich, die Testungen würden laufend mehr.

Keine Verschärfungen angedacht

Bundesweite Verschärfungen bei den Coronavirus-Maßnahmen sind laut Tourismusministerium „derzeit nicht angedacht“. Die Lage werde täglich neu bewertet. Einzelne Bundesländer wie Kärnten würden bereits Maßnahmen setzen. Auf APA-Anfrage sagte das Ministerium zudem einmal mehr, dass es für die Beauftragung der Beratungsagentur McKinsey im Zuge der Testaktionen im Tourismus – die Rede ist von 200.000 Euro wöchentlich – keine Geldflüsse aus dem Ministerium gegeben habe. Die „Kronen Zeitung“ hatte darüber zuerst berichtet.

Aus Unterlagen der Wirtschaftskammer sowie des Tourismusministeriums und Mails, die der APA vorliegen, geht hervor, dass ein Konsortium von Laboren McKinsey in der Pilotphase als operativen Umsetzungspartner engagiert haben soll.

Wie die „Krone“ am Freitag berichtet, belegen Screenshots der offiziellen Website zum Tourismusprojekt „Sichere Gastfreundschaft“ vom 17. Juli, dass McKinsey gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und dem Tourismusministerium durchaus an dem Projekt beteiligt war. Das Onlineportal Zackzack.at berichtete, dass die Labore McKinsey nicht beauftragt hätten. Ein Labor gab gegenüber Zackzack.at an, dass McKinsey pro Test zehn Euro erhalten soll. Die Opposition verlangte diesbezüglich Aufklärung, auch warum Tests in Österreich mit 85 Euro berechnet werden, in Bayern aber nur mit 52 Euro.

SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher forderte als Reaktion auf die Infektionen in den Hotels, dass die Verantwortung für die Tests in das Gesundheitsministerium wandern soll. Die SPÖ habe immer gewarnt, dass die Teststrategie im Tourismus nicht im Tourimusministerium liegen dürfe. „Eine umfassende Teststrategie hätte von den Profis im Gesundheitsministerium ausgearbeitet werden sollen“, so Kucher.

Untersuchungen zu Cluster laufen noch

Am Dienstag hatte eine Hotelmitarbeiterin im oberösterreichischen Tourismusort St. Wolfgang Coronavirus-Symptome und wurde noch am selben Tag positiv getestet. In weiterer Folge gab es zuerst acht positive Tests, mittlerweile sind es schon sechzehn, alle Praktikanten, wie der Krisenstab des Landes mitteilte. Mitarbeiter, die negativ getestet wurden und in keinem engen Kontakt zu ihren infizierten Kollegen standen, arbeiten in den betroffenen Hotels weiter. Rund 100 Gäste sind in diesen Beherbergungsstätten untergebracht.

Ob man von einem Cluster sprechen könne, hänge von weiteren Ergebnissen ab, hieß es aus dem Krisenstab des Landes Oberösterreich. Alleine am Donnerstag wurden über 200 Personen in St. Wolfgang getestet. Hier geht man eben davon aus, dass die Ansteckungen nicht in den Hotels, sondern bei Freizeitaktivitäten der Mitarbeiter erfolgten – trotz der geltenden generellen Maskenpflicht in Oberösterreich. Zur Unterbringung der positiv getesteten Personen hieß es aus dem Tourismusministerium: „Über Art und Ort der Unterbringung entscheidet die lokale Gesundheitsbehörde.“

Auch Anschober ohne Alarmismus, aber „mit Sorge“

Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Freitag angesichts der steigenden Zahl an Neuinfektionen, das sei „kein Grund für einen Alarmismus“. Am Freitag stieg die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus erneut um über 100 Fälle innerhalb eines Tages, das sei zum dritten Mal in dieser Woche dreistellig, aber weniger als die am Tag zuvor gemeldeten 170 Fälle, sagte er bei einer Pressekonferenz.

„Die Zahlen entwickeln sich etwas nach oben international“, in Österreich ist der Anstieg „stabiler“, betonte er. „Insgesamt erfüllt uns diese Entwicklung natürlich mit Sorge.“ Das sei „tatsächlich eine sehr, sehr dramatische Situation für die Weltgemeinschaft“, sagte Anschober. Bisher wurden laut Anschober 883.000 Testungen durchgeführt, aktuell hob er „starke“ Umfeldtestungen und Screening-Programme hervor. Außerdem kündigte der Gesundheitsminister „konsequentes Handeln“ bei der Einreise aus Risikogebieten an.

Männer im Supermarkt
APA/Herbert Neubauer
Seit Mitternacht gilt in Österreich ein erweiterte Maskenpflicht, darunter auch im Lebensmittelhandel

Anschober verwies zudem auf die seit Mitternacht geltende Ausweitung der Maskenpflicht. Köstinger appellierte im Mittagsjournal an die „Eigenverantwortung, Abstand zu halten“, ebenso wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, wenn Abstandhalten nicht möglich sei. Das gelte auch für den Tourismus.

Klärendes Gespräch zu Strafen mit Innenministerium

Angesichts der von der Wiener Polizei ausgesetzten Anzeigen und Organstrafmandate bezüglich der Coronavirus-Beschränkungen gebe es „keinen Grund, die Strafen infrage zu stellen“, so Anschober weiter. In den nächsten Tagen werde zur Klärung das Gespräch mit dem Innenministerium gesucht.

Nach der Aufhebung des größten Teils der Coronavirus-Ausgangsbeschränkungen durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH) müsse zudem geklärt werden, wie mit den Strafen umgegangen wird, die schon umgesetzt worden sind. Nicht die Strafen an sich seien wichtig, sondern das Bewusstsein in der Bevölkerung.

Die Wiener Polizei argumentiert, dass man keine rechtswidrigen Anzeigen legen wolle, um so „Rechtssicherheit für die Bürger zu gewährleisten“. Auch in Oberösterreich werden laut Landespolizeidirektion weder Organstrafmandate ausgestellt noch Anzeige bei den Gesundheitsbehörden erstattet, wenn sich jemand nicht an die Coronavirus-Regeln hält.