Urlauber am Ufer des Wolfgangsees
APA/Barbara Gindl
Mehr als 600 Tests

Zahlen in St. Wolfgang weiter gestiegen

Die Zahl der Fälle im Coronavirus-Cluster in St. Wolfgang hat sich am Samstagabend weiter erhöht. Am Samstagabend gab es 44 Fälle bei 628 genommenen Abstrichen. Unter den positiv Getesteten war auch ein Gast. Der Großteil der Ergebnisse wird am Sonntag erwartet.

Am Samstag wurden 258 Testergebnisse ausgewertet, wie am Abend das Land Oberösterreich der APA mitteilte. Unter den Infizierten seien Mitarbeiter von elf Betrieben, ein Gast sei betroffen (Stand: 21.00 Uhr).

Die bereits am Nachmittag bekanntgewesenen 29 CoV-Fälle in St. Wolfgang waren zum Großteil Praktikanten und Praktikantinnen aus unterschiedlichsten Schulen und Bundesländern. Auch die Infektionen von zwei ihrer Vorgesetzten sowie einer weiteren Kontaktperson waren bereits bekannt. Sie alle waren in Quarantäne geschickt worden. Das Land hatte am Nachmittag noch gehofft, dass keine Gäste betroffen seien, da die Praktikanten im Tourismus bei der Arbeit einen Mund-Nasen-Schutz trugen, so Alois Lanz, Bezirkshauptmann von Gmunden.

Gäste ließen sich in Drive-in testen

309 der durchgeführten Tests fielen auch auf Tourismusmitarbeiter, vor allem in den betroffenen Betrieben, aber auch bei Praktikantinnen und Praktikanten anderer Häuser. Die anderen 319 Tests wurden bei Gästen oder Einheimischen durchgeführt, die vom Angebot Gebrauch machten, sich bei der Drive-in-Station bei der Dienststelle des Roten Kreuzes St. Wolfgang auf Kosten des Landes testen zu lassen.

St. Wolfgang: Warten auf Testergebnisse

134 Neuinfektionen gab es von Samstag auf Sonntag in Österreich. Im besonders betroffenen Ort St. Wolfgang wird indes gespannt auf Testergebnisse gewartet. Die meisten Neuinfektionen in Österreich sind in Wien zu verzeichnen.

Im Land Salzburg gibt es laut Behörden bisher drei registrierte CoV-Infizierte, die mit dem Cluster in St. Wolfgang in Verbindung stehen – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Ein erkrankter Kabinettsmitarbeiter des Außenministeriums, der sich vergangenes Wochenende privat am Wolfgangsee aufgehalten hatte, wird laut Krisenstab nicht zum jüngsten Ausbruch gezählt. Es sei unklar, wo sich der Mann angesteckt hat.

Ein Grazer Pensionist, der nach eigenen Angaben Urlaub in einem der von dem Covid-19-Cluster betroffenen Hotels im Ort gemacht hatte, litt laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ an starken Hals- und Kopfschmerzen sowie Durchfall. Er sei aber in der Steiermark nicht getestet worden, weil er kein Fieber habe. Bei der Gesundheitshotline 1450 sei er bereits dreimal abgewimmelt worden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Wenige Stornierungen

Hans Wieser, Chef der Tourismus Wolfgangsee Gesellschaft, berichtete von ersten Stornierungen von Gästen. Eine konkrete Zahl konnte er nicht nennen, es sei aber nicht dramatisch. „Einige Betriebe sagen, es hat sich gar nichts getan, andere sagen, etwa ein Zehntel hat storniert.“ Es gebe aber auch Personen, die sich melden, weil sie jetzt eine Möglichkeit sehen würden, ein freies Zimmer zu bekommen.

Die Behörden waren sicher, dass die Ansteckungen nicht in den betroffenen Betrieben, sondern in der Freizeit stattgefunden haben. „Die infizierten Praktikanten waren auf unterschiedliche Quartiere verteilt untergebracht und wohnten vielfach in Doppel- und Dreibettzimmern“, sagte Wieser. In ihrer Freizeit sei es immer wieder zu Treffen der Gruppen gekommen – in zwei Lokalen, nach der Sperrstunde offenbar auch im privaten Bereich.

Sperrstunde vorverlegt

„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob die Ansteckung in den Quartieren, wo sie wohnen, schlafen und auch gemeinsam essen, stattgefunden hat, oder in bestimmten Lokalen passiert ist“, sagte auch Bezirkshauptmann Lanz. Einige von den Praktikanten waren in den beiden vorerst über das Wochenende geschlossenen Nachtlokalen „13er Haus“ und „W3“ unterwegs gewesen. Die Behörden haben am Samstag die Sperrstunde in allen Gastgewerbebetrieben im Gemeindegebiet auf 23.00 Uhr vorverlegt. Die entsprechende Verordnung gilt vorerst bis inklusive 2. August – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Ein Teil der FußgŠngerzone in St. Wolfgang am Freitag den 24. Juli 2020.
APA/Barbara Gindl
Die Urlaubsstimmung in St. Wolfgang wird aktuell von mehreren CoV-Fällen getrübt

Von Infektionen betroffen waren zuletzt die sieben Hotels Furian, Berau, Seevilla, St. Peter, Scalaria, Strandhotel St. Wolfgang und das Hotel Leopoldhof. Zudem wurden Infektionen im Umfeld der Pizzeria Mirabella und der beiden genannten Nachtlokale festgestellt.

Gäste sollten in Unterkünften bleiben

Die Gemeinde ersuchte auf ihrer Website Bewohner, Gäste und Tourismusmitarbeiter, am Samstagabend möglichst zu Hause beziehungsweise in den Unterkünften zu bleiben. „Das ist keine behördliche Anordnung, sondern eine Empfehlung des Landeskrisenstabs, bis die Testergebnisse vorliegen“, sagte Hans Wieser von der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft zur APA. Das Ersuchen gelte auch nur für den Samstag und sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. In der Information werden alle Betroffenen um Verständnis für den Schritt ersucht und gebeten, die bekannten Schutzmaßnahmen genau einzuhalten.

Das Land riet auch jenen Gästen, die sich seit dem 17. Juli 2020 in einem dieser Tourismusbetriebe aufgehalten haben, ihren Gesundheitszustand genau zu beobachten. Im Falle auftretender Symptome wie Kurzatmigkeit, Halsschmerzen, Entzündungen der oberen Atemwege, Fieber, trockenem Husten oder plötzlichem Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns sollte umgehend die Gesundheitshotline 1450 kontaktiert werden.

Mitarbeiterin bereits am Dienstag mit Symptomen

Die aktuellen Fälle hatten sich gezeigt, als eine erkrankte Frau Symptome zeigte und am vergangenen Dienstag positiv getestet wurde. Die Tests waren damit nicht Teil der vom Tourismusministerium angekündigten großflächigen Screenings in Urlaubsregionen. Am Mittwoch wurden die Kollegen der Frau getestet – sieben weitere Ergebnisse waren positiv. Alle reisten sofort ab und befinden sich in Heimquarantäne. Auch die anderen positiv getesteten Personen befinden sich nun in Quarantäne.

Am Freitag hatte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) versucht zu beruhigen: „Alarmismus ist jetzt fehl am Platz.“ Köstinger sagte im Ö1-Mittagsjournal von Freitag, die Nachverfolgung der Betroffenen in St. Wolfgang habe funktioniert, und die Infizierten seien rasch isoliert worden. Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Freitag angesichts der steigenden Zahl an Neuinfektionen, das sei „kein Grund für einen Alarmismus“.