Ansicht von St. Wolfgang im oberšsterreichischen Salzkammergut
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Cluster in St. Wolfgang

Noch viele Testergebnisse ausständig

Der Coronavirus-Cluster im Tourismusort St. Wolfgang im oberösterreichischen Salzkammergut ist bis Sonntagabend auf nunmehr 53 Infizierte gewachsen. Die bis Samstagabend durchgeführten 628 Tests sind damit vollständig ausgewertet. Auch am Sonntag wurden 419 Tests durchgeführt, deren Ergebnisse sind noch offen und sollen am Montag vorliegen.

Ob sich unter den neuen Fällen weitere Gäste befanden, ist bisher unklar. Von den bis Samstagabend bekannten CoV-positiv getesteten Personen waren 43 Mitarbeiter im Tourismus, die meisten von ihnen Praktikanten, einer ein Gast. „Die Infektionsketten können alle nachvollzogen werden“, erklärte dazu das Land. Zu den zehn bereits am Freitag betroffenen Betrieben kam am Samstag noch das bekannte Hotel „Weisses Rössl“ hinzu. Bei den neun weiteren Fällen ist der Hintergrund noch unklar.

Gleichzeitig dürften auch am Sonntag erneut zahlreiche Gäste, Einheimische und Tourismusmitarbeiter von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, sich bei der Drive-In-Station des Roten Kreuzes testen zu lassen. Dem Vernehmen nach war der Andrang stark, die Wartezeit soll bis zu eine Stunde betragen haben. Insgesamt wurden am Sonntag 419 Tests durchgeführt.

Coronavirus-Testung bei der Drive-In-Station vor der Dienststelle des Roten Kreuz St. Wolfgang
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Der Andrang auf die Drive-In-Station des Roten Kreuzes war stark

Ob wegen der jüngsten Häufung von positiven Fällen neben der Vorverlegung der Sperrstunde in allen Gastgewerbebetrieben von St. Wolfgang weitere behördliche Schritte geplant sind, war am Sonntagabend noch offen. „Hinsichtlich weiterer Maßnahmen wird erst nach Vorliegen aller Testergebnisse entschieden“, teilte das Land mit.

Alle erkrankten Mitarbeiter befinden sich in Heimquarantäne. Beim Vorgehen hinsichtlich der positiv getesteten Mitarbeiter als auch beim Vorgehen hinsichtlich von Gästen, unabhängig ob positiv oder negativ, halte sich das Land Oberösterreich strikt an die Vorgaben des Bundes, hieß es.

Positiv getestete Gäste dürfen nur mit den sogenannten „Covid-Taxis“, also Einsatzwägen der Blaulichtorganisationen, nach Hause transportiert werden. Gilt ein Gast hingegen als Kontaktperson der Kategorie 1, kann er mit dem eigenen Pkw und einem negativen PCR-Test selbst die Heimreise antreten.

Gemeinde sieht Infektionskette durchtrennt

Der Bürgermeister und der Tourismusdirektor von St. Wolfgang, Franz Eisl und Hans Wieser, sind am Sonntagabend in einer Presseaussendung davon ausgegangen, mit der „raschen und konsequenten Reaktion“ auf die ersten Infektionen im Ort erfolgreich gewesen zu sein. Zu diesem Zeitpunkt standen die Ergebnisse von rund 560 Tests von Samstag bzw. Sonntag noch aus.

Beide freuten sich aber über den jüngsten Rückgang bei der Steigerung der Infektionszahlen. Mit großflächigen Testungen habe man die infizierten Personen schnell gefunden und die Infektionskette durchtrennt. Die Testreihe in St. Wolfgang sei einer der umfangreichsten gewesen, die bisher in einem räumlich so eng begrenzten Gebiet durchgeführt wurden.

Man habe dazu die Verdachtstests durch die oberösterreichischen Gesundheitsbehörden mit den freiwilligen Tests des Tourismusministeriums kombiniert. „Das erklärte Ziel ist es, alle Betriebe in St. Wolfgang über den Sommer regelmäßig durchzutesten, um so eine optimale Sicherheitslage zu gewährleisten“, teilten Eisl und Wieser mit.

Gäste werden noch einmal kontaktiert

Darüber hinaus sei am Sonntag beschlossen worden, alle Gäste aus den betroffenen Betrieben noch einmal zu kontaktieren, die seit dem 15. Juli in St. Wolfgang zu Gast waren. In der Tourismusinformation wurde zudem eine Hotline für Gäste eingerichtet (06138/8003). Sie steht auch jenen zur Verfügung, die einen Aufenthalt in St. Wolfgang geplant haben.

Sowohl der Bürgermeister als auch der Tourismusdirektor verteidigten in ihrem Schreiben auch die infizierten Praktikantinnen und Praktikanten. Die zum überwiegenden Teil sehr jungen Menschen seien hier unverschuldet und völlig überraschend in eine sehr unangenehme Situation gekommen.

Die meisten der infizierten Praktikanten hielten sich mittlerweile nicht mehr im Ort auf, sondern seien bereits zu Hause, hieß es. Tourismusdirektor Wieser berichtete zugleich von verstärkten Stornierungen von Gästen. „Nachdem Medien in Deutschland das Thema aufgegriffen haben, verzeichnen wir seit heute eine höhere Zahl an Absagen und Stornos.“

„13er Haus“ und „W3“ bleiben zu

Die beiden Lokale „13er Haus“ und „W3“, wo einige der infizierten Praktikanten unterwegs gewesen waren, bleiben vorerst weiter geschlossen.

Unterdessen kritisierte die SPÖ Oberösterreich am Sonntag, dass Touristen in St. Wolfgang binnen kürzester Zeit auch ohne Symptome zum Test zugelassen werden und das Ergebnis erhalten, während Bürger im Bundesland selbst bei positiv getesteten Angehörigen der Test vorenthalten werde. SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder berichtete in einer Aussendung von der E-Mail einer Frau, die wegen eines positiven Tests in der Familie für 26 Tage zuhause in Quarantäne bleiben muss, selbst aber nicht getestet werde.

Anschober sieht „besondere Herausforderung“

Der Cluster in St. Wolfgang stelle „eine besondere Herausforderung dar“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) heute. Sein Ressort und die Landesbehörden würden sich bei der Vorgehensweise intensiv abstimmen. Die nächsten Wochen sieht er als eine „Phase der Weichenstellung“ in der CoV-Krise. „Es war klar, dass nach zehn Öffnungsschritten, den Grenzöffnungen und dem Start der Tourismussaison das Risiko steigen wird und verstärkt regionale Clusterbildungen eintreten werden“, so Anschober.