Postkarten im Ortszentrum von St. Wolfgang
APA/Barbara Gindl
Tests laufen weiter

Über 50 Infektionen in St. Wolfgang

Im Urlaubsort St. Wolfgang im Salzkammergut (Oberösterreich) ist die Zahl der ermittelten Infektionen bis Sonntagabend auf 53 gestiegen. Damit wurden inzwischen alle am Samstag vorgenommenen 628 Tests ausgewertet. Offen sind noch die Ergebnisse von 419 weiteren Tests, deren Ergebnisse sollen im Laufe des Tages vorliegen.

Bei den positiv Getesteten handelte es sich laut Oberösterreichs Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) um 52 Mitarbeiter sowie einen Gast. Von den bis Samstagabend bekannten CoV-positiv getesteten Personen waren die meisten Praktikanten. Zu den zehn bereits am Freitag betroffenen Betrieben kam am Samstag noch das bekannte Hotel „Weisses Rössl“ hinzu.

Keine Betriebsschließungen angedacht

Im Land gab man sich inzwischen vorsichtig optimistisch. Tourismuschef Hans Wieser äußerte im Ö1-Morgenjournal die Hoffnung, dass sich die Infektion nicht weiter ausbreite. Betriebsschließungen oder gar eine Schließung des Ortes seien aus aktueller Sicht nicht angedacht. Die beiden Lokale „13er Haus“ und „W3“, in denen zahlreiche Betroffene unterwegs waren, bleiben aber vorerst zu. Gesundheitslandesrätin Haberlander schloss Schließungen nicht aus, sollten sich die Infektionsketten „in eine Richtung entwickeln, die uns sorgen“. Das sei aktuell nicht der Fall.

Zahl der Infizierten in St. Wolfgang stieg auf 53

Der Coronavirus-Cluster im Tourismusort St. Wolfgang im oberösterreichischen Salzkammergut ist auf 53 Infizierte gewachsen. Damit stieg die Zahl der positiv getesteten Personen zuletzt um neun.

Nehammer: Quarantäne für Ort nicht wahrscheinlich

Eine Quarantäne für den Ort oder einzelne Ortsteile zeichne sich nicht ab, so auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Montag am Rande einer Pressekonferenz in Salzburg. „Weil man in der Lage ist, die Cluster rasch zu identifizieren und die Menschen zu isolieren.“ Auch Betriebsschließungen seien nicht angedacht. Ziel sei es immer gewesen, flächendeckende Maßnahmen zu verhindern. Wie der Cluster im Ort im angekündigten Ampelsystem des Bundes beurteilt worden wäre, konnte Nehammer heute nicht sagen. Die ersten „Pflöcke“ der Ampelregelung sollen ihm zufolge beim Ministerrat am Donnerstag präsentiert werden.

Pessimistisch bezüglich des Verlaufs der Saison zeigte sich im Morgenjournal die Besitzerin des „Weissen Rössl“, Gudrun Peter: Sie traue sich keine Prognose mehr abzugeben, auch ihr Haus sei von Storno betroffen. „Es ist völlig unplanbar. Ich gehe davon aus, dass diese Saison damit mehr oder weniger zu Ende ist.“ Für sie hängt die große Aufmerksamkeit für den Cluster mit der großen Bekanntheit des Ortes zusammen – dieser sei „Fluch und Segen“.

Schutzmaskenpflicht auch in Salzburger Wolfgangsee-Orten

Der Cluster in St. Wolfgang wirkt sich mittlerweile auch auf die Maßnahmen in den Nachbargemeinden St. Gilgen und Strobl auf der Salzburger Seite des Sees aus. Dort müssen ab Mitternacht all jene Mitarbeiter im Tourismusbereich einen Mund-Nasen-Schutz tragen, die Kontakt mit Gästen haben – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Hoher Andrang in Drive-in

Am Sonntag machten erneut zahlreiche Gäste, Einheimische und Tourismusmitarbeiter von der Möglichkeit Gebrauch, sich bei der Drive-in-Station des Roten Kreuzes testen zu lassen. Dem Vernehmen nach war der Andrang stark, die Wartezeit soll bis zu eine Stunde betragen haben. Gleichzeitig wurde das Zeitfenster für Tests von drei auf fünf Stunden ausgeweitet. Insgesamt wurden am Sonntag 419 Tests durchgeführt. Zuletzt hielten sich rund 2.300 Gäste in St. Wolfgang auf.

Coronavirus-Testung bei der Drive-In-Station vor der Dienststelle des Roten Kreuz St. Wolfgang
APA/Fotokerschi.at/Kerschbaummayr
Der Andrang auf die Drive-in-Station des Roten Kreuzes war stark

Gemeinde sieht Infektionskette durchtrennt

Bürgermeister Franz Eisl und Tourismusdirektor Wieser gingen am Sonntagabend in einer Presseaussendung davon aus, mit der „raschen und konsequenten Reaktion“ auf die ersten Infektionen im Ort erfolgreich gewesen zu sein. Zu diesem Zeitpunkt standen die Ergebnisse von rund 560 Tests von Samstag bzw. Sonntag noch aus.

Beide freuten sich aber über den jüngsten Rückgang bei der Steigerung der Infektionszahlen. Mit großflächigen Testungen habe man die infizierten Personen schnell gefunden und die Infektionskette durchtrennt. Die Testreihe in St. Wolfgang sei einer der umfangreichsten gewesen, die bisher in einem räumlich so eng begrenzten Gebiet durchgeführt wurden.

Man habe dazu die Verdachtstests durch die oberösterreichischen Gesundheitsbehörden mit den freiwilligen Tests des Tourismusministeriums kombiniert. „Das erklärte Ziel ist es, alle Betriebe in St. Wolfgang über den Sommer regelmäßig durchzutesten, um so eine optimale Sicherheitslage zu gewährleisten“, teilten Eisl und Wieser mit.

Hotline für Gäste

In der Tourismusinformation wurde zudem eine Hotline für Gäste eingerichtet (06138/8003). Sie steht auch jenen zur Verfügung, die einen Aufenthalt in St. Wolfgang geplant haben. Sowohl der Bürgermeister als auch der Tourismusdirektor verteidigten in ihrem Schreiben die infizierten Praktikantinnen und Praktikanten. Die zum überwiegenden Teil sehr jungen Menschen seien hier unverschuldet und völlig überraschend in eine sehr unangenehme Situation gekommen.

Die meisten der infizierten Praktikanten hielten sich mittlerweile nicht mehr im Ort auf, sondern seien bereits zu Hause, hieß es. Tourismusdirektor Wieser berichtete zugleich von verstärkten Stornierungen von Gästen. „Nachdem Medien in Deutschland das Thema aufgegriffen haben, verzeichnen wir seit heute eine höhere Zahl an Absagen und Stornos.“

Unterdessen kritisierte die SPÖ Oberösterreich am Sonntag, dass Touristen in St. Wolfgang binnen kürzester Zeit auch ohne Symptome zum Test zugelassen werden und das Ergebnis erhalten, während Bürger und Bürgerinnen im Bundesland selbst bei positiv getesteten Angehörigen der Test vorenthalten werde. SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder berichtete in einer Aussendung von der E-Mail einer Frau, die wegen eines positiven Tests in der Familie für 26 Tage zu Hause in Quarantäne bleiben muss, selbst aber nicht getestet werde.

Anschober sieht „besondere Herausforderung“

Der Cluster in St. Wolfgang stelle „eine besondere Herausforderung dar“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Sonntag. Sein Ressort und die Landesbehörden würden sich bei der Vorgehensweise intensiv abstimmen. Die nächsten Wochen sieht er als eine „Phase der Weichenstellung“ in der CoV-Krise. „Es war klar, dass nach zehn Öffnungsschritten, den Grenzöffnungen und dem Start der Tourismussaison das Risiko steigen wird und verstärkt regionale Clusterbildungen eintreten werden“, so Anschober.

In Salzburg liefen CoV-Tests im Tourismus trotz der Ereignisse in St. Wolfgang nur zäh an: Bisher wurden erst 3.000 der angepeilten 10.000 Tourismusbeschäftigten bei der wöchentlichen Durchtestung erreicht – mehr dazu in salzburg.ORF.at. In Vorarlberg wurden in der vergangenen Woche über 1.000 Beschäftigte getestet – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.