Touristen am Flughafen in Athen
AP/Thanassis Stavrakis
Tourismus

Griechenlands schwieriger Sommer

Mit überraschend eingeführten Einreiseregeln – Stichwort: QR-Code – hat Griechenland Anfang Juli für Verwirrung bei Touristinnen und Touristen gesorgt. Nach einem holprigen Start hat sich das System, das eine Einschleppung des Coronavirus aus dem Ausland verhindern soll, einigermaßen eingespielt. Der Sommer ist für die griechischen Touristiker trotzdem alles andere als einfach. Die Hoffnungen ruhen auf einer verlängerten Saison.

Griechenlands Tourismus eilte in den vergangenen Jahren von Rekord zu Rekord. Ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts hängt direkt vom Fremdenverkehr ab, ebenso wie fast ein Viertel aller Jobs im Land. Die Einnahmen halfen der krisengeplagten Wirtschaft des Landes wieder in die Spur. Der weltweite Ausbruch des Coronavirus hat das Wachstum aber wieder abrupt beendet.

Dabei ist Griechenland verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen: Insgesamt wurden bisher knapp über 4.200 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet, etwas mehr als 200 Menschen starben an Covid-19. Zum Vergleich: In Österreich, das knapp 1,9 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner weniger hat, liegt die Zahl aller jemals verzeichneten Fälle bei über 20.000; fast 700 Menschen sind infolge der Infektion verstorben.

Strand von Porto Katsiki
Reuters/Dimitris Rapakousis
Der Sommertourismus in Griechenland ist schleppend angelaufen

Hoffen auf verlängerte Saison

Ungeachtet der stabilen CoV-Situation herrscht in vielen griechischen Urlaubsorten Leere. Auf dem Festland seien die Hotels gerade einmal zu einem Viertel ausgelastet, berichtete das Nachrichtenmagazin „Politico“ Mitte Juli. Bei der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr in Wien zeigt man sich unterdessen vorsichtig optimistisch. „Die Saison läuft verhältnismäßig gut“, sagte Direktorin Helena Melita gegenüber ORF.at. Man erwarte, dass das Gästeaufkommen heuer zwischen 40 und 45 Prozent eines „normalen Jahres“ betragen werde.

Die Hoffnung ruht auf einer verlängerten Saison, sprich: dass Urlaubsgäste auch im Herbst und Winter kommen. Auf Inseln wie Kreta, Rhodos und Kos sei ein Badeurlaub bis in den Oktober hinein möglich, betonte Melita, zudem verfüge Griechenland über ein umfangreiches Kultur- und Freizeitangebot, was das Land zur „Ganzjahresdestination“ mache. Ob sich die Hoffnung angesichts einer möglichen zweiten CoV-Welle im Herbst erfüllen wird, ist schwer vorauszusagen.

Leere Betten, erhöhte Infektionszahlen

Seit Mitte Juni dürfen Gäste aus vielen Ländern – darunter Österreich – wieder nach Griechenland einreisen. Anfang Juli nahmen die Regionalflughäfen und der Fährverkehr zwischen den Inseln den Betrieb auf. Die Lockerungen stellten die griechische Regierung vor ein Dilemma. Politik und Wissenschaft sei bewusst gewesen, dass die Öffnung der Grenzen teilweise zu einem Anstieg der Fälle führen werde, erklärte Gesundheitsminister Vassilis Kikilias, „aber die Wirtschaft und der Tourismus müssen überleben“.

Die Zahlen gingen wie erwartet nach oben. Vor allem Urlauberinnen und Urlauber aus den Balkan-Staaten brachten das Virus ins Land. Seit 1. Juli seien Infektionen bei mehr als 340 Urlauberinnen und Urlaubern festgestellt worden, sagte Zivilschutzminister Nikos Hardalias.

Touristen am Flughafen in Heraklion
AP/Harry Nakos
Die Öffnung der Grenzen für Reisende stellt für Griechenland ein Dilemma dar – auf der einen Seite steht die Angst vor eingeschleppten Infektionen, auf der anderen die Sorge um die Wirtschaft

Die griechischen Behörden haben die Gangart mittlerweile wieder verschärft: Personen, die über den Landweg aus Bulgarien einreisen, müssen einen PCR-Test machen. Wer über den Luftweg aus Bulgarien oder Rumänien kommt, hat auf dem Flughafen einen negativen PCR-Test vorzulegen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Zudem kehrt Griechenland zur allgemeinen Maskenpflicht in Geschäften und anderen geschlossenen öffentlichen Räumen zurück.

Angst vor der Quarantäne

Österreicherinnen und Österreicher, die nach Griechenland wollen, müssen vorab online ein Anmeldeformular mit einem Fragebogen ausfüllen. Die Registrierung muss mindestens 24 bis 48 Stunden vor der Einreise auf dem Luftweg bzw. 48 bis 72 Stunden vor der Einreise auf dem Land- und Seeweg erfolgen. Angegeben werden muss unter anderem, wo man in sich in den ersten sieben Tagen in Griechenland aufhalten wird. Um Mitternacht vor dem Anreisetag erhält man dann einen persönlichen QR-Code, der bei der Ankunft darüber entscheidet, ob man zum CoV-Test muss. Passagieren, die sich nicht rechtzeitig anmelden, drohen Strafen von bis zu 500 Euro.

Das Ergebnis des PCR-Tests liegt binnen 24 Stunden vor. In dieser Zeit sollen sich Getestete in Social Distancing üben. Positiv Getestete werden von den Behörden telefonisch kontaktiert und werden für 14 Tage in eigens eingerichteten Quarantänehotels untergebracht. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung trägt der griechische Staat. Unter bestimmten Umständen kann die Quarantäne auch im gebuchten Quartier absolviert werden – die Entscheidung darüber obliegt allerdings den griechischen Behörden.

Touristen werden an der Grenze zu Griechenland getestet
APA/AFP/Sakis Mitrolidis
Die Kosten für die PCR-Tests bei der Einreise trägt der griechische Staat – auf einen in Österreich gemachten Test können sich Reisende nicht verlassen

Ob ein aktueller, in Österreich gemachter Test akzeptiert wird, hängt offiziell ebenfalls vom Ermessen der Behörden an Ort und Stelle ab. „In 99 Prozent der uns bekannten Fälle wurde er nicht anerkannt“, sagte Mary Lemonis von Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr gegenüber ORF.at. Sie betonte, dass Griechenland einerseits über ausreichende Testkapazitäten verfüge. Andererseits wolle der griechische Staat das Reisebudget der Touristinnen und Touristen nicht strapazieren und übernehme daher die Kosten für die Testungen bei der Einreise.

Eine Frage, die sich viele stellen, lautet: Was passiert, wenn ein Passagier in meinem Flugzeug positiv auf das Coronavirus getestet wird? In solch einem Fall werden laut Lemonis alle Fluggäste, die eine Reihe vor oder hinter der betroffenen Person gesessen sind, kontaktiert. Ob man sich einem PCR-Test unterziehen muss, liege dann im Ermessen der Gesundheitsbehörde, so Lemonis.

Datenschutzerklärung wurde nachgereicht

Die griechische Regierung hatte das neue Einreisesystem Ende Juni überraschend angekündigt. IT-Pannen und die kurze Vorlaufzeit sorgten anfangs für chaotische Zustände auf den Flughäfen. Was mit den Daten der Einreisenden passiert, war anfangs ebenfalls unklar. Mittlerweile wurde das Anmeldeformular um eine Datenschutzerklärung ergänzt. „Ab dem Moment der Einreise werden die Daten für 23 Tage in Evidenz gehalten und anschließend gelöscht“, so Lemonis.

EU-Website zu Maßnahmen

Auf einer Website der EU-Kommission können Touristen und Touristinnen ihr Zielland eingeben und herausfinden, welche Bestimmungen dort zu beachten sind.

Zudem konnten nach Angaben von Tourismusdirektorin Melita „Missverständnisse“ mit Wizz Air ausgeräumt werden. Die Billigfluglinie hatte vergangene Woche auf dem Flughafen Wien-Schwechat einigen Passagiere die Mitreise verweigert. Der Grund: Die Betroffenen hatten keinen QR-Code für ihre Kinder mit dabei. Babys und Kleinkinder brauchen diesen Code nicht, sie müssen lediglich von den Eltern mitregistriert werden. Wizz-Air-Kommunikationschef Andras Rado erklärte dazu auf Anfrage von ORF.at: „Nach erneuten Gesprächen mit den griechischen Behörden können Familien mit einem gemeinsamen QR-Code für ihre Kinder einreisen.“