Hammerhai
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Galapagosinseln

Sorge über große chinesische Fischerflotte

Eine ungewöhnlich große Flotte vorrangig chinesischer Fischkutter vor dem Naturparadies der Galapagosinseln lässt dort die Alarmglocken schrillen. Vergangene Woche wurden rund 260 Schiffe unmittelbar an der Grenze zu der geschützten Meeressonderwirtschaftszone lokalisiert, welche den Archipel umgibt. Für die sensible Flora und Fauna ist der Fischfang eine Bedrohung.

„Wir sind in Alarmbereitschaft, führen Überwachung und Patrouillen durch. Wir wollen vermeiden, dass sich ein Vorfall wie im Jahr 2017 wiederholt“, so der ecuadorianische Verteidigungsminister Oswaldo Jarrin gegenüber Medien. Damals war ein chinesisches Schiff mit rund 300 Tonnen Thunfisch und Hai an Bord in den Galapagos-Gewässern abgefangen worden. Der Vorfall hatte für große Empörung gesorgt.

Alljährlich versuchen internationale Fischereiunternehmen, mit der Vielfalt der Galaposinseln Profit zu machen. Es lockt nicht nur die enorme Biodiversität, sondern auch die dichteste Biomasse an Haien auf der ganzen Welt – und der Handel mit Haifischflossen ist nach wie vor ein Millionengeschäft.

Doch heuer ist die Flotte besonders groß: Auf Satellitenkarten zeigen sich Dutzende, eng gedrängte Schiffe entlang der Grenze der Sonderzone. Konkret ankern die Schiffe in einem Korridor zwischen der Inselgruppe und dem ecuadorianischen Festland, der als internationales Gewässer gilt.

Ein Seelöwe und Doktorfische im Meer vor den Galapagos-Inseln
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Die Galapagosinseln zählen zum UNESCO-Weltnaturerbe und inspirierten Charles Darwin

„Größe und Aggressivität große Bedrohung“

Bis jetzt habe kein Schiff versucht, in die Sonderwirtschaftszone einzudringen. Doch in Ecuador gibt man sich alarmiert. Denn der Bereich, in dem die Schiffe ankern, dient zahlreichen Meerestieren als Migrationsroute. Viele Tiere haben einen Bewegungsradius, der weit über die Schutzzone hinausgeht, und sind dazu noch gefährdet, etwa der Hammerhai. „Die Größe und Aggressivität dieser Flotte ist eine große Bedrohung für das Gleichgewicht bei den Spezies von Galapagos“, so die ehemalige ecuadorianische Umweltministerin Yolanda Kakabadse zur britischen Zeitung „The Guardian“.

Die Galapagos-Insel Bartolome
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Die Artenvielfalt des Gebiets ist einzigartig

Weiters schadet es dem gesamten Ökosystem, wenn große Tiere durch Menschen aus der Nahrungskette herausgenommen werden. Der Fang von Thun- und Schwertfischen, Barschen, Goldmakrelen und Haien löst laut Fachleuten eine Kettenreaktion aus. Gleichzeitig kam es in der Vergangenheit durch Fischereioperationen immer wieder zum „Shark-Finning“ – einer illegalen Praxis, bei der Haien die Flossen abgetrennt und die Tiere zurück ins Meer geworfen werden. Das war bei auch bei dem Vorfall im Jahr 2017 der Fall, so eine im selben Jahr erschienene Studie von Meeresbiologen aus mehreren Ländern.

Korridor soll geschlossen werden

Es wird befürchtet, dass die Meere auch heuer ausgebeutet werden könnten. Man wolle in diplomatische Verhandlungen mit Peking treten, um die Fischerei zu unterbinden: „Unkontrollierte chinesische Fischerei an der Grenze der geschützten Zone untergräbt Ecuadors Bemühungen, die Meeresflora und -fauna der Galapagosinseln zu schützen“, so Roque Sevilla, ehemaliger Bürgermeister der Hauptstadt Quito zum „Guardian“. Er arbeite derzeit mit Kakabadse an einer neuen Schutzstrategie. Diese sieht eine Ausweitung der Schutzzone und ein Schließen des internationalen Korridors vor, auf dem aktuell die Schiffe ankern.

Fischer- und Touristenboote vor den Galapagos-Inseln
AP/Adrian Vasquez
Touristen- und Fischerboote vor der Küste der Galaposinseln

Chinesischer Einfluss in Ecuador enorm

Zum Hemmschuh der Bemühungen könnte aber werden, dass der chinesische Einfluss in Ecuador immens ist. Das lateinamerikanische Land ist bei China hoch verschuldet. Ecuadors Erdölförderung fließt deswegen zur Schuldentilgung fast ausschließlich nach China. Damit mehr Erdöl gefördert werden kann, wird zunehmend auf Quellen in ökologisch sensiblen Gebieten zurückgegriffen. Über die Investitionspolitik hat China auch enormen Einfluss auf die infrastrukturelle Entwicklung des Landes.

China verfolgte in der jüngsten Vergangenheit eine zunehmend aggressive Hochseepolitik. Auch in anderen Teilen der Welt sorgen chinesische Fischereioperationen immer wieder für Konflikte – etwa auf den Philippinen und Vietnam. Beobachter werten das nicht zuletzt als Taktik Chinas, um im Konflikt rund um das Südchinesische Meer Druck auszuüben.