Australische Dozentin im Iran in berüchtigtes Gefängnis verlegt

Seit fast zwei Jahren sitzt die Australierin Kylie Moore-Gilbert im Iran im Gefängnis. Die Dozentin der Universität Melbourne wurde nach dem Besuch einer wissenschaftlichen Konferenz im September 2018 auf dem Flughafen von Teheran festgenommen. In einem anschließenden Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde sie zu zehn Jahren Haft wegen Spionage verurteilt. Bis heute ist unklar, was ihr die iranischen Behörden tatsächlich vorwerfen.

Bisher war Moore-Gilbert in einem Gefängnis in Teheran interniert. Wie mehrere britische und australische Medien, darunter der „Guardian“, heute berichteten, wurde sie nun in das berüchtigte Ghartschak-Gefängnis verlegt. Die isolierte und überfüllte Haftanstalt gilt als eines der schlimmsten Gefängnisse des Landes.

Erst im vergangenen Monat listete das US-Außenministerium Ghartschak als eine Einrichtung auf, die für „außergerichtliche Tötungen, Folter oder andere grobe Verletzungen der international anerkannten Menschenrechte“ verantwortlich sei. Darüber hinaus gab es zuletzt Berichte über einen Ausbruch des Coronavirus in dem Gefängnis.

Ort, um Gefangene „zu brechen“

Richard Ratcliffe, Ehemann der seit 2016 im Iran inhaftierten britisch-iranischen Journalistin Nazanin Zaghari-Ratcliffe, bezeichnete Ghartschak laut BBC als einen Ort, an den „die Behörden weibliche politische Gefangene schicken, um sie zu brechen“.

Im Jänner wurden Briefe Moore-Gilberts bekannt, die sie an offizielle iranische Stellen adressiert hatte. Darin erhebt die Australierin den Vorwurf, der Iran habe versucht, sie als Agentin zu rekrutieren und ihr im Gegenzug ihre Freilassung versprochen. Das habe sie aber abgelehnt.

In einem Telefongespräch mit Resa Chandan, dem Ehemann der inhaftierten Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, sagte Moore-Gilbert vor Kurzem, sie fühle sich hoffnungslos, isoliert und deprimiert. Ihre Eltern habe sie das letzte Mal vor einem Monat anrufen können.

Auch Österreicher im Iran in Haft

Im Iran sind zahlreiche Ausländer mit dem Verweis auf vorgebliche Spionage inhaftiert. Unter den Gefangenen befinden sich auch die beiden österreichischen Staatsbürger Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb.

Im Mai wurde der 73-jährige Mossaheb zu zehn Jahren Haft verurteilt – offiziell wegen Spionage für Israel und Deutschland. Beweise dafür lagen beim Prozess aber nicht einmal dem Anwalt vor. Der österreichische Staatsbürger mit iranischen Wurzeln war im Jänner 2019 bei einer Wirtschaftsreise im Iran festgenommen worden. Laut seiner Familie geht es Mossaheb gesundheitlich schlecht. Die iranischen Behörden würden darauf aber keine Rücksicht nehmen.