Wiener Erben und Sammlung einigen sich über Nazi-Raubbild

Die „Madonna und Kind mit dem jungen hl. Johannes und zwei Engeln“ des Renaissancemalers Jacopo del Sellaio – einst von den Nazis geraubt – bleibt in der Sammlung Cerruti im Castello di Rivoli nahe Turin. Die aus Wien stammenden Erben werden allerdings für ihren Verlust entschädigt. Diese Einigung gaben gestern beide Parteien bekannt.

Das vom Florentiner Sellaio um 1480 geschaffene Andachtsbild war 1936 vom jüdischen Kunstsammler Gustav Arens erworben worden. Nach Arens’ Tod im selben Jahr 1936 ging das Gemälde in den Besitz seiner Tochter Ann Arens Unger über. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland wurde die gesamte Sammlung Unger mit ihren 120 Gemälden zunächst beschlagnahmt und erst gegen Zahlung eines Lösegeldes freigegeben. Auf der Flucht in die USA blieben die Kunstwerke in einem Pariser Zolllager hängen, wo sie 1942 von den deutschen Behörden eingezogen wurden.

Erst 1985 wieder aufgetaucht

Auch wenn die Familie nach dem Krieg viele Bilder wiederfand, blieb der Sellaio verschwunden. Er tauchte erst 1985 – ohne Wissen der Erben – bei einer Christie’s-Auktion in London wieder auf und gelangte schließlich „in gutem Glauben erworben“ in die Sammlung des Turiners Francesco Federico Cerruti, der sie nach seinem Tod 2015 dem Castello di Rivoli nahe Turin vermachte. Diese ließ das Renaissancegemälde untersuchen, erkannte seine Provenienz und machte sich auf die Suche nach den Erben. Sie fanden sie unter anderen in Person von Grete Unger Heinz, Enkelin von Gustav Arens. Man einigte sich nun auf eine Entschädigung. Im Gegenzug bleibt die „Madonna“ aber in der Sammlung Cerruti in der Villa ausgestellt, die der Sammler für seine Kunst gebaut hat.