Gesundheitsminister Rudolf Anschober mit Grafik zu den Infektionszahlen
APA/Herbert Neubauer
Anschober mahnt

Steigende Fallzahlen bei Jungen

Angesichts der steigenden Zahl an Neuinfektionen in Österreich hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Freitag neuerlich an die Bevölkerung appelliert, mehr Risikobewusstsein zu zeigen und nicht leichtfertig zu werden. Er wandte sich dabei vor allem an junge Leute – denn inzwischen zeige sich, dass es nicht mehr ältere Menschen sind, die am meisten betroffen sind, sondern Junge.

Anschober erklärte das Phänomen anhand von vier Phasen. Gab es in der Phase eins („Naive Phase“) bis Mitte März relativ viele Fälle bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren und jenen der mittleren Altersgruppen, waren es in der darauffolgenden Phase zwei, dem „Lock-down“, bis 11. April sehr viele ältere Menschen und vergleichsweise wenige Junge.

Mit der schrittweisen Lockerung der Coronavirus-Maßnahmen im April, der Phase drei, war die Gruppe der über 85-Jährigen am stärksten betroffen, gefolgt von jener der 15- bis 24-Jährigen. Die vergangene Woche zeige nun, dass es eher die Jungen sind, die betroffen sind. Anschober verwies dabei auch auf das Cluster in St. Wolfgang – zahlreiche Praktikanten hatten sich infiziert. Von den zuletzt 70 bestätigten Fällen machten 75 Prozent Junge aus.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober
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„Diese Zahlen sollen auch jungen Leuten zu denken geben“, so Anschober.

„Wir alle können betroffen sein“

„Diese Zahlen sollen auch jungen Leuten zu denken geben“, so Anschober. „Wir alle können betroffen sein, wenn wir zu leichtfertig sind“, so der Gesundheitsminister. Er appellierte zudem an die Menschen, nicht nur „mitzumachen, wenn der Staat das anordnet“. Viel wichtiger als die eine oder andere „gesetzliche Vorgabe“ sei, die Hygienemaßnahmen und den Mindestabstand konsequent zu leben und den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, so der Minister.

Der Babyelefant sei „zwar vorerst nicht vorgeschrieben, aber wir leben ihn, lieben ihn und sind an ihn gewöhnt“, so der Minister außerdem. Der Verfassungsgerichtshof hatte in der letzten Woche die CoV-Ausgangsbeschränkungen für gesetzwidrig erklärt. Anschober ließ daraufhin in der Nacht auf Donnerstag die Coronavirus-Lockerungsverordnung ändern. Mit der Novelle ist der allgemeine Mindestabstand von einem Meter („beim Betreten öffentlicher Orte“) gegenüber haushaltsfremden Personen gefallen.

Günther Mayr (ORF) über den CoV-Anstieg bei Jungen

Günther Mayr (ORF) über den Anstieg der CoV-Infektionen bei jungen Menschen, die Auslastung des Gesundheitssystems und die Sinnhaftigkeit von Tests bei Urlaubsrückkehrern.

Bei der Pressekonferenz gab er auch einen Überblick über die aktuelle Lage. Demnach gab es mit Freitag Stand 9.30 Uhr 175 Neuinfektionen sowie 130 Neugenesene. Wien und Oberösterreich führen die Liste mit 78 beziehungsweise 45 Neuinfektionen nach wie vor an. Auch der Reproduktionsfaktor ist laut Anschober mit 1,07 Prozent stabil. Er verwies auch darauf, dass bereits am Wochenende bei den Testungen die 900.000er Marke überschritten werde.

Zahlreiche asymptomatische Fälle

Schwerpunkte würden durch die Tourismustests und große Screenings gesetzt werden, so Anschober. Diese Tests werden unabhängig davon, ob eine Person Symptome einer Coronavirus-Infektion zeigt, durchgeführt. Anschober zufolge erklärt das auch, warum es in Österreich einen so großen Anteil an asymptomatischen Fällen gebe. Es habe sich zuletzt daher auch das Phänomen der steigenden Zahlen an asymptomatischen Infektionen gezeigt, diese würden 26 Prozent der positiv Getesteten ausmachen, so der Minister.

Appell an Tourismusbetriebe

Der Gesundheitsminister appellierte an die Tourismusbetriebe, das kostenlose Testangebot für Mitarbeiter anzunehmen. „Ich würde dringend jedem Betrieb raten, das Angebot anzunehmen zur Gratistestung“, sagte er. Dabei zeigte er Verständnis für die Sorgen der Betriebe, was passiert, wenn jemand positiv getestet wird. Es gehe nicht der ganze Betrieb zugrunde, wenn ein Test positiv ist. „Es wird nicht der ganze Betrieb geschlossen“, sagte Anschober.

Steigende Fallzahlen bei Jungen

Die Zahl der CoV-Fälle in Österreich steigt weiter. Betroffen sind vor allem jüngere Menschen. Gesundheitsminister Anschober richtete einen Appell an die Bevölkerung, nicht leichtfertig zu werden und mehr Risikobewusstsein zu zeigen.

In Österreich könnten sich derzeit alle Tourismusmitarbeiter mit Gästekontakt freiwillig auf Covid-19 testen lassen. Bis zu 65.000 PCR-Abstriche sollten damit wöchentlich möglich werden, erreicht wurde diese Zahl bisher aber nicht annähernd, weil die Betriebe Angst vor Schließungen haben. „Eine Verpflichtung können wir nicht aussprechen“, sagte Anschober dazu.

Anschober begrüßt Vorschlag für Labors in Grenznähe

Er begrüßte zudem den Vorschlag für Testlabors in Grenznähe und versprach weitere Verbesserungen im Bereich des Grenzmanagements. Hier gab es Kritik daran, dass die Qualität der von Einreisenden mitgebrachten Tests nicht gewährleistet sei und die auszufüllenden Quarantäneerklärungen teils völlig unleserlich seien.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) brachte diese Kritikpunkte vor und sprach sich für kostenlose Tests an Österreichs Grenzen aus. „Nur weil es der Peter vorgeschlagen hat, heißt es nicht, dass es nicht sinnvoll ist“, meinte Anschober am Freitag schmunzelnd dazu. Er arbeite gut mit dem Wiener Stadtrat zusammen und würde Testmöglichkeiten „vielleicht nicht direkt an der Grenze, aber in Grenznähe begrüßen“. Das sei grundsätzlich gut, die Frage sei nur, „wie schnell und flächendeckend“ man das machen könne.

Man setze derzeit auf eine Informationsoffensive. Die Reiseheimkehrer würden darüber informiert, wo sich ein Labor befindet und wie sie sich testen lassen können. „Die Informationen für die Betroffenen müssen da sein“, so Anschober.

Was die unleserlichen Formulare betrifft, sei man mit dem Innenministerium in Kontakt. „Da kann es Einzelfälle geben, wo es Zuordnungsschwierigkeiten gibt.“ Aber auch bei einer Digitalisierung der Formulare könne es zu falschen Einträgen kommen, sagte der Minister. „Wir suchen nach Verbesserungsoptionen.“ Mit dem Außenministerium diskutiere man wiederum die Qualität von Tests aus dem Ausland und wie man diese prüfen könne. Hier sieht Anschober die WHO gefordert. Man werde die Weltgesundheitsorganisation diesbezüglich kontaktieren.