Verpackte Pflanzensamen
Reuters/Usda Aphis
USA

Samen aus China sorgen für Rätselraten

Tausende Haushalte in mehreren US-Bundesstaaten haben in letzter Zeit mysteriöse Post erhalten: In den Briefkästen fanden sich nie bestellte Packerl mit Samen, auf denen „Made in China“ steht. Die rätselhaften Sendungen haben die US-Behörden auf den Plan gerufen – sie warnen davor, die Samen einzusetzen.

Einige Samen konnten vom US-Landwirtschaftsministerium bereits bestimmt werden. Aus ihnen könnte man unter anderem Wasserspinat und Senf ziehen. In weiteren Paketen wurden Samen von Blütenpflanzen, verschiedenen Gemüsearten und Gräsern entdeckt. Die US-Behörden rieten Bürgerinnen und Bürgern davon ab, sie auszusäen. Sie könnte nicht einheimische Variationen lokaler Pflanzenarten sein und diese gefährden, hieß es.

Grund zur Sorge bereite den Behörden, dass die Samenkörner mit einer unbekannten Substanz überzogen seien, sagte Robin Pruisner von der zuständigen Agrarbehörde des US-Bundesstaats Iowa, gegenüber Reuters. Bei der violetten Schicht könnte es sich Pruisner zufolge um ein Insektizid oder Fungizid handeln.

Auch in Kanada gefunden

Der Agrarbehörde in Iowa wurden bisher fast 300 der rätselhaften Samenpakete offiziell gemeldet. Im größeren US-Bundesstaat Florida tauchten bisher über 1.200 Päckchen auf. Die meisten davon tragen nach Angaben lokaler Behörden Poststempel aus China, manche allerdings auch Kirgistan und Usbekistan.

Verpackte Pflanzensamen
Reuters/Wsda
Die US-Behörden warnten die Bevölkerung davor, die Samen einzusetzen

In den US-Bundesstaaten Kentucky und North Carolina kamen unzählige Menschen den Aufrufen der Behörden nach und meldeten verdächtige Postsendungen. Pakete gingen aber offenbar auch an Haushalte in der kanadischen Provinz Ontario. Dort warnte die Polizei auf ihrer Facebook-Seite vor „ausländischen Samen in der Post“, die aus „China oder Taiwan“ stammen. In Großbritannien wurden ebenfalls verdächtige Pakete mit Samen entdeckt, die laut lokaler Behörden als „Ohrstecker“ gekennzeichnet waren.

Ein Scherz, Betrug – oder „Bioterrorismus“

Gleich mehrere US-Behörden arbeiten derzeit daran, die Herkunft und Absender der Samen zu ermitteln. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir nicht genügend Informationen, um beurteilen zu können, ob es sich um einen Scherz, einen Streich, Betrug oder landwirtschaftlichen Bioterrorismus handelt“, sagte der Agrarkommissar von Kentucky, Ryan Quarles. „Wir wissen nicht, was sie (die Samen, Anm.) sind, aber wir können keine Gefahr für die landwirtschaftliche Produktion in den Vereinigten Staaten riskieren“, so Quarles weiter.

Vor dem Hintergrund der derzeit angespannten Beziehungen zwischen Washington und Peking bemühen sich die US-Behörden um schnellstmögliche Aufklärung. Auch der US-Grenzschutz untersucht die Herkunft der Samen. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte, die Absendeetiketten seien gefälscht.

Das US-Landwirtschaftsministerium geht einem anderen Verdacht nach. Bei den Postsendungen könnte es sich um ein Betrugsmasche handeln. Personen bekommen die Pakete zugeschickt, ohne sie geordert zu haben. Die Namen und Daten werden dann für Avatare genutzt, die gefälschte positive Reviews auf Onlinehandelsplattformen hinterlassen, um die Verkaufszahlen nach oben zu treiben.