Gedenktag für Sinti und Roma in Wien mit Kritik an FPÖ

Aufrufe, hinsichtlich Rassismus gegen Roma und Sinti wachsam zu sein, haben den gestern auch in Wien begangenen Tag des Gedenkens an den Völkermord an rund 500.000 Roma und Sinti während der NS-Zeit bestimmt. Auch heute sei mehr Bewusstsein in der Zivilgesellschaft über die Situation der Volksgruppe notwendig, forderte die Leiterin der Romapastoral der Diözese Eisenstadt, Manuela Horvath.

Horvath sprach laut Kathpress bei einem vom Verein Lowara-Roma Österreich veranstalteten Gedenken auf dem Ceija-Stojka-Platz in Wien-Josefstadt. „Antiziganismus und Romafeindlichkeit sind Themen unserer Gegenwart“, betonte sie. Jeder Einzelne wie auch im Besonderen Politiker sollten bei rassistischen Vorfällen die Stimme erheben und „hinter uns stehen“.

Kritik an FPÖ-Mandatar

Trotz der schrecklichen Ereignisse sei es bisher nicht immer gelungen, Lehren aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen, bedauerte die selbst aus der Roma-Volksgruppe stammende Theologin. Sie verwies auf ein derzeit in staatsanwaltlicher Prüfung befindliches Video mit Hassaussagen gegen Roma und Sinti, die ein steirischer FPÖ-Mandatar im Internet geteilt hatte, und Beschmierungen wie etwa „Roma raus“.

Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch zeigte den steirischen FPÖ-Vizeklubobmann Stefan Hermann wegen Verdachts der Verhetzung bei der Staatsanwaltschaft Graz an. Die Sachverhaltsdarstellung bezieht sich auf ein von ihm geteiltes Video auf Facebook, bei dem es sich laut SOS Mitmensch um ein „Anti-Roma-Hassvideo“ handle. Darin seien „wüste Beschimpfungen gegen Roma und Sinti“ zu sehen.

„Anpatzversuche nicht ernst zu nehmen“

Christian Kroschl von der Staatsanwaltschaft bestätigte, dass die Sachverhaltsdarstellung eingelangt ist. Diese werde nun geprüft, allerdings betonte er, dass vorerst kein Verfahren eingeleitet wurde. Ob das passiert, sei noch offen. Seitens der FPÖ Steiermark hieß es, dass die „Anpatzversuche von Linksaußen-NGO SOS Mitmensch nicht ernst zu nehmen“ seien.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärte in einer bei der Gedenkveranstaltung gezeigten Videobotschaft, er sei „sehr froh“, dass das Gedenken trotz Covid-19 stattfinde und somit auch heuer die Erinnerung an den Völkermord als das „schrecklichste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit“ wach gehalten werde. Das sei man den Opfern, den Überlebenden und auch den Nachkommen schuldig.