Kaiserpinguine
Reuters
Kaiserpinguine

Neue Kolonien entdeckt

Gute Nachrichten gibt es aus der Antarktis, denn die Zahl der dort lebenden Kaiserpinguine ist deutlich höher als bisher angenommen. Die Ursache für den „Anstieg“ sind Satellitenaufnahmen, mit deren Hilfen neue Pinguinkolonien entdeckt wurden. Die Brutplätze der wohl bekanntesten Pinguinart wurden anhand der Ausscheidungen, die die Tiere auf großen Flächen des Eises hinterlassen haben, identifiziert.

Berichtet wurde die Entdeckung im Fachmagazin „Remote Sensing in Ecology and Conservation“. Mit der Entdeckung steigt die Zahl der Kaiserpinguine, deren Existenz bisher bekannt war, mit einem Schlag um fünf bis zehn Prozent zu bis zu 278.500 Brutpaaren. Das ist eine positive Überraschung. Denn die Pinguinart wird angesichts der Klimakrise stark unter Druck kommen.

Zentral für die Lebensweise der Kaiserpinguine ist das Vorhandensein von Meereis. Wenn – wie von Klimaforscherinnen und -forschern prognostiziert – die Temperaturen weiter steigen, wird die Population der Pinguine stark dezimiert werden. Laut BBC geht eine der Studien von einer Halbierung der Kaiserpinguinpopulation bis 2100 aus.

Satellitenaufnahme der Antarktis
ESA/Copernicus Sentinel Data
Eine der Satellitenaufnahmen, die eine der nun entdeckten Kolonien zeigt

Elf neue Brutplätze

Die British Antarctic Survey (BAS) nützte Aufnahmen des EU-Satelliten Sentinel-2, um die Antarktis auf bisher nicht entdeckte Aktivität von Kaiserpinguinen abzusuchen. Die nun entdeckten Brutplätze erhöhen die Anzahl aktiver Brutplätze von 50 auf 61. Zwei der „neuen“ Brutplätze befinden sich auf der Antarktischen Halbinsel, drei im Westen des Kontinents und sechs im Osten. Sie befinden sich alle zwischen anderen, zuvor bereits bekannten Brutplätzen. Die Pinguinkolonien bevorzugen eine Distanz von rund 100 Kilometern voneinander.

Auch die neuen Nistplätze halten diese Entfernung ein. Die Auflösung der Satellitenaufnahmen erlaubt es nicht, einzelne Pinguine zu zählen. Die Forscherinnen und Forscher können die Zahl aber anhand der Größe der Pinguingruppen schätzen, die diese zum Schutz gegen Kälte während der Brutzeit bilden.

Gute Nachricht mit Vorbehalt

Der Fernerkennungsspezialist Peter Fretwell sprach gegenüber der BBC von „guten Nachrichten“. Gleichzeitig warnte er: „Diese Neuigkeit ist mit großem Vorbehalt verbunden. Denn die neuen Plätze befinden sich nicht in Refugien, also Gegenden mit stabil dickem Meereis wie etwa im Weddell-Meer.“ Die elf entdeckten Brutplätze befänden sich weiter nördlich in Gegenden, die wahrscheinlich ihr Meereis verlieren würden, so Fretwell.

Der Bruterfolg bei Kaiserpinguinen hängt vom Vorhandensein von Festeis ab – Eis, das fest an der Küstenlinie verankert ist. Es ist niedrig und flach und bietet die idealen Bedingungen, um ein Ei zu legen, auszubrüten und die Jungen in den ersten Monaten aufzuziehen. Diese saisonale Eisschicht muss aber mindestens acht Monate im Jahr vorhanden sein. Wird das Festeis zu spät gebildet oder bricht es zu früh auf, müssen die Jungtiere zu früh ins Wasser und drohen zu ertrinken.

Antrag auf Anhebung der Gefährdungsstufe

Die Meereisentwicklung in der Antarktis war laut BBC in den vergangenen Jahrzehnten relativ stabil, allerdings mit einigen großen regionalen Verschiebungen. Die Klimaveränderungsmodelle sagen aber für diese Jahrhundert einen starken Verlust voraus.

Selbst wenn das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens umgesetzt wird – die Temperatur weltweit nicht mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter steigen zu lassen –, wird laut Fachleuten die Population der Kaiserpinguine in den nächsten drei Generationen wahrscheinlich um mindestens ein Drittel schrumpfen.

Aufgrund dieser Prognose forderten Fachleute bereits im Vorjahr, den Status der Kaiserpinguine in der Liste gefährdeter Arten von „beinahe gefährdet“ auf „kritisch gefährdet, anfällig“ zu verschärfen. Ein entsprechender Antrag wurde eingebracht. Letzteres entspricht der zweithöchsten Warnstufe der für die Rote Liste gefährdeter Tiere zuständigen International Union for Conservation of Nature (IUCN).