Goldbarren
Reuters/Michael Dalder
CoV, Dollar, Alter

Die Gründe für den goldenen Höhenflug

Die Rekordjagd beim Goldpreis geht auch jenseits der Marke von 2.000 US-Dollar ungebremst weiter. Stärkster Preistreiber ist und bleibt das Coronavirus – und die damit einhergehende Geldschwemme. Analysten beobachten den Trend genau. Sie stellten deutliche Unterschiede beim Anlageverhalten zwischen den Generationen fest.

Die Krisenwährung Gold gelangt in der Pandemie zur vollen Entfaltung. Am Dienstagabend hatte sie erstmals die Marke von 2.000 Dollar pro Unze überschritten – ein Wert, den manche Analystinnen und Analysten erst in Monaten erwartet hätten.

Mittwochmittag erreichte der Preis für eine Feinunze 2.041 Dollar (1.734,8 Euro). Somit hat Gold seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent an Wert gewonnen. Der davor jahrelang gültige Rekord von 1.921 US-Dollar stammte aus der Zeit nach dem 11. September 2011.

Grafik zeigt die Entwicklung des Goldpreises
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Dafür gibt es aktuelle und traditionelle Ursachen. Gold ist in der Europäischen Union und in den meisten Ländern der Welt steuerfrei, deshalb ist es stets ein beliebtes Kaufobjekt. Andere Anlagemetalle wie Silber, Platin und Palladium sind umsatzsteuerpflichtig, ebenso Goldpapiere.

Viel Geld, wenig Angebot

Freilich ist die Coronavirus-Krise der größte Grund für den historischen Preisschub. Anlegerinnen und Anleger fürchten die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Industriestaaten und Notenbanken fluten den Markt mit Geld, um die Folgen der Krise zu dämpfen. Während die Inflation in den führenden Volkswirtschaften noch vergleichsweise schwach ist, könnte die Geldschwemme die Preisentwicklung auf längere Sicht spürbar verstärken. Gold wird von vielen Anlegern als Inflationsschutz geschätzt.

Anleger suchen nach Optionen

Die Rekordjagd beim Goldpreis dürfte noch nicht zu Ende sein.

Denn gleichzeitig mit der steigenden Geldmenge verknappt sich vielfach das Angebot wegen der weitreichenden Produktionsausfälle auf der ganzen Welt. Damit wächst die Furcht vor einem Anstieg des Preisniveaus und einem Wertverfall des Geldes. Auch die Zunahme von Negativzinsen führt zu einer steigenden Nachfrage nach dem Edelmetall.

US-Paket mit globalen Auswirkungen

Eine weitere Ursache ist in Washington zu finden. Im US-Kongress gerät das Ringen um ein neues Coronavirus-Hilfspaket zur Hängepartie. Die Republikaner von US-Präsident Donald Trump und die oppositionellen Demokraten streiten über Umfang und Ausgestaltung des neuen Pakets. Am Ende der Woche soll ein Paket stehen – oder eben nicht.

Seema Shah, Chefanalystin von Principal Global Investors in London, sagte gegenüber Reuters: „Es gibt die große Sorge, dass es ein sehr hartes viertes Quartal wird für die US-Wirtschaft und somit für die Wirtschaft der ganzen Welt, sollte es keinen Deal über ein Hilfspaket geben.“ Noch ein Faktor ist der niedrige Dollar-Kurs. Weil der Goldpreis in Dollar bemessen wird, ist Gold derzeit für Besitzer anderer Devisen preiswerter zu kaufen.

Auch Silber glänzt

Neben Gold stehen zurzeit auch andere Optionen hoch im Kurs. Silber ist etwa trotz Steuerpflicht bei kleinen Anlegern sehr gefragt. Seit Jahresbeginn ist der Wertzuwachs mit mehr als 50 Prozent gar deutlich stärker als bei Gold ausgefallen. In Österreich kommt die Münze Österreich, eine Tochter der Nationalbank (OeNB), mit der Produktion nicht mehr nach. Ab Mitte August wird deshalb sogar eine zusätzliche Schicht eingeführt, um die deutlich gestiegene Nachfrage nach Silbermünzen befriedigen zu können. Allein seit Ende Juni hat die Münze 3,2 Millionen Unzen verkauft – zuletzt bewegte man sich nach der Finanzkrise 2008 in solchen Dimensionen.

Junge investieren in Bitcoin

Auch Bitcoin, das nicht im Ruf steht, eine stabile Investition zu sein, ist derzeit wieder beliebt. Auffällig ist dabei, wer sich für die Kryptowährung interessiert. Laut Analyse von JPMorgan Chase & Co., die in der Wirtschaftsnachrichtenplattform Bloomberg zitiert wird, kommt es hierbei auf das Alter an.

Während der Pandemie konzentrierten sich die Älteren auf Gold, die Jüngeren auf Bitcoin. Millennials suchten insbesondere nach Technologieaktien, während ältere Menschen ihre Aktien verkauften, hieß es. Sowohl Gold- als auch Bitcoin-Fonds hätten in den vergangenen fünf Monaten stark an Beliebtheit zugelegt. Darin sei die Suche nach einer „alternativen“ Währung zu erkennen, bei allen Altersgruppen, so die Analyse.

Daher rechnen Experten vorerst mit einer Fortsetzung des Höhenflugs des Goldpreises. „Die Bühne ist bereitet für einen weiteren Anstieg“, sagte Marktstratege Paul Wong vom kanadischen Vermögensverwalter Sprott.