Forderung nach EU-Patientendatenbank

Um bereits verfügbare Medikamente noch effizienter auf eine mögliche Wirksamkeit gegen das Coronavirus zu prüfen, fordern der österreichische Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres und Weltärztebundchef Frank Montgomery eine europaweite Datenbank mit Informationen über Covid-19-Patientinnen und -Patienten. Das berichtet die „Presse“ vorab aus ihrer Samstag-Ausgabe.

Das nunmehr für die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten zugelassene Arzneimittel Remdesivir sei ein Beispiel dafür. Das Medikament wurde ehemals auch gegen Ebolavirusinfektionen entwickelt. Da hatte es aber wenig Effekt.

Im Rahmen der Pandemie stellte sich heraus, dass die Substanz eine gewisse Wirkung gegen SARS-CoV-2 besitzt. Mit großangelegten Datenbanken könnten eventuell Hinweise auf eine potenzielle zusätzliche Wirksamkeit bereits zugelassener Medikamente auch gegen das Coronavirus gesammelt werden.

„Frank Montgomery und ich haben der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, einen Brief geschrieben und sie aufgefordert, eine einfach zu bedienende medizinische Datenbank einzurichten sowie bestehende Register zu vernetzen und zu bewerben“, wird Szekeres in der Tageszeitung zitiert.

Das sei auch eine Forderung, die von zwei österreichischen Mandataren im Europäischen Parlament, Othmar Karas (ÖVP) und Günther Sidl (SPÖ), unterstützt werde. Szekeres: „Wir hoffen, dass dieser Vorschlag von den Gesundheitsministern der Mitgliedsstaaten aufs Tapet gebracht und umgesetzt wird.“

„Datenschutz gewährleistet“

In Österreich könnten laut Szekeres die Medikationsdaten, die sowohl bei der Sozialversicherung als auch im Elektronischen Gesundheitsakt (ELGA) gespeichert sind, anonymisiert mit den Krankheitsverläufen der Patientinnen und Patienten in den Spitälern verglichen, ausgewertet und zur Verfügung gestellt werden. „Der Aufwand wäre nicht allzu hoch und auch der Datenschutz gewährleistet“, wurde Szekeres in der „Presse“ zitiert.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) begrüße jedenfalls den Vorstoß von Szekeres und Montgomery. „Natürlich wäre eine derartige Datenbank wünschenswert und gleichzeitig eine große Herausforderung, da hier doch mehr Wert auf klinische als auf epidemiologische Parameter gelegt wird“, sagte dieser. Er, Anschober, werde im Rahmen der EU jedenfalls aktiv werden.