Öl rinnt aus einem Tanker vor Mauritius
AP/MU press/Georges de La Tremoille
Umweltnotstand

Mauritius kämpft gegen Ölkatastrophe

Mauritius im Indischen Ozean hat den Umweltnotstand ausgerufen. Ein japanisches Schiff, das vor rund zwei Wochen vor der Küste auf Grund lief, verliert Tonnen an Öl. Der verunglückte Frachter liegt mitten in einem artenreichen Naturgebiet, Greenpeace spricht von „einer der schlimmsten ökologischen Krisen, die der Inselstaat jemals erlebt hat“.

Die Regierung traf sich nach Angaben des Umweltministeriums am Freitag mit Vertretern von Organisationen und aus dem Privatsektor, um einen Plan zu erarbeiten, wie das Gebiet gereinigt werden kann. Bis dahin ermahnte das Ministerium die Öffentlichkeit, die betroffenen Gebiete zu meiden – die Öldämpfe seien „hochgiftig und gesundheitsschädlich“.

Regierungschef Pravind Jugnauth bat um dringende Hilfe aus dem Ausland. Er wandte sich dabei zunächst an Frankreich, den wichtigsten Investor und Handelspartner des Landes. „Wir haben nicht die Expertise und Erfahrung, um gestrandete Schiffe zu bergen, daher habe ich Frankreich um Hilfe gebeten“, twitterte Jungnauth. Frankreich sicherte inzwischen seine Unterstützung zu. Man werde ein Flugzeug und ein Marineschiff mit Experten und Material aus La Reunion schicken. Die französische Insel ist der nächste Nachbar von Mauritius.

Ohne Fracht unterwegs

Die „Wakashio“ war ohne Fracht auf dem Weg nach Brasilien und ging vor zwei Wochen vor Mauritius auf Grund. Die Ursache ist bisher unklar. Zunächst sei versucht worden, das 300 Meter lange Schiff wieder flottzubekommen, doch wegen der schlechten Wetterbedingungen habe man wenige Fortschritte machen können, erklärte Nagashiki Shipping, der Inhaber des Frachters. Am Donnerstag begann dann Öl auszutreten. „Wir entschuldigen uns zutiefst bei den Menschen in Mauritius und bei den Betroffenen dafür, dass wir ihnen so viele Probleme bereitet haben“, teilte das japanische Unternehmen mit.

Öl rinnt aus einem Tanker vor Mauritius
APA/AFP/2020 Maxar Technologies
Die „Wakashio“ hat fast 4.000 Tonnen Öl getankt

Derzeit bemühen sich Behörden und Helfer, das bereits ausgelaufene Öl zu entfernen und das restliche Öl aus dem Frachter zu pumpen, wie Vikash Tatayah von der Mauritian Wildlife Foundation (MWF) erklärte. Das gehe aber nur langsam voran, „die Aufgabe ist enorm“. Rund ein Viertel der 4.000 Tonnen Öl seien bereits ausgelaufen, sagte Deborah de Chazal, Exekutivdirektorin der MWF. Das sei womöglich „eine der schlimmsten ökologischen Krisen, die dieser kleine Inselstaat jemals erlebt hat“, teilte Greenpeace mit.

Tote Fische im Naturschutzgebiet

Der Frachter liegt auf einem Riff inmitten einer Lagune auf der Südostseite von Mauritius. Eine kleine, nahe gelegene Insel – ein Naturschutzgebiet – sei direkt von dem Ölaustritt betroffen, sagte Tatayah. „Ich habe tote Fische gesehen und Krabben, die von dem Öl bedeckt sind.“ Die Lagune sei in den vergangenen Jahren mit viel Arbeit wiederhergestellt worden. Die Katastrophe mache „20 Jahre der Restauration zunichte“.

Umweltdesaster im Urlaubsparadies

In einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen Behörden und Helfer auf Mauritius nach dem Schiffsunglück vor zwei Wochen die Ölkatastrophe abzumildern (Quelle: EBU)

Es wurden Ermittlungen in die Wege geleitet, um die Ursache des Unglücks zu finden. Tatayah zufolge hätte das Schiff nie so nah an das Festland herankommen dürfen – er forderte, dass die Versicherer der „Wakashio“ für alle Schäden aufkommen. Bereits in den vergangenen fünf Jahren sei es zu vier Schiffsunglücken gekommen, zwei davon in der Nähe des jetzigen, sagte Tatayah.

Der Inselstaat Mauritius mit rund 1,3 Millionen Einwohnern liegt vor der Küste Madagaskars im Indischen Ozean. Er ist bei Touristen wegen seiner Strände, Korallenriffe und reichhaltigen Tierwelt sehr beliebt und wurde von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie entsprechend hart getroffen.

Zahnloser Notfallplan

In einer vor rund einem Jahrzehnt veröffentlichten Umweltprognose der Regierung hieß es, Mauritius verfüge über einen Nationalen Notfallplan bei Ölunglücken, aber die vorhandene Ausrüstung sei „nur ausreichend, um den Austritt von weniger als zehn Tonnen zu bewältigen“.