NGC2392-Galaxie
Reuters
Rassismusdebatte

NASA will „unsensible“ Namen streichen

Die „Black Lives Matter“-Bewegung hat eine Debatte über Rassismus und nicht zuletzt politische Inkorrektheit und Unsensibilität im Sprachgebrauch entfacht. In der Werbebranche und im IT-Bereich kam diese zuerst an, jetzt gedenkt auch die US-Raumfahrtbehörde NASA zu handeln.

Potenziell anstößige Namen, die für kosmische Objekte und Systeme wie Planeten, Galaxien und Nebel verwendet werden, sollen geändert werden, teilte die NASA in einer Erklärung vergangene Woche mit. Das sei als Teil ihres „Engagements für Vielfalt, Gleichheit und Inklusion“ zu werten. „Die gesellschaftlichen Bemühungen, systemische Diskriminierung und Ungleichheit zu identifizieren, haben uns vor Augen geführt, dass einige inoffizielle Namen in der Kosmologie nicht nur unsensibel sind, sondern auch verletzend sein könnten.“

Galaxien und Nebel wurden bis dato oft mit inoffiziellen Namen bedacht, schrieb die US-Medienwebsite CNET am Wochenende. Arp 142 etwa, ein verschmelzendes Galaxienpaar rund 300 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, wird oft als „Der Pinguin und das Ei“ bezeichnet – aus gutem Grund, betrachtet man die Erscheinungsform der Galaxien NGC 2936 und NGC 2937.

Arp 142
Arp 142 – vulgo „Der Pinguin und das Ei“

Aus für „Eskimo-Nebel“

Während die Bezeichnung für Arp 142 kaum für Unmut sorgen dürfte, verhält es sich bei dem planetarischen Nebel NGC 2392 anders – er ist als „Eskimo-Nebel“ bekannt. Der Nebel entstand vor etwa 10.000 Jahren, als der etwa sonnengroße Zentralstern seine äußere Hülle durch eine Eruption abgeworfen hat. In Wikipedia heißt es, man könne dort „interessante Merkmale sehen, wie die Unterteilung in zwei Schalen und den Bogen, der wie die Kapuze eines Eskimos erscheint“.

Der NASA ist das nun nicht mehr recht: „Eskimo“, schrieb die Behörde, „wird weithin als ein kolonialer Begriff mit einer rassistischen Geschichte angesehen, der den Ureinwohnern der arktischen Regionen aufgezwungen wird“. Verschwinden soll auch der inoffizielle Name für NGC 4567 und NGC 4568, einem Paar von Spiralgalaxien im Virgo-Galaxienhaufen: „Siamesische Zwillingsgalaxie“ erscheint der NASA gleichfalls nicht mehr korrekt.

NGC 4567 & 4568
Als „Siamesische Zwillingsgalaxie“ sollen NGC 4567/4568 nicht mehr firmieren

Tiernamen bleiben bestehen

„Diese Namen könnten historische oder kulturelle Konnotationen haben, die anstößig oder unwillkommen sind, und die NASA ist fest entschlossen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen“, sagte Stephen Shih, Diversitätsbeauftragter der Behörde, dem „Guardian“. Künftig werde die NASA im Zweifelsfall nur noch die offiziellen Bezeichnungen der Internationalen Astronomischen Union verwenden, so Shih. Begriffe wie „Der Pinguin und das Ei“ oder „Pferdekopfnebel“, eine Bezeichnung für eine Dunkelwolke im Sternbild Orion mit dem korrekten Namen Barnard 33, sollen dagegen erhalten bleiben.

Bereits vor zwei Monaten war eine ähnliche Debatte in der Computerindustrie entbrannt, etwa anhand der Begrifflichkeiten „Master“ und „Slave“, oder „Blacklist“ und „Whitelist“. Neben Lob erntete die Aktion auch Spott und Unverständnis in Sozialen Netzwerken und in der Entwicklergemeinde. Viele sehen in den Begriffen kein Problem und verweisen darauf, dass diese seit Jahrzehnten eingesetzt werden. Die Gegenseite wiederum weist darauf hin, dass Änderungen die Bedingungen für die ohnehin unterrepräsentierte Gruppe in der IT-Branche verbessern könnten.