Brände im Delta des Parana
APA/AFP/Marcelo Manera
Kleinamazonien

Feuerwalze bedroht Naturparadies

Seit Monaten schon wüten in Argentiniens Naturparadies Kleinamazonien Feuer – Viehzucht und Dürre haben das Grasland des Parana-Deltas in trockene Steppe verwandelt. Eine Katastrophe für Umwelt und Fauna der Region.

Es sind Brände wie nie zuvor, Feuer, die von Greenpeace Argentinien als „völlig außer Kontrolle“ beschrieben werden. Tag für Tag verlieren mehr Tiere ihr Leben und ihren Lebensraum. Tausende verschiedene Feuer wurden registriert.

Das Areal ist eines der größten Feuchtgebietökosysteme Südamerikas, der Parana sein zweitgrößter Fluss. Die Bewohner der Stadt Rosario nennen das dazu gehörige Delta „Die Insel“, es erstreckt sich über 15.000 Quadratkilometer. Nun ist das Delta, dessen Schwemmland 700 Arten von Pflanzen und Tieren beheimatet, auf Satellitenbildern nur noch ein verrauchter Fleck. Die Brände bedeckten zeitweise auch die Straßen und Häuser Rosarios mit Asche, die Luft kann nur schwer geatmet werden.

Rinderzucht als eine Ursache

Argentiniens Umweltminister Juan Cabandie beschuldigt die Rinderzüchter, die Feuer absichtlich gelegt zu haben, und geht gerichtlich gegen sie vor. Auf Twitter veröffentlichte er Karten mit Feuerstellen und rief die örtliche Justiz dazu auf, die Landbesitzer ausfindig zu machen.

Die Viehhalter weisen die Vorwürfe zurück: Sie sagen, die Brände schadeten auch ihnen. Sie werfen den Behörden im Gegenzug Untätigkeit vor.

Satellitenaufnahme mit Infrarotanteil. Die von Bränden betroffenen Gebiete sind als braune Flecken erkennbar.

Feuerwalze rollt

Die Dürre tut ihr Übriges, die Flora lässt sich durch einen Funken entzünden. Anrainerinnen und Anrainer stellten zahllose Bilder der Feuerwalze auf Soziale Netzwerke.

„Kürzlich ging ich zum Fluss und konnte in der Ferne sieben Feuer brennen sehen“, so der Biologe Jorge Liotta kürzlich zum „Guardian“. Liotta wohnt in der Nähe des Deltas und arbeitet im Naturwissenschaftlichen Museum Scasso, wo er die Brände über Satelliten überwacht. „Es hängt vom Wind ab, ob der Rauch dich trifft, aber wenn er es tut, ist der Rauch so dick, dass die Sonne rot wird und du das Haus nebenan kaum sehen kannst. Was noch schlimmer ist, es gelangt in die Häuser. Menschen mit Asthma und anderen Atembeschwerden leiden wirklich.“

Brände im Delta des Parana
Reuters
Die Feuer zerstören den Lebensraum Hunderter Arten

Ausmaß ist beispiellos

Die Zahl der Brände steigt auch nach Monaten weiter. „Wir haben bisher 8.024 Brände in diesem Jahr identifiziert, fast die Hälfte davon in diesem Monat im Juli" – ein beispielloses Ausmaß. „Die durchschnittliche Anzahl der jährlich von Satelliten erkannten Hotspots betrug in den Jahren 2012 bis 2019 nur 1.800“, so Liotta. Die Zerstörung breche ihm das Herz. "Ich kann nicht anders, als an die Tiere zu denken, wenn ich die Feuer sehe. Wenn wir Menschen so sehr leiden, können Sie sich vorstellen, wie es sein muss, wenn die Kreaturen lebendig verbrannt werden?“

Brände im Delta des Parana
Reuters
Flaniermeile vor Feuerkulisse: Rosarios Bevölkerung leidet unter den Bränden

Umweltorganisationen und die Bevölkerung der Region fordern Schritte, die über Schuldzuweisungen hinausgehen. Eine langfristige Umweltpolitik werde benötigt, sagen Experten. Denn die Brände haben unmittelbare und langfristige Folgen, so Graciela Klekailo von der Universität Rosario. „Tiere sterben, viele Arten verlieren ihren Lebensraum, der Boden verarmt. Wasser und Luft werden verschmutzt und der Klimawandel angeheizt.“