Weißrussische Oppositionsführerin hat Land verlassen

Die weißrussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja ist inmitten der Proteste nach der Präsidentenwahl nach Litauen gereist. Sie sei in Litauen und in Sicherheit, twitterte heute der litauische Außenminister Linas Linkevicius. Ihr Stab hatte sie gestern telefonisch nicht erreichen können, nachdem sie das Gebäude der Wahlkommission verlassen hatte.

Tichanowskaja war bei der Wahl am Sonntag als Hauptrivalin von Amtsinhaber Alexander Lukaschenko ins Rennen gegangen, der Weißrussland seit 1994 autoritär regiert und von der Wahlkommission zum klaren Gewinner erklärt wurde. Sie betrachtet sich selbst allerdings als Siegerin und wirft Lukaschenko Wahlbetrug vor. Tichanowskaja hatte ihre Kandidatur verkündet, nachdem ihr Ehemann, ein bekannter Blogger, im Mai festgenommen worden war.

Toter bei Protesten

Nach der Wahl hatten Tausende Menschen gegen Lukaschenko protestiert. Dabei wurden zahlreiche Demonstranten festgenommen, ein Mann wurde getötet. Die EU kritisierte einen „unverhältnismäßigen und inakzeptablen Einsatz staatlicher Gewalt“ am Rande der Abstimmung. Westliche Beobachter stuften die Abstimmung – wie alle anderen Wahlen seit 1995 in dem Land – als weder frei noch fair ein.