Täglich seien in der früheren Reitschule bis zu 200 Kilogramm Kokain verarbeitet worden, teilte die Polizei am Dienstag mit. Ort des Geschehens war unter anderem eine umgebaute Pferdemanege. 17 Verdächtige wurden den Angaben zufolge festgenommen, darunter auch der Inhaber der Räumlichkeiten. Nach Angaben der Zeitung Dagblad van het Noorden (DVHN) handelt es sich dabei um einen 64-jährigen Pferdezüchter und -händler.
Nachbarn beschreiben ihn der Zeitung gegenüber als einen gewöhnlichen Mann, der oft auf der Straße und auf dem gegenüberliegenden Ackerland unterwegs gewesen sein soll. Insgesamt kämen 13 Festgenommene aus Kolumbien, drei seien Niederländer, und einer komme aus der Türkei. 100 Kilogramm Drogen wurden am Tatort entdeckt und Zehntausende Liter Chemikalien beschlagnahmt.
Verkaufswert mehrere Millionen pro Tag
Die Behörden schätzen den Verkaufswert der täglich produzierten Drogen auf 4,5 bis sechs Millionen Euro. Das sei in etwa der Preis, der dafür auf dem Schwarzmarkt geboten würde. „Es geht hier um das bisher größte Kokainlabor, das jemals in den Niederlanden entdeckt worden ist“, sagte ein Polizeisprecher. „Es ging um eine gigantische Produktion.“ Zu dem Labor in Nijeveen in der nordöstlichen Provinz Drenthe unweit der deutschen Grenze gehörten auch Unterkünfte für Schlaf-, Aufenthalts- sowie Hobbyräume.
Aus Kleidern gewaschen
Allerdings wurde in der Pferdemanege kein Kokain hergestellt. Es handle sich beim Tatort genauer gesagt um eine Drogenwäscherei, in der geschmuggelte Drogen aus Trägermaterial, etwa aus Kleidung, gewaschen worden seien, wie die Polizei mitteilte. Drogenbanden lösen dabei das Kokain vor dem Export zunächst auf und präparieren mit der Lösung Stoffe. Auf diese Weise können Drogen leichter geschmuggelt werden.
In dem jetzt entdeckten Labor wurde das Kokain mit Hilfe von Chemikalien wieder aus der Kleidung gelöst und dann zum Straßenverkauf verarbeitet. Bei früheren Funden entdeckten die Forensiker etwa auch bereits Kokain, das aus Shampoos und Duschgel extrahiert wurde.
Weitere Tatorte
Auch in zwei anderen Städten, Apeldoorn und Elshout, waren Lagerhallen durchsucht worden. Dort waren unter anderem 120.000 Kilogramm Kleidung gefunden worden, die für den Transport der Kokainlösung genutzt worden waren. Ein Verdächtiger wurde in Apeldoorn festgenommen. Die Polizei schließt weitere Verhaftungen in diesem Zusammenhang nicht aus. Die Verdächtigen werden am Mittwoch und Donnerstag einem Untersuchungsrichter vorgeführt.
Die Demontage des Labors in Nijeveen durch die forensische Abteilung der niederländischen Polizei (LFO) dauerte drei Tage, da die durch die Drogenbande in Gang gesetzten chemischen Prozesse sehr vorsichtig gestoppt werden mussten. Erst dann konnte das Material entfernt werden.
Die Niederlande kämpfen schon seit Längerem gegen ihr Image als Einfallstor für Drogen. Mit Rotterdam besitzen sie Europas größten Hafen, vor allem über ihn wird Kokain geschmuggelt.