Gemüse in Einmachgläsern
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Eingerext

Hamstern für Ausgekochte

Die vergangenen Monate haben in den heimischen Vorratsschränken ihre Spuren hinterlassen: Es wurde eingekocht und eingefroren wie schon lange nicht mehr. Die Nachfrage nach Tiefkühlgeräten und Gläsern zum Einkochen ist deutlich gestiegen, teilweise kamen die Hersteller mit der Produktion nicht nach. Und gerade der Trend zum Einkochen hält sich schon länger.

Vor allem in der Anfangszeit der Pandemie und des Lockdowns stieg die Nachfrage nach Mitteln zur Lagerhaltung enorm an. Im März legte der Absatz von Gefriergeräten laut der Gesellschaft für Konsumforschung GfK um 69 Prozent zu, seitdem gebe es weiterhin ein starkes Wachstum, so GfK gegenüber ORF.at. BSH Hausgeräte (mit den Marken Bosch, Siemens, Neff, Gaggenau und Constructa) verzeichnete im ersten Halbjahr etwa ein Absatzplus von 20 Prozent.

Bei den Gerätetypen legten laut Liebherr sowohl Gefrierschränke als auch Gefriertruhen zu, letztere seien aber ein zunehmend schrumpfendes Segment. Zwar können Tiefkühltruhen grundsätzlich mit einer besseren Energieeffizienz punkten, sie brauchen aber auch mehr Stellfläche und man hat weniger Übersicht über den Inhalt. Gefrierschränke gibt es außerdem auch mit No-Frost für automatisches Abtauen, was zusätzlichen Komfort bringt.

Bei BSH Hausgeräte legte die Nachfrage nach Standgefrierschränken mit der Standardbreite 60 Zentimeter am stärksten zu, der Trend gehe aber zu XXL-Geräten mit 70 cm Breite, und zwar bei reinen Gefriergeräte wie auch bei Kombigeräten für Kühlen und Gefrieren. Zudem achten den Herstellern zufolge die Kunden und Kundinnen verstärkt auf Qualität, gerade bei Geräten, die rund um die Uhr laufen.

Einkochen wie zu Omas Zeiten

Gleiches gilt für Glaswaren und Zubehör zum Einkochen und Einlegen: Die Marke Rex etwa war laut dem heimischen Hersteller Müller Glas im ersten Halbjahr 2020 über mehrere Wochen hinweg ausverkauft, die Nachfrage stieg um rund ein Drittel. Seit dem Revival der Marke im Jahr 2015 habe der Absatz zwar konstant zugelegt, so Nikolaus Tomsich von Müller Glas, doch die Nachfrage im ersten Halbjahr dieses Jahres habe das Boomjahr 2019 noch einmal weit übertroffen.

Gläser mit einkekochten Lebensmitteln
ORF.at/Nadja Igler
Beim Einkochen gibt es fast keine Grenzen: Fleisch, Gemüse und Obst können eingekocht werden

Beigetragen habe wohl auch das vermehrte Home-Order-Angebot der gehobenen Gastronomie, die ihr Essen eingekocht zum Bestellen nach Hause angeboten haben, meint Tomsich. Viele Interessierte haben das Konservieren von Speisen ohne ständige Energiezufuhr (einfrieren) und abseits von Marmeladen aber auch für sich selber ganz neu entdeckt.

Dabei verteile sich die Nachfrage auf Stadt und Land ziemlich gleichmäßig, so Kochbuchautor Tomsich weiter. Gläser zum Einkochen seien in Wien und Umgebung ebenso gefragt wie in Wildon in der Steiermark. Eingekocht würden nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Fleisch, insbesondere Wild. Im Gegensatz zu früher würden aber eher kleinere Gebinde nachgefragt, also alles rund um einen Viertelliter Inhalt. Größere Gläser würden seltener gekauft. Gefragt sind auch Infos wie Bücher und Workshops, wie man denn nun Marmelade, Chutney, Fisolen und Co. richtig einkocht.

Auch Einkochen entwickelt sich weiter

Im Laufe der Zeit habe sich auch beim Einkochens doch Einiges getan, so Tomsich weiter. Er rät etwa, Weißblechdeckel, wie sie in der Industrie verwendet werden, nur einmal einzusetzen – und die Gläser zum Abkühlen auch nicht umzudrehen. Grund sei die Beschichtung im Inneren des Deckels, die beim ersten Erhitzen aushärtet und dann dicht schließt, aber eben auch verhärtet und bei weiterem Einsatz nicht mehr so dicht sei.

Er rät ohnedies eher zu Einkochgläsern mit Klammern und Gummi, weil man verdorbene Speisen – Stichwort Botulismus – leichter erkennen kann. Mit der richtigen Technik, Übung und sauberem Arbeiten ist Einkochen aber weder Hexerei noch gesundheitsgefährdend.

Einmachgläser im Regal
ORF.at/Peter Pfeiffer
Einkochen und Einfrieren macht etwa Obst auch über die Erntezeit hinaus nutz- und genießbar

Ordnung hilft, Überblick zu behalten

Eingekochtes und Eingefrorenes halten sich theoretisch ewig, praktisch können sich bei längerer Lagerung Geschmack und Konsistenz schon auch verändern. Daher sollte Tiefgekühltes nicht zu lange im Tiefkühler gelagert werden und praktischerweise vor dem Einfrieren bereits entsprechend versorgt sein, also kochfertig sein bzw. vorbereitet für die Weiterverarbeitung. Auch die richtige Verpackung ist wichtig, am besten kommt das Essen mit keiner Luft in Berührung, etwa durch Einschweißen. Manches dehnt sich beim Einfrieren aus, das sollte mitbedacht werden.

Damit gerade bei größeren Lagermöglichkeiten der Überblick nicht verloren geht, hilft eine genaue Beschriftung der Waren und ein wenig System. Mittlerweile gibt es Apps, die dabei helfen, den Überblick zu bewahren, was wann eingefroren wurde und was wann wegmuss, es reichen aber auch Papier und Schreibstift. Eine haltbare Beschriftung ist auch beim Einkochen wichtig, nicht nur bei blickdichten Gläsern, sonst landet statt Kompott vielleicht süßsaurer Kürbis auf dem Teller.