Causa Casinos: Neue Anzeige thematisiert Sazka-Einstieg

Seit Ende Juli gibt es eine neue anonyme Sachverhaltsdarstellung zur Causa Casinos, die auch vom parlamentarischen „Ibiza“-U-Ausschuss untersucht wird. Sie erging laut „Standard“ an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Es geht um die „feindliche Übernahme“ der teilstaatlichen Casinos Austria durch die tschechische Sazka-Gruppe, inzwischen größte Anteilseignerin der Casinos.

Laut dem zweieinhalbseitigen Schreiben ging es bei der Übernahme nicht mit Samthandschuhen zu, interpretiert die Zeitung. Sazka steige immer mit kleinen Beteiligungen ein, schließe wie mit Novomatic als damaligem Casinos-Miteigner Schiedsgerichtsklauseln mit hohen Strafdrohungen, und sobald die unterschrieben seien, sei das „der Anfang vom Ende“.

Kein Fit-and-Proper-Test für Sazka?

Zur Vorbereitung des Casinos-Einstiegs sei eine Verbindung zwischen dem Chef der Sazka-Gruppe, Karl Komarek, und dem damaligen ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling hergestellt worden. Das sei über einen Ex-OMV-Manager und Geschäftspartner Komareks gegangen. Sazka sei als Casinos-Aktionär keinem Fit-and-Proper-Test unterzogen worden; obwohl in Österreich über ihre indirekte Beteiligung an der Betano illegales Onlineglücksspiel gelaufen sei.

All das dementierte ein Sazka-Sprecher, gegenüber dem „Standard“, der ihn mit der Anzeige konfrontierte. Man habe zwar indirekt eine Minderheit an der Betano erworben, aber die Gesellschaft sofort dazu gebracht, illegale Aktivitäten in Österreich zu stoppen.

Auch die Darstellung, wonach Schelling nach seinem Ausscheiden als Finanzminister einen Konsulentenvertrag mit Komareks Gesellschaft KKCG bekommen habe (über einen Subkontrakt mit dem Ex-OMV-Mann), mit dem Ziel, Novomatic zu einem Verkauf ihrer CASAG-Anteile an die Tschechen zu bewegen, entbehre jeder Grundlage.

ÖBIB und Novomatic Fallen gestellt?

Laut dem Anzeiger änderten die Tschechen danach ihre Strategie, um an die Casinos-Mehrheit zu kommen, berichtete die Zeitung. Von Fallen für ÖBIB und Novomatic sei da die Rede, von „Dirty Campaigning“ und politischem Lobbying für den Erhalt des Glücksspielmonopols und Steuerreduktion.

Als Erstes sei dann die Vorstandsdiskussion in Gang gebracht worden, wobei Novomatic mit der Nominierung von FPÖ-Mann Peter Sidlos ein schwerer Fehler unterlaufen sei. Komarek habe Sidlo bereits gekannt und er hasse ihn. Beides wird seitens Sazka aber bestritten.

Sazka: Inhalte der Anzeige „verrückt“

Auch nahm Sazka bereits zur Anzeige Stellung: „Es handelt sich hierbei um den reinen Versuch, uns auf besonders niederträchtige Weise zu diskreditieren“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Die anonyme Sachverhaltsdarstellung sei „voll von unwahren Aussagen, unbegründeten Spekulationen und teilweise sogar lustig in ihren lächerlichen Schlussfolgerungen“, die auch „verrückt“ seien. Beweise gebe es keine: „Wir sind unseren Werten Professionalität, Integrität, Vertrauen und gesundes unternehmerisches Urteilsvermögen stets gerecht geworden.“

Auch Treffen bei Glücksspielmesse in London Thema in Anzeige

Ein weiteres Thema in der Anzeige ist laut dem Bericht ein vielzitiertes Treffen bei der Glücksspielmesse in London, bei dem etwa die heutige CASAG-Chefin Bettina Glatz-Kremsner dabei war und der damalige FPÖ-Staatssekretär im Finanzministerium, Hubert Fuchs.

Das Meeting sei quasi von Sazka initiiert worden und hätte ebenfalls dem politischen Lobbying dienen sollen – das habe aber nicht geklappt. Also habe man auf die Anti-Sidlo-Schiene gesetzt. Zwei von Sazka unterstützte Berater hätten ein erstes anonymes Schreiben verfasst (was diese und Sazka bestreiten), auch um im Schiedsverfahren gegen Novomatic zu punkten, schreibt „Der Standard“.

Genau zu dem Zeitpunkt sei dann das „Geschenk Gottes“, das „Ibiza-Video“, öffentlich geworden. „Und“, so der Anzeiger, „zur Überraschung aller“ habe es zu massiven Ermittlungsschritten der Justiz geführt. Warum der Anonymus das schreibt? Er habe Streit mit der Komarek-Gruppe KKCG, weswegen er der Ansicht sei, dass die Adressaten des Schreibens „das Benehmen von KKCG und Sazka kennenlernen sollten“.