Sudan entsendet Truppen in umkämpfte Hafenstadt

Der Friedensprozess im Sudan stockt: Wegen gewaltsamer Stammeskonflikte hat die sudanesische Regierung zahlreiche zusätzliche Sicherheitskräfte in die Stadt Port Sudan entsandt. Nach Angaben des sudanesischen Innenministeriums von heute wurden dort in den vergangenen Tagen mehr als 30 Menschen bei Kämpfen zwischen zwei verfeindeten Volksgruppen getötet.

Die aus der Hauptstadt Khartum geschickten Soldaten und Polizisten hätten „Kontrollpunkte eingerichtet, Autos durchsucht und mehrere Personen festgenommen“, sagte der Anrainer Hassan Hamed der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. Selbst nach der Ankunft der Soldaten am Vortag seien die Gefechte in Port Sudan noch weitergegangen, sagte Hamed.

Verhandlungen über Friedensabkommen

Laut Zeugenberichten hatten die Kämpfe in der wirtschaftlich bedeutenden Hafenstadt am Roten Meer begonnen, als Angehörige eines nubischen Stammes in ein Viertel von Port Sudan eindrangen, das als Hochburg des beduinischen Stammes der Beni Amer gilt. Die Eindringlinge hatten demnach zuvor an Protesten gegen einen neuen Gouverneur in dem umkämpften Bundesstaat Südkordofan teilgenommen, der an der Grenze zum Südsudan liegt.

In dieser Region wie auch in den Bundesstaaten Darfur und Blauer Nil verhandelt die sudanesische Übergangsregierung unter Ministerpräsident Abdalla Hamdok derzeit mit Rebellengruppen über Friedensabkommen. Allerdings ist die Gewalt in diesen Gebieten, in denen sich jahrelang ethnische Minderheiten gegen den ehemaligen Präsidenten Omar al-Bashir auflehnten, in den vergangenen Wochen wieder aufgeflammt.

Drohung gegen „Störer des Friedensprozesses“

Die „Freunde des Sudan“, eine Gruppe von mehr als 20 Staaten und internationalen Organisationen, erklärten, „allen Störern des Friedensprozesses“ im Sudan drohten „Konsequenzen“. Es gebe „keine militärischen Lösungen für die internen Konflikte des Sudan“.

Bis Bashir vergangenes Jahr nach Massenprotesten von der Armee gestürzt wurde, waren bei ethnischen Konflikten im Sudan Zehntausende Menschen getötet und Millionen weitere vertrieben worden. Die vor einem Jahr gebildete Übergangsregierung hat den Friedensprozess zu ihrer vorrangigen Aufgabe erklärt.