Fortnite-Trailer am Handy
ORF.at
„Fortnite“-Entwickler

Kraftprobe mit Apple und Google

Die Macher des populären Onlinespiels „Fortnite“ legen sich in einer bisher einmaligen Kraftprobe mit Apple und Google an. Mit mehreren hundert Millionen Fans im Rücken wollen sie die App-Store-Regeln der Smartphone-Plattformen aufbrechen.

Die „Fornite“-Entwicklerfirma Epic Games führte auf Apples iPhone und iPad sowie auf Geräten mit dem Google-System Android die Möglichkeit ein, Inhalte in Umgehung der In-App-Käufe günstiger zu erwerben. Damit forderte Epic die Plattformen heraus. Die Reaktion kam prompt: „Fortnite“ verschwand am Donnerstag erst aus dem App-Store für Apples Mobilgeräte und wenige Stunden später auch aus Googles Play Store. Epic reichte umgehend Klage gegen Apple ein.

Epic Games wirft Apple in der am Donnerstag vor einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Kalifornien eingereichten Klage vor, gegen das Wettbewerbsrecht zu verstoßen. Die Firma fordert die Annullierung der Apple-Regeln, wonach App-Entwickler 30 Prozent der Einnahmen, die sie über den App-Store von Apple erzielen, an den Konzern zahlen müssen.

Wortführer der Rebellion

Die 30 Prozent vom Preis, die sowohl Apple als auch Google bei In-App-Käufen einbehalten, bilden den Kern des Streits. Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik an der Höhe der Abgabe – und im Fall von Apple auch daran, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen Bezahlwege anbieten können. Der Musikdienst Spotify reichte deswegen Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der EU-Kommission ein.

Apple-Symbol in New South Wales (Australia)
Reuters/Loren Elliott
Epic rief seine Nutzerinnen und Nutzer auf, sich bei Apple zu beschweren

Epic wird mit dem Vorstoß von Donnerstag aber zum Wortführer einer Rebellion gegen das System. Die Firma ließ ihre Nutzerinnen und Nutzer, die auf iPhones und iPads spielen, wissen, dass ihnen, selbst wenn sie schon die App auf ihren Geräten haben, neue Inhalte der nächsten Season von „Fortnite“ verwehrt bleiben werden. Zudem rief Epic die Kundschaft auf, sich bei Apple mit dem Hashtag „#FreeFortnite“ zu beschweren. Fortnite wird nach Angaben von Epic von mehr als 350 Millionen Spielerinnen und Spielern genutzt.

Apple verweist auf Regelverstoß

Für Nutzerinnen und Nutzer von Android-Geräten ist die Situation etwas anders: Google lässt dort Apps nicht nur aus dem hauseigenen Play Store, sondern auch aus anderen Quellen laden. Apple lehnt diesen Ansatz unter Verweis auf potenzielle Risiken durch präparierte Apps ab.

Apple verwies darauf, dass Epic gegen die App-Store-Regeln verstoßen habe. „Sie gelten gleichermaßen für jeden Entwickler und dienen dazu, den Store sicher für unsere Nutzer zu halten.“ Epic habe die neue Funktion mit der Absicht eingeführt, die Richtlinien zu verletzen.

Google: Entwickler müssen sich an Regeln halten

Google betonte, Entwickler müssten sich an die Regeln halten, um im Play Store zu bleiben. In den vergangenen Jahren hatte Epic „Fortnite“ auf Android-Geräten bereits zeitweise am Play Store vorbei vertrieben.

Apple erklärt stets, dass man mit der Vorgabe, die In-App-Käufe über das System der Plattform abzuwickeln, die Kunden vor Betrug schützen wolle. Zugleich ist es einigen Abodiensten wie Netflix erlaubt, Verträge mit Nutzerinnen und Nutzern auf ihren eigenen Websites abzuschließen. Die Userinnen und User können sich dann auf ihren iPhones und iPads einloggen – und für die Anbieter wird keine Abgabe an Apple fällig.

Parodie von legendärem Werbeclip

Epic war gut auf den Showdown vorbereitet. Die Firma hatte nicht nur schnell die gut 60-seitige Klage parat, sondern auch ein Video, das einen legendären Werbeclip des Konzerns aus dem Jahr parodierte. In „1984“ hatte Apple in Anlehnung an George Orwells gleichnamiges Buch das Aufbegehren gegen eine totalitäre Welt dargestellt.

Der 1984 gezeigte Clip sollte den Eintritt von Apple auf den von IBM dominierten PC-Markt einleiten. Epic stellte das Video jetzt als Computeranimation nach, die Rolle des Diktators spielt eine Figur mit einem Kopf in Form eines Apple-Logos.