Menschen tanzen in einem Nachclub
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CoV-Krise

Kroatien reagiert auf neue Infektionen

Nach einer Rekordzahl von Infektionen haben kroatische Behörden eingeräumt, dass Nachtlokale und Strandpartys ein Problem darstellen. Die Öffnungszeiten werden daher eingeschränkt. In Kroatien befinden sich zurzeit rund 900.000 Touristen.

Bars und Nachtclubs dürfen ab sofort nur bis Mitternacht geöffnet sein. Die Maßnahme des nationalen Krisenstabs bleibt die nächsten zehn Tage in Kraft, berichteten Medien. Der stellvertretende Innenminister Damir Trut sagte am Freitag im Nachrichtensender N1 dazu: „Mit den Maßnahmen sind wir nicht zu spät dran.“ Und er fügte hinzu: „Wir balancieren zwischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Interessen.“

Bei der Zahl der Neuinfektionen erreichte Kroatien am Freitag einen neuen Rekordwert. 208 Infektionen seien in den vergangenen 24 Stunden erfasst worden, teilte der nationale Krisenstab in Zagreb mit. Das ist der höchste Tageswert, der seit Beginn der Pandemie in dem Land im Februar registriert wurde. Am Vortag hatte die Behörde 180 Neuansteckungen vermeldet. In den letzten zwei Monaten war der Wert zwischen rund 30 und 100 geschwankt.

Verweis auf sichere Regionen

Das österreichische Außenministerium sprach am Freitag eine Reisewarnung für Kroatien aus, die um Mitternacht von Sonntag auf Montag in Kraft tritt. Urlauberinnen und Urlauber, die sich derzeit in Kroatien befinden, wurden dringend dazu aufgerufen, heimzukehren. Innenminister Davor Bozinovic sieht die österreichische Reisewarnung als „Teil der Vorgehensweise von Ländern, die sich für den Herbst eine möglichst gute epidemiologische Lage wünschen“.

Gleichzeitig war Bozinovic bemüht zu vermitteln, dass nur einzelne Regionen und nicht das ganze Land von steigenden Infektionszahlen betroffen seien. „In den Regionen, wo sich die meisten Touristen aus Österreich befinden, gibt es eine günstige epidemiologische Situation“, sagte Bozinovic am Freitag. Es bestehe eine intensive Kommunikation mit den österreichischen Behörden, um auf die spezifische Situation in einzelnen Regionen hinzuweisen, so der Innenminister.

Die unter Urlauberinnen und Urlaubern beliebte Halbinsel Istrien und die Kvarner-Bucht seien hinsichtlich Infektionszahlen „im grünen Bereich“, sagte der Chef des Instituts für öffentliche Gesundheit, Krunoslav Capak. Die beiden Regionen weisen weniger als zehn Infektionsfälle auf 100.000 Einwohner in den letzten 14 Tagen auf. Weiter südlich in Dalmatien ist die Region rund um Split (Gespanschaft Split-Dalmatien) im roten Bereich (mit über 40 Infektionen pro 100.000 Einwohner), während der Rest von Dalmatien (Zadar, Sibenik, Dubrovnik) im gelben Bereich liegt (zwischen zehn und 40 Infektionen).

Zahlen „nicht bedenklich“

„Das ist eine gute und günstige Situation. Es gibt einige Regionen mit Infektionsherden, in dem Großteil der Regionen ist die Lage aber ruhig“, sagte Capak. Im EU-Vergleich liege Kroatien im Durchschnitt, fügte er hinzu. Auch Trut hält die Zahl von Infektionen nicht für bedenklich. „Die Zahlen werden wahrscheinlich im Rahmen dieser Grenzen bleiben, vielleicht werden sie sogar noch ein wenig steigen, aber es gibt kein exponentielles Wachstum“, sagte er.

Bürgermeister wollen selektive Tests

Unterdessen richteten Bürgermeister aus Istrien einen Appell an die kroatische Regierung, sich in Italien dafür einzusetzen, dass CoV-Tests bei der Einreise aus Kroatien selektiv verlangt werden – je nach tatsächlicher epidemiologischer Lage der einzelnen Region, aus der man einreist.

Laut kroatischen Medien haben Italienerinnen und Italiener wegen der eingeführten Maßnahme bereits begonnen, ihre Reservierungen in Kroatien zu stornieren. Ähnlich soll die Regierung auch Slowenien aufrufen, nicht das ganze Land auf die rote Liste zu stellen.

Slowenien schlägt Alarm

Auch Slowenien könnte nächste Woche Maßnahmen bei der Rückkehr von Kroatien-Urlauberinnen und Urlaubern einführen. Für Sloweninnen und Slowenen ist die kroatische Adria-Küste Urlaubsziel Nummer eins. Die Gesundheitsbehörden in Ljubljana berichteten, dass die meisten Infizierten junge Leute seien, die Strandpartys besucht haben.

Bojana Beovic, Leiterin der Expertengruppe, die die slowenische Regierung in der Coronavirus-Pandemie berät, kündigte in Medien an, ein „wesentlich strengeres Regime“ an der Grenze zu Kroatien vorschlagen zu wollen. Für die Rückkehr stellte sie entweder Quarantäne oder obligatorische CoV-Tests nach italienischem Vorbild in Aussicht.