Polizei vor einem Nachtclub in Spanien
AP/Jesus Merida
Discos und Bars bleiben zu

Urlaubsländer drehen Nachtleben ab

Die Urlaubsländer Spanien, Kroatien, Italien und Griechenland fahren das Nachtleben drastisch herunter. Diskotheken, Clubs und Bars dürfen nur noch eingeschränkt offen haben oder müssen überhaupt zubleiben. Grund dafür sind steigende Coronavirus-Fallzahlen.

In Spanien wird das Nachtleben landesweit unterbunden. Zudem werde die Bevölkerung dringend aufgerufen, sich nicht mit Menschen zu treffen, die nicht in ihrem Haushalt leben. Private Feiern und andere Treffen sollten zudem auf eine Teilnehmerzahl von höchstens zehn Personen beschränkt werden, sagte Gesundheitsminister Salvador Illa am Freitag.

Zudem wurde ein weitgehendes Rauchverbot in der Öffentlichkeit erlassen. Außerhalb der eigenen vier Wände darf nur dann geraucht werden, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern zu nicht im eigenen Haushalt lebenden Personen eingehalten werden kann. Auch Alkohol dürfe nicht mehr im Freien getrunken werden, sagte Illa. Alle diese Maßnahmen seien mit den Regionalregierungen in Spanien abgestimmt und stellten lediglich ein „Minimum“ dar. Es stehe den Regionen frei, lokal strengere Regeln zu erlassen, betonte Illa.

Menschen nachts am Strand von Barcelona
Reuters/Nacho Doce
Partys nachts in Parks oder am Strand wie hier in Barcelona sind unter Spanierinnen und Spaniern sehr beliebt

Zuletzt waren binnen 24 Stunden landesweit fast 3.000 Neuinfektionen registriert worden, so viele wie im April. Allerdings wird viel mehr getestet, und viele der Betroffenen haben keine oder nur milde Krankheitssymptome. Es gibt über 1.000 lokale Ausbrüche, und die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt derzeit bei 42 binnen sieben Tagen.

Kalabrien als Vorreiter für Italien

Auch in der süditalienischen Region Kalabrien bleiben alle Diskotheken, auch Stranddiscos, geschlossen, wie die Regionalpräsidentin Jole Santelli am Freitag anordnete. Die Schließung gilt bis zum 7. September. Und die Anordnung könnte in Kürze auf ganz Italien ausgedehnt werden, kündigte der Regionalminister der Regierung in Rom, Francesco Boccia, in der Zeitung „La Stampa“ (Freitag-Ausgabe) an.

Die italienische Regierung sei stets gegen die Öffnung der Tanzlokale gewesen. Sie habe den 20 Regionen mit einem Dekret im Mai allerdings Spielraum für eigene Entscheidungen eingeräumt. Sollte die Entwicklung weiteren Anlass zur Sorge geben, seien Verbote sofort denkbar. „Wir sind offensichtlich viel besser dran als andere europäische Länder“, sagte Bocca. „Aber das Virus zirkuliert, und wir müssen weiter aufpassen.“

Nachtleben in Malaga
AP/Jesus Merida
Touristen drängen sich auf einer Straße in dem spanischen Küstenort Fuengirola

In Apulien, ebenfalls einer Urlaubsregion im Süden, waren die Discos noch offen. Besucher müssen nach einem neuen Erlass aber auch im Freien eine Atemschutzmaske tragen. Italien registrierte zuletzt mehr als 570 Neuinfektionen in 24 Stunden. Das Gesundheitsministerium sprach von einer Verschlechterung der epidemiologischen Lage. „Man muss weiterhin alles daransetzen, so früh wie möglich potenzielle Infektionsherde zu lokalisieren, um die Epidemie zu kontrollieren“, so das Ministerium.

Kroatien: Sperrstunde um Mitternacht

Auch Kroatien reagierte auf steigende Infektionszahlen und schränkte die Öffnungszeiten der Nachtlokale ein. Bars und Nachtclubs dürfen ab sofort nur noch bis Mitternacht geöffnet sein. Die Maßnahme des nationalen Krisenstabs bleibt die nächsten zehn Tage in Kraft, berichteten Medien. Die Behörden räumten ein, dass Nachtlokale und Strandpartys ein Problem darstellen. In Kroatien befinden sich zurzeit rund 900.000 Touristen.

Kroatien meldete am Freitag eine Rekordzahl an Neuansteckungen mit dem Coronavirus. 208 Infektionen seien in den vergangenen 24 Stunden erfasst worden, teilte der nationale Krisenstab in Zagreb mit. Das ist der höchste Tageswert, der seit Beginn der Pandemie in dem Land im Februar registriert wurde. Am Vortag hatte die Behörde 180 Neuansteckungen vermeldet. In den letzten zwei Monaten war der Wert zwischen rund 30 und 100 geschwankt.

Bei den 180 Neuinfizierten liegt das Durchschnittsalter bei 31 Jahren. „Ein großer Teil davon, mehr als zwei Drittel, hängt mit Treffen an der Adria-Küste zusammen“, sagte Krunoslav Capak, Chef des Instituts für öffentliche Gesundheit, im Privatsender Nova TV. „Wenn wir eine solche Situation haben, dass die Zahlen in die Höhe schießen, müssen wir etwas unternehmen“, so Capak.

Einschränkungen auch in Griechenland

Auch die griechische Regierung ordnete umfangreiche Einschränkungen für zahlreiche Urlaubsregionen und Städte an. In den meisten Regionen des Landes – darunter in Athen und Thessaloniki sowie zahlreichen Inseln – müssen seit Freitag alle Tavernen, Bars und Discos spätestens um 24.00 Uhr schließen. Versammlungen von über 50 Personen sind im ganzen Land verboten. Diese Maßnahme gilt vorerst bis 24. August, teilte ein Regierungssprecher in Athen mit.

Griechenland weist – gemessen an seiner Bevölkerung von gut 10,5 Millionen Einwohnern – eine geringe Zahl von Infektionen mit dem Coronavirus auf. In den vergangenen Tagen ist die Zahl von Infizierten jedoch schlagartig gestiegen. Als Grund gilt, dass viele Urlauber – größtenteils junge Menschen – nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub Verwandte und Freunde in den Ballungszentren ansteckten. Behörden hatten beobachtet, dass Urlauber ohne den nötigen Abstand und ohne Mundschutz dicht beieinander bis spät in die Nacht in Bars und Discos feierten.