Verkehrsstau mit Urlaubern in Kroatien
APA/AFP/Denis Lovrovic
Reisewarnung für Kroatien

Zehntausende zur Rückkehr aufgerufen

In Österreich gilt ab Montag eine Reisewarnung für das beliebte Urlaubsland Kroatien. Somit sind auch alle Urlauberinnen und Urlauber, die sich zurzeit in dem Mittelmeer-Land aufhalten, dazu aufgerufen, über das Wochenende die Heimreise anzutreten. Wie viele Menschen aus Österreich sich zurzeit in Kroatien befinden, ist im Detail unbekannt. Es dürften aber mehrere zehntausend sein.

Dem Außenministerium zufolge befinden sich aktuell rund 3.000 reiseregistrierte Österreicherinnen und Österreicher in Kroatien. Dabei handelt es sich aber wohl nur um einen Bruchteil der Landsleute, die derzeit dort urlauben. In aller Regel reisen Österreicherinnen und Österreicher mit dem eigenen Pkw an die kroatischen Strände, an eine Reiseregistrierung wird da nur in den seltensten Fällen gedacht. „Wir gehen davon aus, dass sich ein Zigfaches der offiziell Registrierten in Kroatien befindet“, hieß es.

Wer kann, wird nun versuchen, vor Montag aus Kroatien zurückzukehren. Das erwartete auch der ÖAMTC. „Wir rechnen mit erheblichen Staus an den Grenzen“, hieß es am Freitag. Der Autofahrerclub empfahl, möglichst azyklisch in der Nacht zu fahren, damit man spätestens zeitig in der Früh an der Grenze ist. Spätestens ab den Vormittagsstunden sei mit langen Wartezeiten vor den Übergängen zu rechnen. Wer sie kennt, sollte außerdem Schleichwege nutzen.

Toursiten auf der Promenade in Zadar, Kroatien
APA/AFP/Denis Lovrovic
Für viele Urlauberinnen und Urlauber endet die Zeit in Kroatien früher als geplant

Negativer Test verpflichtend

Die vielen heimischen Urlauberinnen und Urlauber in Kroatien sind einer der Gründe, warum die Reisewarnung nicht mit sofortiger Wirkung in Kraft tritt. Die zwei Tage Vorlaufzeit, sollen ihnen die Möglichkeit bieten ihre Koffer zu packen und heimzureisen. Zugleich gewinnt das Gesundheitsministerium aber auch Zeit, um die Rechtsnormen zur Regelung des Reiseverkehrs zu adaptieren.

Reisewarnung

Eine Reisewarnung berechtigt in manchen Fällen zu einem Gratisstorno einer gebuchten Reise. Eine Reisewarnung ist aber kein Reiseverbot. Sollte allerdings eine Rückholaktion aus einer Region oder einem Land durchgeführt werden, für das es eine Reisewarnung gibt, können die Reisenden an den Konsularkosten beteiligt werden.

Denn neben der Reisewarnung, die das Außenministerium ausspricht, wird Kroatien überdies vom Gesundheitsministerium in der Einreiseverordnung als Risikoland eingestuft. Bei der Einreise aus dem Land müsse ein Gesundheitszeugnis vorgelegt werden, das einen negativen PCR-Test bestätigt, der nicht länger als 72 Stunden zurückliegen darf, hieß es in einer Aussendung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Wenn ein solcher Nachweis nicht erbracht werden kann, müssten die Reiserückkehrer innerhalb von 48 Stunden einen Test veranlassen, teilte Anschober mit. Bis das Testergebnis vorliege, müssten sie in Quarantäne bleiben. „Damit ist Kroatien gleich eingestuft wie andere Länder des Balkans – Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien.“

„Kein Kavaliersdelikt“

Dass die Behörden dabei auch auf die Mitwirkung der Reisenden angewiesen sind, ließ ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg im Interview mit der ZIB2 durchblicken. Es werde zwar Stichproben geben, aber es gehe um die Eigenverantwortung, so Schallenberg. Bei der Umgehung der Vorgaben handle es sich um „kein Kavaliersdelikt“. Der Außenminister sprach die „dringende Empfehlung“ aus, sich daran zu halten und nicht zu versuchen, den Behörden „ein Schnippchen zu schlagen“.

Außenminister: „Kann weitere Reisewarnungen geben“

Außenminister Alexander Schallenberg erklärt die Reisewarnung für Kroatien mit den steigenden CoV-Fallzahlen. Er appelliert an die Eigenverantwortung der Österreicher, die sich im Ausland aufhalten und schließt weitere Reisewarnungen für beliebte Urlaubsdestinationen nicht aus.

Zugleich schloss er weitere Reisewarnungen nicht aus. „Es kann weitere Reisewarnungen geben“, so der Außenminister am Freitagabend in der ZIB2, „auch für beliebte Urlaubsdestinationen“. Zu einer möglichen Ausweitung der Reisewarnung für Spaniens Festland auf die Balearen, meinte er: „Wir beobachten die Situation und sehen neue Höchstzahlen.“ Der Sommer 2020 sei eben „kein normaler Sommer“, und solche Vorwarnungen könnten sehr kurzfristig ausfallen.

Viele Fälle von Reisen mitgebracht

Auch Anschober hatte zuvor aufgefordert, „verantwortungsvoll zu handeln, sich selbst und alle anderen Menschen vor einer Coronavirus-Infektion zu schützen“. Aktuell seien „gehäufte, Reise-indizierte Corona-Infektionsfälle von ReiserückkehrerInnen aus Kroatien“ festzustellen. „Alleine in dieser Woche werden uns von den Bundesländern rund 100 Fälle berichtet, alleine in den vergangenen 24 Stunden sogar 57.“

Österreich warnt vor Kroatien-Reisen

Österreich hat eine Reisewarnung für Kroatien ausgesprochen, ab Montag gilt Warnstufe sechs für das Balkan-Land. Ab diesem Zeitpunkt muss bei der Einreise nach Österreich ein negativer Coronavirus-Test vorgelegt werden, der nicht älter als 72 Stunden ist.

So wiesen in Kärnten 16 der insgesamt 22 Personen, die am Donnerstag positiv getestet worden waren, einen direkten Kroatien-Bezug auf. Tourismusreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) rief die Hotellerie daher dazu auf, keine Urlauberinnen und Urlauber zu beherbergen, die aus Kroatien kommen und in Kärnten ihren restlichen Urlaub verbringen wollen – mehr dazu in kaernten.ORF.at .

In Oberösterreich stieg die Anzahl der CoV-infizierten Reiserückkehrenden aus Kroatien um 17 auf insgesamt 40. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) „dankte“ der Bundesregierung am Freitag für die „rasche Reaktion“, eine Reisewarnung für Kroatien auszusprechen – mehr dazu in ooe.ORF.at . In Tirol ließen sich 30 Infektionen auf einen Kroatien-Aufenthalt zurückführen. Alle Personen, die sich in den vergangenen 14 Tagen dort aufgehalten haben, können sich gratis testen lassen – mehr dazu in tirol.ORF.at .

Kurz fordert strengere Kontrollen an Grenzen

Aufgrund der steigenden Zahlen auf dem Balkan werden seit Donnerstag auch an der Brenner-Grenze gesundheitspolizeiliche Kontrollen durchgeführt. Balkan-Rückkehrende könnten großräumig über den Brenner ausweichen, um Kontrollen an den Grenzübergängen in der Steiermark, Kärnten oder dem Burgenland zu umgehen, so die Begründung der Kontrollen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) forderte unterdessen noch strengere Kontrollen von Rückkehrerinnen und Rückkehrern an den Grenzen. „Hier muss strenger kontrolliert werden. Es ist dringend notwendig, dass die Gesundheitsbehörden sicherstellen, dass hier flächendeckender kontrolliert wird als bisher“, sagte Kurz der Tageszeitung „Österreich“ (Samstag-Ausgabe).

Er hält es auch für sinnvoll, dass Coronavirus-Tests direkt an der Grenze durchgeführt werden. An den Gesundheitsbehörden übte der Bundeskanzler Kritik: „Die Gesundheitsbehörden müssen besser werden in ihrer Arbeit. Das betrifft das Durchführen von Testungen. Es dauert noch immer zu lange, bis die Betroffenen die Ergebnisse bekommen. Aber auch die Quarantänemaßnahmen müssen schneller umgesetzt werden.“

„Aktuelle Zahlen besorgniserregend“

Ebenso wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bereitet der aktuelle Anstieg der Neuinfektionen auch dem Bundeskanzler Sorgen: „Es war absehbar, dass durch die Reisebewegungen in der Ferienzeit die Zahl der Neuinfektionen steigt. Aber ja, ich mache mir Sorgen: Die aktuellen Zahlen sind besorgniserregend.“

Weltweit gilt weiterhin zumindest der Reisehinweis der Stufe vier („Hohes Sicherheitsrisiko“), generell wird also von nicht unbedingt notwendigen Reisen abgeraten. Reisewarnungen gelten (inklusive Kroatien) für 32 Staaten bzw. zwei Teilregionen weltweit – darunter das spanische Festland, Portugal, Schweden, die Türkei, Russland, Ägypten, die USA und die chinesische Provinz Hubei.

Kroatien um Beruhigung bemüht

Der kroatische Innenminister Davor Bozinovic sieht die österreichische Reisewarnung als „Teil der Vorgehensweise von Ländern, die sich für den Herbst eine möglichst gute epidemiologische Lage wünschen“. Gleichzeitig war er bemüht, im Ausland die Botschaft zu vermitteln, dass nur einzelne Regionen und nicht das ganze Land von steigenden Infektionszahlen betroffen seien.

Badende am Strand in Kroatien
APA/AFP/Denis Lovrovic
Kroatien sieht in den meisten Urlaubsorten kein erhöhtes Ansteckungsrisiko

„In den Regionen, wo sich die meisten Touristen aus Österreich befinden, gibt es eine günstige epidemiologische Situation“, sagte Bozinovic. Es bestehe eine intensive Kommunikation mit den österreichischen Behörden, um auf die spezifische Situation in einzelnen Regionen hinzuweisen, so der Innenminister.

Kroatien meldete am Freitag eine Rekordzahl an Neuansteckungen mit dem Coronavirus. 208 Infektionen seien in den vergangenen 24 Stunden erfasst worden, teilte der nationale Krisenstab in Zagreb mit. Das ist der höchste Tageswert, der seit Beginn der Pandemie in dem Land im Februar registriert wurde. Am Vortag hatte die Behörde 180 Neuansteckungen vermeldet. In den letzten zwei Monaten war der Wert zwischen rund 30 und 100 geschwankt.