Rettungsschiff „Sea-Watch 4“: Erster Einsatz vor Libyen

Das neue Seenotrettungsschiff „Sea-Watch 4“ hat gestern den Hafen von Burriana in Spanien verlassen, um erstmals im Mittelmeer vor Libyen schiffbrüchige Geflüchtete aufzunehmen. Die Mission wird durch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt.

Die „Sea-Watch 4“ ist nach Angaben der Aktivistinnen und Aktivisten aktuell das einzige Rettungsschiff, das auf dem Mittelmeer im Einsatz ist – drei andere Rettungsboote sind teils seit Wochen von den italienischen und spanischen Behörden wegen Sicherheitsmängeln festgesetzt.

„Klare Ansage an die EU“

Chris Grodotzki, Sprecher von Sea-Watch, sagte: „Das Auslaufen der ‚Sea-Watch 4‘ ist auch eine klare Ansage an die Europäische Union: Wir hören nicht auf zu retten, solange ihr Menschen zur Abschreckung ertrinken lasst.“ Die Organisation ist seit 2015 in der Bergung von Geflüchteten aktiv und war nach eigenen Angaben an der Rettung von mehr 37.000 Menschen beteiligt.

Im Jänner hatte der Verein United4Rescue den Kauf der „Sea-Watch 4“ ermöglicht. Das Bündnis vereint nach eigenen Angaben mehr als 550 große und kleine Organisationen, Initiativen, Unternehmen, Vereine und Stiftungen.

Zahl der in Italien eingetroffenen Geflüchteten um 148 Prozent gestiegen

Die Zahl der nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eingetroffenen Geflüchteten hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Dies berichtete die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese gestern bei einer Pressekonferenz.

Über 21.000 Geflüchtete erreichten Italien zwischen August 2019 und Juli 2020, was einem Plus von 148 Prozent entspricht, erklärte die Ministerin. Die meisten Geflüchteten seien selbstständig in Italien eingetroffen und nicht von NGO-Schiffen gerettet worden. 5.000 Personen seien im Zeitraum zwischen August 2019 und Juli 2020 von Rettungsschiffen in Sicherheit gebracht worden. Über 80 Prozent der in Italien eingetroffenen Geflüchteten starteten von Tunesien und Libyen.

Lamorgese kündigte ein Treffen mit dem tunesischen Präsidenten Kais Saied für Montag an. Dabei sollen Strategie zur Eingrenzung der Schlepperei nach Italien diskutiert werden. Am Treffen werden sich auch der italienische Außenminister Luigi Di Maio, sowie die EU-Kommissare Ylva Johansson und Oliver Varhelyi beteiligen.