Stau an der Slowenisch/Österreichischen Grenze bei Spielfeld
APA/Erwin Scheriau
Kroatien

Teils stundenlanger Stau für Rückreisende

Der Rückreiseverkehr aus Kroatien hat am Sonntag seit den Nachmittagsstunden an der Grenze zu Slowenien sukzessive zugenommen. Am Abend standen die Heimreisenden laut Auskunft der ASFINAG am Grenzübergang nach Spielfeld auf der Pyhrnautobahn (A9) mehr als drei Stunden im Stau. Damit dürfte der Höhepunkt an Wartezeit schon erreicht sein, schätzten Expertinnen und Experten die Situation ein.

Die Rückreisewelle aus dem Süden stellte sich am frühen Abend an den großen Grenzübergängen in Kärnten und Slowenien ganz unterschiedlich dar: Von Laibach Richtung Villach über den Karawankentunnel (Karawankenautobahn, A11) kam es zu einem Zeitverlust von bloß rund 15 Minuten, der Stau war also überschaubar – mehr dazu in kaernten.ORF.at .

Zur selben Zeit auf der Strecke über den Grenzübergang Spielfeld in der Steiermark seien es allerdings dreieinviertel Stunden Wartezeit gewesen, wie ASFINAG-Sprecher Walter Mocnik gegenüber der APA schilderte – mehr dazu in steiermark.ORF.at . Ein Ausweichen über kleinere Grenzübergänge für Österreicher war allerdings möglich. Vonseiten der ASFINAG ging man davon aus, dass der Stau nicht mehr weiter anwachsen werde, da das Verkehrsaufkommen von Kroatien nach Slowenien bereits deutlich nachgelassen habe.

Stau an der Slowenisch/Österreichischen Grenze beim Karawankentunnel
APA/EXPA/Johann Groder
Stau an der Grenze zwischen Slowenien und Österreich

Auf dem Brenner kontrollieren unterdessen Bundesheer und Polizei Urlaubsheimkehrer und Einheimische. Der Ausweichverkehr aus den Balkan-Staaten soll so verhindert werden. Bei einigen sorgten die Kontrollen am Samstag für Verwirrung – mehr dazu in tirol.ORF.at .

Regierung will Tests für Heimreisende erhöhen

Angesichts steigender Coronavirus-Zahlen, viele davon sind auf Kroatien-Rückkehrerinnen und -Rückkehrer zurückzuführen, kündigte die Regierung am Sonntag neue Maßnahmen an. Neben verstärkten Grenzkontrollen soll es ab Montag ein Testprogramm für Urlauberinnen und Urlauber aus Kroatien geben. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief die Bevölkerung in einem Appell zu Vorsicht auf. Man müsse alles tun, „um die Gesundheit in Österreich zu schützen“ sowie „um einen zweiten Lockdown zu verhindern“.

Aufgrund der am Montag eintretenden Reisewarnung für Kroatien müssen Rückkehrerinnen und Rückkehrer ab Mitternacht einen gültigen Test vorweisen (nicht älter als 72 Stunden). Alternativ kann die Heimquarantäne angetreten werden, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Für jene Urlauberinnen und Urlauber, die noch ohne verschärfte Einreisebestimmungen zwischen 7. August und Montag, 17. August, 0.00 Uhr, aus Kroatien eingereist sind, gibt es ab Montagfrüh „die Möglichkeit eines Gratis-Covid-Tests via 1450 – auch wenn keine Symptome vorliegen", hieß es vom Gesundheitsministerium.

Einreisekontrolle an der Grenze
APA/EXPA/Johann Groder
Nach der Ankündigung der Reisewarnung am Montag wurde am Sonntag verstärkt kontrolliert

Man wolle „Personen, die in den letzten zehn Tagen aus Kroatien zurückgekehrt sind, die Möglichkeit anbieten, sich testen zu lassen“, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Aussendung am Sonntag an. Gleichzeitig forderte Kanzler Kurz einmal mehr, dass es entscheidend sei, die Grenzkontrollen durch die Gesundheitsbehörden zu verstärken – auch das Bundesheer solle den Mehraufwand an der Grenze abfangen.

„Virus kommt mit dem Auto nach Österreich“

Er, Kurz, wisse, dass Grenzkontrollen für die Gesundheitsbehörden ressourcenintensiv seien, „aber das Bundesheer steht zur Verfügung“. Er bat, im Rahmen des Assistenzeinsatzes das Bundesheer anzufordern, damit die Kontrollen im vollen Umfang durchgeführt werden können. Bereits am Freitag war eine „weitere Verstärkung der Grenzkontrollen an den betroffenen Grenzübergängen angeordnet“ worden, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Regierung verschärft Grenzkontrollen

Auf Grund der steigenden Coronavirus-Zahlen verschärft die Regierung nun die Grenzkontrollen in Richtung Süden. Reiserückkehrer aus Kroatien können sich außerdem gratis testen lassen.

„Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich“, so Kurz. Die Situation in Österreich sei eine sehr gute stabile in den vergangenen Wochen, aber die Entwicklung in den vergangenen Tagen sei eine „besorgniserregende“. „Ich habe eine große Bitte an die Bevölkerung: Bitte, seien Sie vorsichtig. Die Zahlen steigen wieder, die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden, und wir müssen alles tun …, um einen zweiten Lockdown zu verhindern, damit nicht Arbeitsplätze und die Wirtschaft gefährdet sind.“

Die größte Gruppe unter den aktiv Infizierten seien mittlerweile junge Menschen, die oft asymptomatisch seien und gar nicht merken, dass sie das Virus in sich tragen, wie der Bundeskanzler ausführte. Sie würden aber Familienmitglieder anstecken und ältere Menschen gefährden.

„Tests sollen Dunkelziffer möglichst klein halten“

Zu den angekündigten Tests sagte Anschober, man wolle „mit diesem freiwilligen Screening-Programm detailliert kontrollieren, wie hoch die Infektionsrate bei Reiserückkehrern aus Kroatien in den vergangenen Tagen vor den neuen verschärften Einreisebestimmungen tatsächlich war“. Damit wolle man „die Dunkelziffer möglichst klein halten und genaue Informationen über das tatsächliche Infektionsgeschehen erhalten“.

„Da es sich hier um große zusätzliche Testmengen handeln wird, ist nicht auszuschließen, dass das Ergebnis in Einzelfällen nicht innerhalb der vorgegebenen 48 Stunden vorliegen wird“, sagte Anschober und ersuchte um Verständnis. Der Gesundheitsminister appellierte an alle Betroffenen, „diese Testmöglichkeit zu nützen und bis zum Vorliegen des Ergebnisses sich so zu verhalten, dass es im Infektionsfall zu keinen Ansteckungen kommen kann“.

Touristen in Zadar, Kroatien
APA/AFP/Denis Lovrovic
Gut besuchte Promenade in Zadar: Viele Österreicherinnen und Österreicher halten sich derzeit noch in Kroatien auf

Appell zu Schutzmaßnahmen

Grundsätzlich sollten alle Urlauberinnen und Urlauber „die Grundregeln des Schutzes vor Corona“ – Hygienemaßnahmen, Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz – in den Ferien jedenfalls immer dort beachten, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, bekräftigte Anschober.

Laut den offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus zuletzt merklich. Zwischen Freitag, 16.00 Uhr, und Samstag, 16.00 Uhr, wurden 301 neue Fälle über das Epidemiologische Meldesystem (EMS) bestätigt, wie aus dem amtlichen Dashboard des Gesundheitsministeriums hervorgeht.

Rund ein Drittel der Neuinfektionen wurde bei Reiserückkehrern verzeichnet, hieß es vom Ministerium zudem. Am Sonntag wurden im 24-Stunden-Vergleich 185 Neuinfektionen gemeldet. „Seit einigen Tagen ist die Zahl der Reiserückkehrenden aus Kroatien die größte einzelne Gruppe bei den Neuinfektionen“, so Anschober in einer Aussendung vom Sonntag. ORF.at verwendet immer die EMS-Zahlen als Basis seiner Berichterstattung – mehr dazu in ORF.at/corona.

Rendi-Wagner wirft Regierung „Planlosigkeit“ vor

Unterdessen warf SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner der Bundesregierung am Sonntag „Planlosigkeit und Chaos“ beim Management auf die jüngsten Entwicklungen vor. Sie forderte kostenlose Tests auf SARS-CoV-2 für alle heimkehrenden Urlauber aus Risikogebieten und nicht – wie vorgesehen – diese auf Rückkehrer aus Kroatien zu beschränken.

Reisewarnung

Eine Reisewarnung berechtigt zu einem Gratisstorno einer gebuchten Reise. Eine Reisewarnung ist aber kein Reiseverbot. Sollte allerdings eine Rückholaktion aus einer Region oder einem Land durchgeführt werden, für das es eine Reisewarnung gibt, können die Reisenden an den Konsularkosten beteiligt werden.

„Die Bundesregierung ist nach den vorgenommenen Lockerungen planlos in den Sommer gegangen. Obwohl die Herausforderungen mit der Reisezeit absehbar waren, haben der Kanzler und sein Regierungsteam keine Vorkehrungen für Urlaubsrückkehrer getroffen“, konstatierte Rendi-Wagner. Stattdessen schiebe die Regierung ihre Verantwortung auf die Länder ab. „Beim aktuellen Corona-Grenzmanagement fehlen ein einheitliches System und Plan. Wie kommen Reiserückkehrer dazu, diese Planlosigkeit auszubaden?“

NEOS: Kurz „soll endlich tun“

Es sei „höchste Zeit für Hausverstand bei der Bundesregierung“, sagte die SPÖ-Chefin. Coronavirus-Tests müssten für Reiserückkehrer aus Risikoländer grundsätzlich kostenlos sein: „Und auch für alle anderen, die sich freiwillig testen lassen wollen, muss es diese Möglichkeit kostenlos geben.“ Die Bundesregierung habe endlich Verantwortung zu übernehmen und die entsprechenden Tests ohne Chaos zu organisieren und zu finanzieren. „Je mehr und je rascher getestet wird, desto besser kann es gelingen, Ausbreitungen zu verhindern“, meinte Rendi-Wagner.

NEOS zeigte sich indes verwundert, dass Kurz strengere Kontrollen an den Grenzen fordere und die Gesundheitsbehörden kritisiere. „Die Gesundheitsbehörden haben keine 15.000 Tests pro Tag versprochen. Die Gesundheitsbehörden haben auch keine Ergebnisse binnen 24 Stunden nach der Testung versprochen. Das waren Ankündigungen der Regierung“, sagte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. „Und – kleine Erinnerung: Kurz ist Chef dieser Regierung. Er soll also bitte aufhören, dem Koalitionspartner und der Öffentlichkeit Dinge über die Medien auszurichten und zu ,fordern’, er soll endlich tun.“

Kroatien hinkt bei Tests deutlich hinterher

Unterdessen hinkt Kroatien bei den Testungen auf das Coronavirus im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Das geht aus Daten von Worldometer hervor. Das statistische Programm, das sich eigenen Angaben zufolge aus Tausenden von Quellen speist, wird unter anderem von der Johns Hopkins Universität, der englischen Regierung und namhaften internationalen Medien verwendet.

Laut Worldometer wird in Österreich mehr als dreimal so viel getestet wie in Kroatien: Während hierzulande bezogen auf eine Million Einwohner bisher 113.004 Tests auf SARS-CoV-2 durchgeführt wurden, sind es in Kroatien 33.559. Damit liegt Kroatien auch – teilweise deutlich – hinter seinen direkten Nachbarstaaten Serbien (91.381), Slowenien (68.926), Montenegro (66.793), Bosnien-Herzegowina (49.105) und Ungarn (39.205).