Kroatische Nationalfahne
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Coronavirus

Reisewarnung für Kroatien in Kraft

Seit Mitternacht gilt in Österreich eine Reisewarnung für Kroatien. Rückkehrende – häufig Urlauberinnen und Urlauber – müssen ab sofort einen gültigen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist, oder sich in Quarantäne begeben, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Viele Österreicherinnen und Österreicher dürften dem Aufruf bereits gefolgt sein, noch vor Montag Kroatien zu verlassen.

Grund für die Reisewarnung seien die steigenden Zahlen Coronavirus-Infizierter, die unter Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Kroatien besonders hoch seien, wie die Regierung bekanntgab. Neben verstärkten Grenzkontrollen soll es ab Montag ein Testprogramm für Urlauberinnen und Urlauber aus Kroatien geben. Betroffen davon sind Grenzübergänge zu Italien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief die Bevölkerung zu Vorsicht auf. Man müsse alles tun, „um die Gesundheit in Österreich zu schützen“ und „um einen zweiten Lockdown zu verhindern“. Für jene Urlauberinnen und Urlauber, die noch ohne verschärfte Einreisebestimmungen zwischen 7. August und Montag, 17. August, 0.00 Uhr, aus Kroatien eingereist sind, gebe es ab Montagfrüh die Möglichkeit eines Gratistests via 1450 – auch wenn keine Symptome vorliegen, hieß es vom Gesundheitsministerium.

CoV-Tests für Reiserückkehrer in Wien
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In Wien wurde eine Drive-in-Testmöglichkeit eingerichtet

Man wolle „Personen, die in den letzten zehn Tagen aus Kroatien zurückgekehrt sind, die Möglichkeit anbieten, sich testen zu lassen“, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Aussendung am Sonntag an. In Wien können sich Rückkehrende auf besondere Weise testen lassen. Beim Ernst-Happel-Stadion wurden ein Walk-in und ein Drive-in eingerichtet. Der Andrang war groß – mehr dazu in wien.ORF.at.

Anschober gegen Teststraßen an Grenzen

Im Ö1-Morgenjournal sprach sich Anschober am Montag zudem gegen Teststraßen an den Grenzen aus. „Aus meiner Sicht macht es keinen Unterschied, ob diese Testung wie etwa seit gestern bei einem Drive-in in Wien durchgeführt wird oder man bei der Einreise bei 1450 anruft“, so Anschober. Der Aufwand einer Installation von Teststraßen an den Grenzen sei „riesengroß“, so Anschober.

Zu der Forderung von Kurz, der sich mehr Gesundheitspersonal an den Grenzen wünschte, sagte er: „Mehr Gesundheitspersonal an den Grenzen heißt, dass die Gesundheitsbehörden der Länder mehr Personal haben müssen. Das ist meine Bitte, mein Appell auch an die Landeshauptleute. Ich gehe davon aus, dass das gut in Umsetzung ist, schrittweise.“ Und: „Der Assistenzeinsatz des Bundesheeres ist eine zusätzliche Möglichkeit.“

Teils stundenlanger Stau

Der Rückreiseverkehr aus Kroatien nahm am Sonntag in den Nachmittagsstunden an der Grenze zu Slowenien zu. Am Abend standen die Heimreisenden laut Auskunft der ASFINAG am Grenzübergang nach Spielfeld auf der Pyhrnautobahn (A9) mehr als drei Stunden im Stau. Damit war der Höhepunkt an Wartezeit erreicht.

Die Rückreisewelle aus dem Süden stellte sich am frühen Abend an den großen Grenzübergängen in Kärnten und Slowenien unterschiedlich dar: Von Ljubljana Richtung Villach über den Karawankentunnel kam es zu einem Zeitverlust von nur rund 15 Minuten, der Stau war also überschaubar – mehr dazu in kaernten.ORF.at .

Stau an der Slowenisch/Österreichischen Grenze beim Karawankentunnel
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Stau an der Grenze zwischen Slowenien und Österreich

Zur selben Zeit auf der Strecke über den Grenzübergang Spielfeld in der Steiermark seien es allerdings dreieinviertel Stunden Wartezeit gewesen, wie ASFINAG-Sprecher Walter Mocnik schilderte – mehr dazu in steiermark.ORF.at . Ein Ausweichen über kleinere Grenzübergänge für Österreicher war allerdings möglich. Auf dem Brenner kontrollieren unterdessen Bundesheer und Polizei Heimkehrende und Einheimische. Der Ausweichverkehr aus den Balkan-Staaten soll so verhindert werden. Bei einigen sorgten die Kontrollen am Samstag für Verwirrung – mehr dazu in tirol.ORF.at .

Reisewarnung

Eine Reisewarnung berechtigt zu einem Gratisstorno einer gebuchten Reise. Eine Reisewarnung ist aber kein Reiseverbot. Sollte allerdings eine Rückholaktion aus einer Region oder einem Land durchgeführt werden, für das es eine Reisewarnung gibt, können die Reisenden an den Konsularkosten beteiligt werden.

„Virus kommt mit Auto nach Österreich“

Kurz sagte am Sonntag einmal mehr, dass es entscheidend sei, die Grenzkontrollen durch die Gesundheitsbehörden zu verstärken – auch das Bundesheer solle den Mehraufwand an der Grenze abfangen. Er wisse, dass Grenzkontrollen für die Gesundheitsbehörden ressourcenintensiv seien, „aber das Bundesheer steht zur Verfügung“.

Er bat, im Rahmen des Assistenzeinsatzes das Bundesheer anzufordern, damit die Kontrollen im vollen Umfang durchgeführt werden können. Bereits am Freitag war eine „weitere Verstärkung der Grenzkontrollen an den betroffenen Grenzübergängen angeordnet“ worden, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

„Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich“, so Kurz. Die Situation in Österreich sei in den vergangenen Wochen eine sehr gute und stabile gewesen, aber die Entwicklung in den vergangenen Tagen sei eine „besorgniserregende“. „Ich habe eine große Bitte an die Bevölkerung: Bitte, seien Sie vorsichtig! Die Zahlen steigen wieder, die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden, und wir müssen alles tun, um einen zweiten Lockdown zu verhindern, damit nicht Arbeitsplätze und die Wirtschaft gefährdet sind.“

Einreisekontrolle an der Grenze
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Nach der Ankündigung der Reisewarnung am Montag wurde am Sonntag verstärkt kontrolliert

Die größte Gruppe unter den aktiv Infizierten seien mittlerweile junge Menschen, die oft asymptomatisch seien und gar nicht merkten, dass sie das Virus in sich tragen, so Kurz. Sie würden aber Familienmitglieder anstecken und ältere Menschen gefährden.

„Tests sollen Dunkelziffer möglichst klein halten“

Zu den angekündigten Tests sagte Anschober, man wolle „mit diesem freiwilligen Screening-Programm detailliert kontrollieren, wie hoch die Infektionsrate bei Reiserückkehrern aus Kroatien in den vergangenen Tagen vor den neuen verschärften Einreisebestimmungen tatsächlich war“. Damit wolle man „die Dunkelziffer möglichst klein halten und genaue Informationen über das tatsächliche Infektionsgeschehen erhalten“.

Regierungsauflagen zwingen Österreicher zu Urlaubsabbruch

Erst vor Kurzem hat die türkis-grüne Bundesregierung für Kroatien die höchste Reisewarnstufe verhängt und damit viele Urlauber überrumpelt. Denn Rückkehrer aus Kroatien müssen ab Montag einen gültigen CoV-Test auf eigene Kosten vorweisen (nicht älter als 72 Stunden) oder in Quarantäne, bis ein negatives Testergebnis vorliegt.

„Da es sich hier um große zusätzliche Testmengen handeln wird, ist nicht auszuschließen, dass das Ergebnis in Einzelfällen nicht innerhalb der vorgegebenen 48 Stunden vorliegen wird“, sagte Anschober und ersuchte um Verständnis. Der Gesundheitsminister appellierte an alle Betroffenen, „diese Testmöglichkeit zu nützen und bis zum Vorliegen des Ergebnisses sich so zu verhalten, dass es im Infektionsfall zu keinen Ansteckungen kommen kann“.

Touristen in Zadar, Kroatien
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Gut besuchte Promenade in Zadar: Viele Österreicherinnen und Österreicher hielten sich bis zuletzt in Kroatien auf

Rund ein Drittel der Neuinfektionen wurde bei Reiserückkehrern verzeichnet, hieß es vom Ministerium. Am Sonntag wurden im 24-Stunden-Vergleich 185 Neuinfektionen gemeldet. „Seit einigen Tagen ist die Zahl der Reiserückkehrenden aus Kroatien die größte einzelne Gruppe bei den Neuinfektionen“, so Anschober in einer Aussendung vom Sonntag. ORF.at verwendet immer die EMS-Zahlen als Basis seiner Berichterstattung – mehr dazu in ORF.at/corona.

Kroatien hinkt bei Tests deutlich hinterher

Unterdessen hinkt Kroatien bei den Tests auf das Coronavirus im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Das geht aus Daten von Worldometer hervor. Das statistische Programm, das sich eigenen Angaben zufolge aus Tausenden von Quellen speist, wird unter anderem von der Johns-Hopkins-Universität, der englischen Regierung und namhaften internationalen Medien verwendet.

Laut Worldometer wird in Österreich mehr als dreimal so viel getestet wie in Kroatien: Während hierzulande bezogen auf eine Million Einwohnerinnen und Einwohner bisher 113.004 Tests auf SARS-CoV-2 durchgeführt wurden, waren es in Kroatien 33.559. Damit liegt Kroatien auch – teilweise deutlich – hinter seinen direkten Nachbarstaaten Serbien (91.381), Slowenien (68.926), Montenegro (66.793), Bosnien-Herzegowina (49.105) und Ungarn (39.205).