Proteste gegen sudanesische Übergangsregierung

Ein Jahr nach dem Amtsantritt der sudanesischen Übergangsregierung haben in der Hauptstadt Khartum zahlreiche Menschen demonstriert. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP gestern berichtete, riefen die rund 3.000 Teilnehmer nach „Gerechtigkeit“ und „Frieden“ in dem von ethnischer Gewalt gezeichneten Land. Einige Demonstranten verbrannten Reifen, die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein.

Die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften eskalierten, als nur ein Regierungsberater statt des Übergangspremierministers Abdallah Hamdok einen Brief mit Forderungen der Demonstranten entgegennahm.

Prozess gegen Ex-Machthaber

Der lange Jahre mit harter Hand regierende Präsident Omar al-Baschir war im April vergangenen Jahres nach Massenprotesten vom Militär abgesetzt worden. Ihm wird derzeit wegen des Militärputsches, der ihn 1989 an die Macht brachte, der Prozess gemacht. Seit August 2019 führt eine Übergangsregierung aus sechs Zivilisten und fünf Militärs das Land.

Den Demonstranten zufolge hat die Übergangsregierung ihre Versprechen nicht eingelöst. Sie forderten Gerechtigkeit für die geschätzt 250 Todesopfer der Proteste gegen Baschir und die rund 120 Opfer der Proteste gegen die anschließende Militärherrschaft. Den Demonstranten gehen die Reformen und Versuche der Regierung, die am Boden liegende Wirtschaft wieder anzukurbeln, zu langsam.

Hamdok verwies in einer Erklärung hingegen auf Erfolge seiner Regierung, insbesondere auf die seinen Angaben zufolge vor dem Abschluss stehenden Friedensverhandlungen mit mehreren Rebellengruppen in den Regionen Darfur, Blauer Nil und Südkordofan. Dort war allerdings in den vergangenen Wochen die Gewalt wieder aufgeflammt. Hamdok räumte zudem Reformbedarf in Justiz und Verwaltung ein.