AGES-Experte hält 300.000 Infizierte für plausibel

Die Dunkelziffer an Coronavirus-Infizierten in Österreich könnte sehr viel höher liegen als bisher – mit rund 120.000 – geschätzt. Es sei „absolut“ möglich, dass bereits 300.000 Menschen CoV-positiv waren, sagte Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), gestern in der ZIB2. Er berichtete zudem von schweren Spätfolgen der Viruserkrankung.

Positiv getestet wurden bisher noch nicht ganz 25.000 Menschen in Österreich. Das sei „nur die Spitze vom Eisberg“, sagte Allerberger. Darauf deutet auch hin, dass die Sterblichkeit mit 0,25 Prozent angegeben wird – und in Österreich bisher 729 Todesopfer gezählt wurden.

Infektiologe Allerberger: „Masken im Freien kann man sich sparen“

Franz Allerberger leitet die Abteilung für öffentliche Gesundheit in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die für das Gesundheitsministerium die Ausbreitung der CoV-Welle analysiert. Die Sterblichkeit von Covid-19 sei mit 0,25 Prozent kaum höher als bei der saisonalen Grippe, der Krankheitsverlauf sei allerdings deutlich schwerer und Spätfolgen häufiger. Weder Einführung noch Aufhebung noch Wiedereinführung der Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln hätten sichtbare Auswirkungen auf die Coronavirus-Fallzahlen gezeigt. Die Einführung von Maskenpflichten sei häufig die Reaktion von Politikern auf steigende CoV-Zahlen, mit der sie zeigen wollen, dass sie Maßnahmen setzen.

Eine ähnliche Todesrate gibt es auch bei der Grippe. Dennoch hält Allerberger die gegen die Pandemie ergriffenen einschränkenden Maßnahmen für angebracht. Das auch im Blick darauf, dass die CoV-Infektion sehr viel schwerer verlaufen kann als Grippe und wesentlich öfter schwere Spätfolgen verursacht.

Auch bei milderen Verläufen könnten Dauerschäden nicht nur an der Lunge, sondern auch an Herz, Nieren etc. auftreten, die „wochen-, monate-, wenn nicht jahrelang“ anhalten können.