Polizeichef von Kabul muss gehen

Nach einem Raketenangriff auf den afghanischen Präsidentenpalast und einer Reihe kleinerer Bombenangriffe ist der Polizeichef der Hauptstadt Kabul entlassen worden. Angesichts des „jüngsten Anstiegs der Unsicherheit“ in Kabul haben auch mindestens zwei weitere Sicherheitsbeamte auf der mittleren Ebene ihre Posten räumen müssen, sagte heute ein Sprecher des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP.

Ein weiterer hochrangiger Sicherheitsvertreter sagte der AFP, weitere Veränderungen im Sicherheitsapparat in Kabul seien zu erwarten. „Die Leute machen sich Sorgen und der Präsident ist wegen dieser Angriffe aufgebracht“, sagte der Sicherheitsvertreter, der anonym bleiben wollte.

Raketen am Unabhängigkeitstag

Während der Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag am Dienstag waren mehr als ein Dutzend Raketen auf das Regierungs- und Botschaftsviertel von Kabul abgefeuert worden. Mindestens drei Menschen wurden getötet und 19 weitere verletzt. Auch der Präsidentenpalast wurde getroffen und mehrere Mitglieder der Ehrengarde von Präsident Ashraf Ghani verletzt.

Zudem gab es in jüngster Zeit einer Reihe von Anschlägen mit selbst gebauten Haftbomben in Kabul, die an Fahrzeugen befestigt wurden. Bisher übernahm keine Gruppierung die Verantwortung, das Innenministerium macht die radikalislamischen Taliban für die Bombenangriffe verantwortlich.

Verhandlungen mit Taliban

Die Gewalt erschüttert Kabul inmitten der Bemühungen um innerafghanische Friedensgespräche. Die Regierung in Kabul und die radikalislamischen Taliban sollen demnächst direkte Gespräche aufnehmen. Der Beginn der Verhandlungen liegt derzeit allerdings auf Eis. Hintergrund sind Bedenken internationaler Regierungen gegenüber der Forderung der Taliban an Ghanis Regierung, 400 besonders gefährliche Taliban-Kämpfer aus der Gefangenschaft zu entlassen.