Einkaufswagen in einem Supermarkt
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Einkauf

Der verkehrte Effekt der vielen Rabatte

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat zehn Monate lang Flugblätter von Supermärkten ausgewertet und mit den Aktionsangeboten in den Geschäften verglichen. Die Bilanz fällt eindeutig aus: Die Rabatte bringen Konsumentinnen und Konsumenten oft wenig bis gar nichts. Vielmehr verleiten sie dazu, zu viel einzukaufen. Was wirklich beim Sparen helfen würde, wird laut VKI durch die vielen Rabatte erschwert. Der Handel wies die Kritik zurück.

„So manches Produkt mit Rabattpreis ist nicht günstiger als regulär bei der Konkurrenz oder nur dann, wenn man mindestens zwei Stück davon nimmt“, bilanzieren die Tester im Magazin „Konsument“ (September-Ausgabe).

Solche Lockangebote führten genau wie die 25-Prozent-Aktionen oft dazu, dass Kunden mehr kaufen als geplant. Verlierer seien die Konsumentinnen und Konsumenten – jährlich landen in jedem österreichischen Haushalt Lebensmittel im Wert von 300 bis 400 Euro im Müll – sowie die Lieferanten, deren Preise noch mehr gedrückt werden.

„Rabattitis“ erschwert Preisvergleich

Rabatte und Sonderangebote verleiten also oft nur zum vermehrten Zugreifen, wirklich sparen lasse sich durch Vergleichen der Preise, warnen die Konsumentenschützer. Das werde durch „die ständige Rabattitis“ allerdings erschwert, was den Wettbewerb hemme.

Zudem seien die Rabatte „genau genommen künstliche Preisaufschläge: Um einen Nachlass gewähren zu können und trotzdem einen positiven Deckungsbeitrag zu generieren, muss der reguläre Preis von vornherein höher angesetzt werden.“

Nur kaufen, „was man braucht“

Bei den Billigeigenmarken hingegen zeige sich, dass es auch ohne künstlichen Aufschlag gehe: Sie seien meist von Aktionen und Rabatten ausgeschlossen. „Hier dürfte ziemlich knapp kalkuliert werden, und die Preise dürften somit näher an den eigentlichen Herstellungskosten liegen“, meinen die Konsumentenschützer.

„Kaufen, was man braucht, statt konsumieren, was geht“, rät der VKI. Der Konsumentenverhaltensforscher Arnd Florack von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien weiß, warum Rabattaktionen auf viele Menschen so verlockend wirken: „Konsumenten haben ein schlechtes Preiswissen und können – außer bei Butter und Milch – meist nur sehr ungenaue Angaben über die Preise von Produkten machen. Sie verlassen sich deshalb häufig auf Rabatte, um einzuschätzen, ob ein Preis günstig ist.“

Experte empfiehlt Einkaufszettel

Angebote seien zudem häufig zeitlich begrenzt, was sie noch attraktiver mache. „Ein ungenutzter Preisnachlass wird dann oft wie ein Verlust empfunden.“ Florack hat einen ebenso alten wie bewährten Tipp gegen den künstlich herbeigeführten Kaufrausch: nur kaufen, was man vor dem Gang in den Supermarkt auf einer Einkaufsliste notiert hat.

Handel wehrt sich

Der Handelsverband wies die Kritik des VKI zurück. Die vermehrten Einkäufe seien auf die Pandemie zurückzuführen, nicht auf „Lockangebote“. Der VKI untersuchte allerdings einen längeren Zeitraum. Die Pandemie sorge dafür, dass Konsumentinnen und Konsumenten derzeit seltener einkaufen, aber dafür dann pro Einkauf im Supermarkt mehr ausgeben.

Der Preis sei im Handel ein entscheidendes Kriterium. Man wisse, dass „Dauertiefpreise in der Regel besser funktionieren als punktuelle Aktionen“, betonte der Handelsverband in einem Statement gegenüber ORF.at. Die Interessenvertretung geht davon aus, dass „der Plafond mittlerweile vielfach erreicht“ sei. Der Trend gehe ohnehin stärker in „Richtung Dauertiefpreise und günstige Eigenmarken“.