Die jüdische Synagoge in Graz
APA/Ingrid Kornberger
Synagogenangriff

Verdächtiger gesteht alle Vorwürfe

Der Verdächtige, der u. a. Angriffe auf die Jüdische Gemeinde Graz begangen haben soll, hat laut Staatsanwalt Christian Kroschl alle ihm bisher zur Last gelegten Vorwürfe gestanden: „Er sagte, er hat eine Vielzahl von Mauern besprüht und beschmiert.“ Sein Motiv: Er hasse Juden, und Homosexualität sei nicht normal und entspreche nicht seiner Religion. Am Mittwoch dürfte die U-Haft verhängt werden.

Der in Österreich bisher unbescholtene 31-jährige Verdächtige zeigte sich laut Kroschl bei den bisherigen Befragungen kooperativ: Er gestand nicht nur den tätlichen Angriff auf Elie Rosen, den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, sondern auch die Sachbeschädigungen bei der Synagoge sowie dem Vereinslokal der Rosalila PantherInnen.

Hinzu kommen offenbar zahlreiche Schmieraktionen und Sachbeschädigungen, etwa bei einer Kirche und einem Bordell. Manche Delikte dürften noch nicht einmal erfasst sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen versuchter schwerer Körperverletzung und Sachbeschädigung. Noch am Dienstag werde der Antrag auf Untersuchungshaft gestellt, sagte Kroschl zur APA.

Mehrere Datenträger sichergestellt

Der Staatsanwalt schilderte, dass zahlreiche Datenträger in der Wohnung des Verdächtigen sichergestellt wurden. Diese müssten nun alle gesichtet werden. Erste Hinweise und Indizien deuten aber darauf hin, dass der Syrer möglicherweise radikalislamistische und terroristische Motive hatte.

Er sei „kein Judenfreund“, wurde bei den Befragungen klar. Er wolle alle Juden aus Palästina weghaben. „Die haben aus seiner Sicht dort nichts verloren“, sagte Kroschl zu den Hintergründen. Weiters seien für den Mann Homosexuelle „nicht normal“, und Homosexualität dürfe laut seiner Religion nicht sein.

Ob der Verdächtige in Graz eine Moschee besuchte, sei noch nicht klar, sagte der Staatsanwalt. Er behaupte von sich, dass er in keine ging. Das werde nun überprüft. Bei den Befragungen sagte der Verdächtige, dass er 2013 über die Türkei und mittels Schleppern nach Österreich gekommen sei.

Regierung kündigt Aktionsplan an

Die Bundesregierung will unterdessen im Herbst einen nationalen Aktionsplan gegen Antisemitismus mit rund 30 Maßnahmen vorlegen. Das bekräftigte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) nach den Angriffen auf die Synagoge und den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde in Graz am Dienstag in einer Aussendung.

Im Aktionsplan enthalten seien unter anderem Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Forschung, Justiz und Sicherheit. Im Kanzleramt soll eine eigene Stabsstelle eingerichtet werden, die sich der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs widmen wird.

IGGÖ ruft zu Solidarität auf

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), Ümit Vural, verurteilte am Dienstag abermals die Angriffe auf die Grazer Synagoge und Rosen und rief zu Solidarität auf. „Wir müssen entschlossen und vereint gegen jede Form von Antisemitismus vorgehen. Hass und Gewalt haben keinen Platz in unserer Gesellschaft“, schrieb Vural in einer Aussendung.

Seine Solidarität und Anteilnahme mit der jüdischen Gemeinschaft und ihrem Präsidenten hatte Vural laut Aussendung am Wochenende persönlich übermittelt. Als Geste der Solidarität nahmen laut den Angaben auch Vertreterinnen und Vertreter der IGGÖ in Graz an den Mahn- und Nachtwachen vor der Synagoge teil.

Bischöfe für mehr Bildung

Die Bischofskonferenz sehe Bildung als das wichtigste Präventionsmittel im Kampf gegen Antisemitismus, hieß es nach den antisemitischen Angriffen in Graz laut Kathpress in einer Aussendung der Kommission für Weltreligionen der Bischofskonferenz am Dienstag. Bischof Werner Freistetter hob dabei die Bedeutung von Religions- und Ethikunterricht hervor.

„Umfassende menschliche Bildung ist das wichtigste Mittel, um antisemitischer Gewalt entgegenzuwirken“, so Freistetter. In der aktuellen Situation ließen sich vermehrt auch junge Menschen durch die Möglichkeiten des Internets leicht durch Propaganda und gezielt gestreute Falschinformationen beeinflussen und radikalisieren.

Es müsse daher ein echtes Anliegen der ganzen Gesellschaft sein, notwendigen Strukturen, Kompetenzen und Ressourcen zu schaffen, um diesen Entwicklungen mit aller Macht entgegenzutreten. Der Religionsunterricht und der von der Regierung geplante Ethikunterricht stellten eine Möglichkeit dafür dar.