Zerstörung nach Hurrikan Laura
AP/David J. Phillip
Sechs Tote

Hurrikan trifft Louisiana hart

Hurrikan „Laura“ hat schwere Schäden an der US-Küste am Golf von Mexiko angerichtet und bewegt sich mit heftigen Winden weiter ins Landesinnere. Mindestens sechs Menschen starben. Vier von ihnen kamen ums Leben, weil Bäume auf Häuser stürzten, wie der Gouverneur des Staates Louisiana, John Bel Edwards, sagte. Obwohl der Hurrikan weniger gefährlich war als befürchtet, richtete er schwere Schäden an.

„Laura“ war am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde auf das US-Festland getroffen. Die Wucht des Sturms deckte Dächer ab, riss Fassaden von Häusern und ließ Strommasten umknicken. Meerwasser überflutete die Küste weit ins Landesinnere. Eine Person war im Sturm auf einem Boot und ertrank, eine weitere starb an einer Kohlenmonoxidvergiftung – ausgelöst durch einen Notstromgenerator, wie die Behörden in Louisiana mitteilten.

Das Stromnetz habe erheblichen Schaden genommen, sagte Edwards, machte aber zugleich klar, dass die Behörden insgesamt Schlimmeres befürchtet hätten. „Es ist klar, dass wir keinen absolut katastrophalen Schaden erlitten haben.“ Das Leben Abertausender Menschen sei jedoch auf den Kopf gestellt worden. US-Präsident Donald Trump kündigte beim Besuch der Zentrale der Katastrophenschutzbehörde FEMA an, dass er wahrscheinlich am Wochenende in die betroffenen Gebiete fahren wolle.

Überschwemmung nach Hurrikan Laura
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In Küstennähe standen weite Teile unter Wasser

„Gehen Sie jetzt in Deckung“

Ein Pfeifton sei zu hören gewesen, als der Hurrikan über Sulphur in Louisiana zog, schrieb der Hurrikanjäger Josh Morgerman in den frühen Morgenstunden auf Twitter. Auf einem seiner Videos ist zu sehen, wie der Sturm die Regenmassen vor sich her peitschte – im Licht einer Straßenlaterne sah das aus wie schnell ziehende Nebelschwaden. Menschen wie Morgerman begeben sich ungeachtet der Warnungen in Sturmnähe.

Die Behörden hatten Hunderttausende Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. Je näher der Sturm mit zunehmender Stärke der US-Küste am Mittwoch gekommen war, desto eindringlicher wurden die Warnungen. „Gehen Sie jetzt in Deckung“, schrieb das Nationale Hurrikanzentrum schließlich. Es handle sich um eine „lebensbedrohliche Situation“.

Spur der Verwüstung

Der Hurrikan „Laura“ hat im US-Bundesstaat Louisiana schwere Verwüstungen angerichtet. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben. (Videoquelle: EBU/CBS News)

Feuer in Chemiefabrik

Der Hurrikan klinge wie „ein dröhnendes Düsentriebwerk“, beschrieb ein Reporter des Fernsehsenders CNN die Situation in Lake Charles (Louisiana). Der Hurrikan habe selbst die stabilsten Gebäude erzittern lassen, Glasscherben seien durch die Luft geflogen. Im nahe gelegenen Westlake brannte am Donnerstag eine Chemiefabrik. Von der Polizei hieß es, es habe ein Chlorgasleck gegeben. Die Menschen mussten weiterhin in ihren Häusern bleiben.

Halbe Million Menschen auf der Flucht

Auf seinem Weg nach Nordosten sollte „Laura“ in der Nacht auf Freitag als Nächstes den Bundesstaat Arkansas erreichen. Für ein Gebiet mit mehr als einer halben Million Einwohnern war die Evakuierung angeordnet worden. Nach Behördenangaben sind die meisten der Anordnung gefolgt und in sicherere Gebiete aufgebrochen.

Öl- und Chemieindustrie bedroht

Port Arthur in Texas, wo sich mehrere Ölraffinerien befinden, glich einer Geisterstadt. In dem 54.000 Einwohner zählenden Ort waren nur ein paar Tankstellen und ein Spirituosengeschäft geöffnet. In der Vergangenheit haben Hurrikans wie „Harvey“ und „Katrina“ schwere Zerstörungen an den Standorten der Ölindustrie an der Golfküste angerichtet. Dort befindet sich fast die Hälfte der Ölraffinerie-Kapazitäten der Vereinigten Staaten. Als „Harvey“ 2017 zuschlug, kam es zu Öl- und Chemieunfällen sowie zu starker Luftverschmutzung durch petrochemische Anlagen und Raffinerien.

Zerstörung nach Hurrikan Laura
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Das Gesamtausmaß des Schadens ist noch nicht abzuschätzen

Rekordjahr erwartet

„Laura“ hatte über ungewöhnlich warmem Meerwasser rasch an Kraft gewonnen und war am Mittwoch innerhalb weniger Stunden von Kategorie zwei auf Kategorie vier hochgestuft worden. Damit ist „Laura“ der erste sehr starke Hurrikan der Saison. Auf Satellitenbildern war die enorme Größe des Hurrikans zu sehen. Auf seinem Kurs durch die Karibik waren in den vergangenen Tagen mindestens 25 Menschen in Haiti und der Dominikanischen Republik ums Leben gekommen. Auch auf Kuba richtete der Sturm schwere Schäden an.

Die US-Klimabehörde NOAA rechnet damit, dass 2020 ein Rekordjahr für Wirbelstürme werden könnte. Erwartet werden 19 bis 25 Stürme, von denen sieben bis elf Hurrikans werden könnten, drei bis sechs sogar sehr starke mit Windgeschwindigkeiten von 178 km/h und mehr. In durchschnittlichen Jahren gibt es an der Atlantikküste zwölf Stürme, von denen sich drei zu Hurrikans der Kategorie drei, vier oder fünf entwickeln. Die Wirbelsturmsaison geht bis Ende November.