Mann geht durch verwüstete Landschaft
AP/Edmar Barros
Amazonas

Trauriger Rekord an Bränden

Die Zahl der Brände im brasilianischen Amazonas-Gebiet nimmt weiter zu. Allein im Bundesstaat Amazonas hat Brasiliens Nationales Institut für Weltraumforschung (INPE), das Satellitendaten auswertet, zwischen 1. August und 30. August 7.766 Feuer festgestellt. Ein trauriger neuer Rekord: Es ist der höchste Wert für diesen Monat, seit die Erhebung im Jahr 1998 begann.

In der ersten Hälfte des Jahres war die Zahl der Brände in dem Bundesstaat, in dem ein großer Teil des Regenwaldes der Region liegt, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um rund 52 Prozent gestiegen. Der August ist für gewöhnlich einer der trockensten Monate in der Region. Dennoch fängt der Amazonas-Regenwald nicht von alleine Feuer. Die meisten Brände werden Experten zufolge gelegt, um Flächen für Landwirtschaft und Viehzucht zu schaffen.

Umweltschützer werfen dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der seit 1. Jänner 2019 im Amt ist, vor, die Brände in Kauf zu nehmen. Bolsonaro ist ein Befürworter der wirtschaftlichen Ausbeutung des Amazonas-Gebiets und hat die Umwelt- und Kontrollbehörden gezielt geschwächt.

Satellitenaufnahme zeigt Brände im Amazonasgebiet vom 29.8.2020
EU/Copernicus Sentinel data
Die Satellitenaufnahme vom 29. August zeigt die zahlreichen Brände im Amazonas-Gebiet

Auch brasilianische Unternehmen gegen Abholzung

Unter Bolsonaros Ägide nahm die Abholzung des größten Regenwaldes der Erde drastisch zu, obwohl Umweltschützer und auch internationale Investoren einen stärkeren Schutz des Waldes fordern. Zuletzt schlossen sich auch zahlreiche brasilianische Unternehmen der Forderung nach einem Ende des Abholzens an. Bolsonaro stellt allerdings eine stärkere wirtschaftliche Nutzung über den Naturschutz und forciert den Ausbau von Bergbau und Landwirtschaft in der Region.

Rauch steigt auf über den Amazonas in der Nähe von Humaita
Reuters/Ueslei Marcelino
Der Rauch von den Waldbränden ist oft weithin sichtbar

Kampf gegen illegale Abholzung sollte ausgesetzt werden

Das brasilianische Umweltministerium hatte am Freitag zunächst angekündigt, dass alle Operationen zur Bekämpfung der illegalen Abholzung in den neun Bundesstaaten Amazoniens sowie der Brände im weltgrößten Sumpfgebiet Pantanal und in anderen Regionen des Landes aus Budgetgründen von Montag an ausgesetzt würden.

Feuerwehrmann umgeben von Feuer
Reuters/Ueslei Marcelino
Ein Feuerwehrmann im Einsatz

Nachdem Vizepräsident Hamilton Mourao die Äußerungen von Umweltminister Ricardo Salles als voreilig bezeichnet hatte, gab das Ministerium in einer Erklärung am Abend bekannt, dass die Mittel freigegeben worden seien und die Vorhaben damit wie gewohnt weitergehen würden.

Weg führt durch eine verbrannte, verwüstete Landschaft
AP/Edmar Barros
Ein Weg durch die verbrannte Landschaft im Amazonas-Gebiet

UNO und NASA für mehr Schutz

Die Vereinten Nationen und die US-Raumfahrtbehörde NASA haben gemeinsam mit mehreren Forschungseinrichtungen einen besseren Schutz des verbliebenen tropischen Regenwaldes weltweit gefordert. Einer neuen Studie zufolge sei nur rund die Hälfte dieses Waldes von „hoher Qualität“ – beispielsweise in Hinblick auf die Speicherung von Kohlenstoff, hieß es von den beteiligten Institutionen. Diese Wälder befänden sich hauptsächlich im Amazonas und dem Kongo-Becken. Nur rund 6,5 Prozent davon stünden aber offiziell unter Schutz. Das müsse sich dringend ändern, forderten UNO und NASA.