Studie: Amazon will mit Überwachung Produktivität steigern

Der Onlinehändler Amazon setzt in den USA einer Studie zufolge auf weitreichende Überwachungsmaßnahmen zur Steigerung der Produktivität seiner Angestellten. Zudem versucht das Unternehmen die Bildung von Gewerkschaftsgruppen mit Hilfe der Erkenntnisse zu verhindern, heißt es in der Untersuchung des Open Markets Institute (OPI). Nach der Studie nutzt Amazon unter anderem Überwachungskameras, Kontrollarmbänder, Navigationsprogramme, Wärmebildkameras und Scanner zur Überwachung der Belegschaften in Geschäften und Lagerhäusern. Zudem werden Filmaufnahmen ausgewertet.

Hinter OPI verbirgt sich nach eigenen Angaben eine Gruppe von Journalisten und Journalistinnen, Forschenden und Rechtsanwälten sowie Rechtsanwältinnen, die gegen Kartelle und monopolartige Strukturen vorgehen. Nach der Studie des Instituts nutzt Amazon etwa Wärmebilder und wertet die Stimmung unter den Angestellten aus, um herauszufinden, in welcher Filiale ein erhöhtes Risiko der Bildung einer Interessenvertretung von Arbeitnehmern bestehe.

Keine Stellungnahme

Zudem würden die Angestellten versetzt, um die damit das Entstehen von Arbeitnehmergruppierungen zu verhindern. Damit würden die Möglichkeiten eingeschränkt, für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten, geht aus der Studie hervor.

Amazon reagierte nicht auf mehrere Bitten von Reuters um eine Stellungnahme zu der Untersuchung. Das Unternehmen hat sich lange gegen die Bildung von Gewerkschaftsgruppen in seiner Belegschaft gewehrt. Die ehemalige New Yorker Staatsanwältin und führendes OPI-Mitglied Sally Hubbard erklärte: „Unser Ziel ist zu zeigen, wie das ernorme Ungleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Angestellten sich durch den alarmierenden Zuwachs der Überwachungsmaßnahmen weiter verschärft.“

Testbetrieb für Drohnenlieferungen startet

Amazon will unterdessen in den USA mit der testweisen Zustellung von Käufen mit seinen automatisierten Lieferdrohnen beginnen. Möglich wird das dadurch, dass die Luftverkehrsbehörde FAA den Fluggeräten die nötige Zertifizierung erteilte, wie der Onlinehändler mitteilte.

Amazon schränkte zugleich ein, dass es noch dauern werde, bis Lieferungen per Drohne regulär zum Alltag gehören. Der Konzern hatte zum ersten Mal im Jahr 2013 eine Lieferdrohne vorgestellt. Seitdem wurden wiederholt neue Modelle gezeigt, zuletzt im vergangenen Jahr.

Bis zu 2,3 Kilogramm

Diese elektrische Drohne mit sechs Rotoren soll in einem Umkreis von bis zu zwölf Kilometern vom Lager fliegen und bis zu 2,3 Kilogramm befördern. Dank Sensoren kann sie Hindernisse erkennen und ihnen ausweichen. Amazons Plan ist, mit der „Prime-Air“-Flotte Einkäufe binnen 30 Minuten zu liefern. Die Rede ist zunächst von kleineren Haushaltsartikeln wie Zahnpasta und Rasierer.

In den USA testet auch die Google-Schwesterfirma Wind Warenlieferungen per Drohne zusammen mit der Drogeriekette Walgreens und dem Paketdienst FedEx.