Mutter begleitet ihre Tochter in die Schule
ORF.at/Carina Kainz
CoV-Appell aus ÖVP-Ministerien

Kinder „im Zweifelsfall zu Hause lassen“

Wegen der Coronavirus-Pandemie haben ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann und Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP) kurz vor Schulbeginn in Ostösterreich per Brief an Eltern appelliert, bei Erkältungskrankheiten den Gesundheitszustand ihres Kindes genau zu beobachten und es „im Zweifelsfall zu Hause zu lassen“.

Ab 37,5 Grad Körpertemperatur sei vom Schulbesuch definitiv abzusehen. Die zentralen Symptome von Covid-19 würden sich von jenen einer Erkältung nicht eindeutig unterscheiden lassen, die Infektion könne auch symptomfrei verlaufen, heißt es in dem mit Mittwoch datierten Elternbrief.

Es wäre deshalb unrealistisch, von den Eltern zu verlangen, ihre Kinder wegen eines Schnupfens nicht in die Schule zu schicken. Wenn ein Kind aber Symptome eines Infekts wie Husten, Halsweh oder Kopfschmerzen zeige, sollten die Eltern unbedingt die Körpertemperatur ihres Kindes messen und es gegebenenfalls zu Hause lassen.

Probleme für Berufstätige

„Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte kennen Ihr Kind/Ihre Kinder am besten und können einen wichtigen Beitrag dafür leisten, die Ausbreitung von infektiösen Erkrankungen zu verhindern“, so der Minister und die Ministerin. Ihnen sei bewusst, dass die Entscheidung, das Kind wegen derartiger Symptome daheim zu lassen, berufstätige Eltern vor Probleme stelle.

Faßmann und Aschbacher verweisen in diesem Zusammenhang auf die Verlängerung der dreiwöchigen Sonderbetreuungszeit bis Februar 2021. Auf die Sonderbetreuungszeit besteht allerdings kein Rechtsanspruch. Gleichzeitig bewerben sie die kostenlose Grippeimpfung. „Die Reduktion von Krankheiten mit coronaähnlichen Symptomen hilft uns enorm, den Schulalltag mit weniger Aufregung und Sorge leben zu können.“

Elternvertreter mit Kommunikation unzufrieden

Das neue Schuljahr wird wegen der Pandemie von diversen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Für Elternvertreter sind allerdings noch immer nicht alle Fragen geklärt. Elisabeth Rosenberger vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) forderte mehr Kommunikation vom Bildungsministerium, den Bildungsdirektionen und Schulen.

Im neuen Schuljahr gelten nicht nur je nach regionaler Infektionslage unterschiedliche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Bei Coronavirus-Infektionen muss auch damit gerechnet werden, dass je nach Fallzahlen in einzelnen Klassen, Schulen oder Regionen wieder auf Fernunterricht und Notbetrieb umgestellt wird.

Ansprechpartner „früh mitteilen“

Wenn die Vorgaben allen Beteiligten klar vermittelt werden, könnte viel Verunsicherung vermieden werden, so die BEV-Präsidentin. In Vorarlberg habe es etwa einen Schulpartnergipfel gegeben, auf dem die Regeln klar dargelegt wurden. „Die Bildungsdirektion hat hier ganz toll vorgearbeitet, dort ist die Beruhigung groß.“

Auch die einzelnen Schulstandorte könnten viel zur Beruhigung beitragen, wenn sie den Eltern etwa früh mitteilen, wer ihre Ansprechpartner sind, über welche Plattformen kommuniziert wird und wie der Informationsfluss bei Verdachts- bzw. bestätigten Fällen aussieht, „damit man nicht auf die Buschtrommeln der anderen Eltern angewiesen ist“.

„Hängt von den handelnden Personen ab“

Wie weit die Schulen in der Praxis auf den Herbst vorbereitet sind, hängt laut Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, vom jeweiligen Bundesland ab. In Kärnten sei man bereits sehr weit, es gebe einen intensiven Austausch mit der Elternvertretung.

Sie wisse aber, dass es in Oberösterreich, dem Burgenland, Teilen Niederösterreichs und einzelnen Bezirken Wiens „nicht so eine gute Kooperation gibt und auch die Informationsflüsse nicht wirklich funktionieren. Es hängt wirklich von den handelnden Personen ab.“

Das große Problem mit dem Husten

Noch mehr Vorbereitungen braucht es aus Kometters Sicht, um die Schulen beim Umgang mit Verdachtsfällen in der Husten- und Schnupfenzeit im Herbst und Winter möglichst gut zu unterstützen. Es dürfe nicht Aufgabe der Lehrer sein einzuschätzen, ob ein hustendes Kind als Verdachtsfall eingestuft wird oder nicht.

„Dafür sind Lehrer nicht ausgebildet, dafür gibt es die Schulärzte und die Gesundheitsbehörden.“ Gleichzeitig appellierte sie an die Eltern, ihre Kinder nicht krank in die Schule zu schicken. „Eltern wissen normalerweise sehr gut, ob das etwas Gravierendes ist oder nur ein Husten.“

Lernstoff: „Es gibt Lehrer, die Stress machen“

Vehementer Widerstand kam von den beiden Elternvertreterinnen gegenüber Versuchen von Lehrern bzw. Lehrerinnen, Lernaufgaben an die Familien auszulagern. Es gebe Fälle, in denen Lehrer Eltern auffordern, mit ihren Kindern den verpassten Stoff des vergangenen Schuljahres in Eigenregie aufzuholen, damit im neuen Schuljahr mit dem normalen Jahresstoff begonnen werden kann, bestätigte Kometter. „Natürlich gibt es Lehrer, die Stress machen“, sagte auch Rosenberger. Sie empfahl, sich in solchen Fällen an die Schulleitung oder den Schulqualitätsmanager zu wenden.

Kometter forderte wiederum, dass alle Lehrer erheben, wo die Schüler in den Hauptfächern Nachholbedarf haben. Für jene, die große Wissenslücken haben, soll es in den Herbstferien an den Schulen Förderunterricht durch Lehramtsstudierende geben. Alle anderen sollen freiwillig teilnehmen können. Auch die Lehrkräfte nahm Kometter in die Pflicht: Diese sollen in den Herbstferien zu Fortbildungen in digitalem Lernen verpflichtet werden.