Plakat zeigt den Republikanischen Elefanten mit der Frisur von Donald Trump
APA/AFP/Jason Redmond
US-Wahlkampf

Republikaner formieren sich gegen Trump

Immer mehr Republikaner wenden sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters von US-Präsident Donald Trump ab. Aktuelle und ehemalige Spitzenvertreter der Regierungspartei und unabhängige Politiker wollen eine gemeinsame großangelegte Kampagne für den Demokraten Joe Biden aus der Taufe heben. Trump hatte schon im Wahlkampf 2016 prominente Republikaner gegen sich.

So hatte etwa der texanische Senator Ted Cruz Trump im Wahlkampf 2016 demonstrativ die Unterstützung verweigert. Parteikollegen sahen in Trumps Kandidatur eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA. Die Partei sollte ihm im Wahlkampf nicht weiter unterstützen, hieß es in einem offenen Brief. Einer Umfrage zufolge wollte 2016 jeder fünfte Republikaner, dass Trump seine Kandidatur zurückzieht.

Vier Jahre später sieht es nicht anders aus. Bei den Republikanern gärt es erneut, und einige formieren sich gegen den Amtsinhaber. Die Gruppe nennt sich „Republicans and Independents for Biden“. Sie will zunächst mit einer Website an den Start gehen, auf der sie erklärt, dass „Donald Trumps tägliche Angriffe auf die Gründungsprinzipien unserer Nation“ eine „existenzielle Bedrohung für die Zukunft der Republik darstellen“.

US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden
AP/Carolyn Kaster
Joe Biden hat nicht nur die Demokraten auf seiner Seite, sondern auch einige Republikaner

Geplant sind auch Wahlkampfauftritte, Wahlwerbung und Meinungsbeiträge in lokalen und überregionalen Medien zugunsten Bidens. Im Blick hat die Gruppe dabei vor allem die Bundesstaaten, in denen der Ausgang bei der Wahl besonders knapp sein dürfte, Frauen in Vorstädten und Wähler, die Trump nicht mögen, aber noch zögern, Biden zu unterstützen.

Ehemalige Bush-Mitarbeiter gegen Trump

Finanziert wird die Gruppe vom Lincoln Project, das ebenfalls von prominenten Republikanern ins Leben gerufen wurde mit dem Ziel, eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Bis Ende Juni hat das Projekt fast 20 Millionen Dollar an Spenden eingesammelt. Auch andere Anti-Trump-Gruppen sind bereits aus den Reihen der Republikaner heraus entstanden, etwa die „43 Alumni for Biden“, zu denen Hunderte ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des 43. US-Präsidenten George W. Bush, einem Republikaner, zählen.

Leiterin der „Republicans and Independents for Biden“ ist Christine Todd Whitman. Die Ex-Gouverneurin von New Jersey und ehemalige Chefin der Bundesumweltschutzbehörde EPA unter Bush ist eine der schärfsten innerparteilichen Gegnerinnen Trumps. Sie wirft ihm Verrat an konservativen Werten vor. Denn Trump, so Whitman, untergrabe die Rechtsstaatlichkeit und die nationale Sicherheit, lüge, treibe einen Graben zwischen schwarze und weiße US-Amerikaner und versage bei der Bekämpfung des Coronavirus.

„Biden ist ein anständiger Mann, er ist ein zuverlässiger Mann“, sagte Whitman zu Reuters. „Trump versucht, die Welt von Joe Biden als Bild des Grauens zu zeichnen – aber das ist Trumps Amerika jetzt.“ Auch Meg Whitman, Republikanerin und frühere Chefin des IT-Konzerns Hewlett Packard, spricht sich erneut gegen Trump aus. „Donald Trump hat keine Ahnung, wie man ein Unternehmen führt, geschweige denn eine Wirtschaft“, sagte sie. Whitman kandidierte 2010 erfolglos für das Gouverneursamt in Kalifornien und unterstützte 2016 die Demokratin Hillary Clinton.

„Echte republikanische Wähler“ für Trump

Wie einflussreich Whitmans Gruppe sein wird, muss sich jedoch erst zeigen. Umfragen zufolge kommt Trump bei der republikanischen Basis immer noch auf fast 90 Prozent Zustimmung. Darauf verweist auch der Sprecher von Trumps Wahlkampfstab, Tim Murtaugh. Bei „echten republikanischen Wählern“ genieße Trump eine nie dagewesene Unterstützung. „Biden war ein halbes Jahrhundert lang ein Versager im Washingtoner Sumpf. Niemand sollte überrascht sein, wenn sich Sumpfkreaturen zusammentun, um einen der ihren zu verteidigen.“

Laut CNN nahmen auch einige Republikaner am Parteitag der Demokraten teil – darunter etwa John Kasich, der acht Jahre lang Gouverneur von Ohio war und 2016 für die Präsidentschaft ins Rennen gehen wollte. Allerdings gab er aufgrund seiner Vorwahlergebnisse seine Kandidatur bei den Republikanern auf. Kasich hat sich Medienberichten zufolge zu einer prominenten Stimme der „Never Trump“-Bewegung innerhalb der Partei entwickelt.

Umfragen: Biden vor Trump

Unter jenen Republikanern, die auf dem Parteitag der Demokraten vertreten waren, erhielt er die längste Redezeit und forderte seine Kollegen und Kolleginnen auf, für Biden zu stimmen. „Ich bin sicher, dass es Republikaner und Unabhängige gibt, die sich nicht vorstellen können, einen Demokraten zu unterstützen“, sagte er zu CNN. „Sie fürchten, Joe könnte scharf links abbiegen und sie zurücklassen. Ich glaube das nicht, denn ich kenne den Mann. Er ist vernünftig, treu, respektvoll, und, wissen Sie, niemand schubst Joe herum.“

Etwas mehr als zwei Monate vor der Präsidentenwahl am 3. November liegt der ehemalige Vizepräsident in Umfragen vor Trump. Bei den gemittelten Umfragen hat laut dem Datenportal FiveThirtyEight Biden mit 50,1 Prozent einen deutlichen Vorsprung auf Amtsinhaber Trump, der derzeit auf 42,4 Prozent der Stimmen kommt. Kritik muss Trump vor allem für seinen Umgang mit der Coronavirus-Pandemie einstecken. Die USA zählen mehr als 179.000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Außerdem wurden Millionen US-Amerikaner arbeitslos.