Durch Feuer verwüstetes Gebiet in der Nähe von Novo Progresso in Brasilien.
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Tag des Amazonas

Bolsonaro schimpft, Wälder brennen

Brasilien begeht am Samstag den Tag des Amazonas und erinnert dabei an die Gründung der gleichnamigen Provinz. Grund zum Feiern gibt es nicht: Allein in den ersten September-Tagen wurden im brasilianischen Amazonas-Gebiet rund 1.000 Feuer registriert. Das zeigen Daten von Brasiliens Nationalem Institut für Weltraumforschung (INPE). Präsident Jair Bolsonaro legte sich indes erneut mit Umweltschutzorganisationen an.

Satellitenaufnahmen des Instituts hatten schon im August mehr als 29.000 Feuer im Gebiet nachgewiesen – die zweithöchste Zahl in zehn Jahren. Damit lag die Zahl der Feuer im August nur 5,2 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, in dem ein Rekord verzeichnet worden war. Weiter südlich im Pantanal verdreifachte sich die Zahl der Brände im Vergleich zum August 2019. Umweltschützer warnen schon länger, dass 2020 das zerstörerischste Jahr für den größten Regenwald der Erde werden könnte.

„Brandrodungen sind zwar derzeit offiziell verboten, doch es geht ungebremst weiter. Die Umweltbehörden wurden entmachtet, Polizeibehörden kontrollieren kaum, und Verstöße haben keine Konsequenzen“, sagt Juliana Miyazaki von der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Tag des Amazonas: Die Wälder brennen

Brasilien hat am Samstag den Tag des Amazonas begangen und dabei an die Gründung der gleichnamigen Provinz erinnert. Grund zum Feiern gibt es nicht: Allein in den ersten September-Tagen wurden im brasilianischen Amazonas-Gebiet rund 1.000 Feuer registriert.

„Auslöser der Waldbrände sind meist illegale Rodungen. Es wird entwaldet, das Holz trocknet, dann wird Feuer gelegt. So werden neue Flächen für wirtschaftliche Aktivitäten wie das Agrobusiness frei.“ Am Tag des Amazonas wird in Brasilien an die Gründung der Provinz Amazonas durch Prinz Pedro II. im Jahr 1850 erinnert.

Bolsonaro beschimpft NGOs als „Krebs“

„Ihr wisst, dass die NGOs mir nichts zu sagen haben“, sagte zuvor der rechtsextreme Präsident Bolsonaro in seiner wöchentlichen Facebook-Übertragung. „Ich bin streng mit diesen Leuten, aber ich schaffe es nicht, diesen Krebs zu töten, den die meisten NGOs darstellen.“ Erst kürzlich hatte Bolsonaro die Berichte über Brände im Amazonas-Gebiet als „Lüge“ bezeichnet und behauptet, tropischer Regenwald könne gar kein Feuer fangen.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro.
APA/AFP/Sergio Lima
Bolsonaro liegt mit den Umweltschutzorganisationen seit Langem im Clinch

Bolsonaros Zorn wurde insbesondere durch die Kampagne „Defundbolsonaro.org“ (etwa: Entzieht Bolsonaro die Gelder) geweckt, die eine Umweltgruppe diese Woche gestartet hatte. Potenzielle Investoren werden damit aufgerufen, ihr Engagement in Brasilien von der Verpflichtung zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes abhängig zu machen. Im Juni hatten bereits internationale Investmentfonds mit einem Gesamtvolumen von vier Billionen Dollar (3,38 Billionen Euro) von der brasilianischen Regierung einen Kurswechsel in der Umweltpolitik gefordert.

Regierung untersagte Brandrodungen für 120 Tage

Mitte Juli hatte die brasilianische Regierung das Abbrennen von Flächen im Amazonas-Gebiet eigentlich für 120 Tage untersagt. Zur Überwachung des Verbots wurden Soldaten in die Region geschickt. Dass Bolsonaro die Abholzung und Brandrodung allerdings tatsächlich eindämmen will, darf bezweifelt werden. Der Ex-Militär hat immer wieder betont, die Region künftig noch stärker wirtschaftlich nutzen zu wollen.

Ein durch Brandrodung verwüstetes Gebiet im Amazonas nahe Novo Progresso in Brasilien.
AP/Andre Penner
Die brasilianische Regierung untersagte das Abbrennen von Flächen im Amazonas-Gebiet für 120 Tage

An der starren Haltung in Brasilien könnte sogar die größte Freihandelszone der Welt zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur scheitern. In Frankreich, Irland und Österreich wird der Vertrag kritisch gesehen. Auch Deutschland äußerte sich zuletzt kritisch.

Alarmstimmung in Kolumbien

Auch in anderen Ländern im Amazonas-Becken herrscht Alarmstimmung: In Kolumbien würden bewaffnete Gruppen die Wildhüter aus den Schutzgebieten vertreiben, berichtete die Umweltschutzorganisation WWF.

„Illegaler Holzhandel, Bergbau und Landraub sind attraktive Möglichkeiten für diese kriminellen Organisationen, sich zu finanzieren“, sagte die Kolumbien-Expertin beim WWF, Julia Gorricho. „Darunter leiden wird nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen dort, insbesondere Indigene.“ Die Entwaldung in Kolumbien stieg in den ersten vier Monaten des Jahres um rund ein Drittel im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2019.