Polen kritisiert Deutschlands Festhalten an „Nord Stream 2“

Vor dem Hintergrund des Giftanschlags auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat die polnische Regierung vor einer Fortsetzung des Baus der Gaspipeline „Nord Stream 2“, an deren Finanzierung auch die OMV beteiligt ist, gewarnt. Das überwiegend deutsch-russische Projekt sei „antieuropäisch“, sagte der stellvertretende polnische Außenminister Pawel Jablonski der Zeitung „Welt“ (Dienstag-Ausgabe).

Das Vorhaben sei eine „Gefahr für die Energiesicherheit nicht nur für die Ukraine oder Polen, sondern für die gesamte EU“. Die Vergiftung Nawalnys sei das jüngste in einer Reihe von Ereignissen, die bewiesen, dass Russland kein verlässlicher Partner sei, sagte Jablonski. Die Beteiligung von Unternehmern aus der EU an einem derartigen Projekt bezeichnete er als „Verantwortungslosigkeit“ und „Kurzsichtigkeit“. Auch Angehörige der polnischen Opposition sehen das Pipeline-Projekt kritisch.

Deutschland macht Druck

In Deutschland wird seit Tagen über einen möglichen Stopp der Bauarbeiten an der Ostsee-Pipeline „Nord Stream 2“ als Reaktion auf den Nawalny-Anschlag debattiert. Durch die Röhre soll russisches Gas nach Deutschland geliefert werden. Die Pipeline wird in Polen generell kritisch gesehen. Der Bau einer zusätzlichen direkten Gasleitung von Russland nach Deutschland schwächt die Position traditioneller Transitländer, zu denen auch Polen zählt.

Kreml hält Debatte für unnötig

Das russische Präsidialamt lehnt eine politische Debatte über „Nord Stream 2“ einem Medienbericht zufolge ab. Das sei aus Sicht des Kreml nicht nötig, da es sich um ein weitgehend kommerzielles internationales Projekt handle, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.