Virologe will neue Einordnung von Infektionszahlen

Der Virologe Hendrik Streeck setzt sich im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie für eine neue Einordnung der viel beachteten Infektionszahlen ein. „Wir dürfen uns bei der Bewertung der Situation nicht allein auf die reinen Infektionszahlen beschränken“, sagte der Mediziner der Universität Bonn.

Zwar steige die Zahl der positiv getesteten Menschen in Deutschland und Europa signifikant an, gleichzeitig gebe es aber kaum eine Zunahme der Todeszahlen, so Streeck.

Streeck: Ansteckungen unterbinden

Gestern meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 948 neue Infektionen in Deutschland, womit sich die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle demnach auf 259.428 erhöht hat. Die Zahl der Todesfälle sei um zwei auf 9.349 gestiegen, teilte das RKI mit.

Streeck erklärte in der „Welt am Sonntag“ weiter, grundsätzlich sollten Ansteckungen zwar bestmöglich unterbunden werden. Gleichzeitig gelte aber: „Gesellschaftlich betrachtet sind Infektionen mit keinen Symptomen nicht zwangsweise schlimm.“

Je mehr Menschen sich anstecken und keine Symptome entwickeln, umso mehr seien – zumindest für einen kurzen Zeitraum – immun. „Wir können das Leben ja nicht pausieren lassen.“ Niemand – kein Politiker, kein Virologe, kein Epidemiologe – kenne den einen, richtigen Weg im Umgang mit der Pandemie. „Wir können nur ausprobieren, und wir müssen auch Fehler machen dürfen.“