Leere Straße in Hebron.
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Steigende CoV-Zahlen

Israel verhängt dreiwöchigen Lockdown

In Israel kommt es aufgrund steigender CoV-Zahlen zu einem neuen landesweiten Lockdown. Die Regierung stimmte am Sonntag gegen den Widerstand einiger Minister für drastische Ausgangsbeschränkungen, die ab Freitagnachmittag zunächst für drei Wochen gelten sollen. Schulen, Kindergärten, Hotels, Restaurants und Einkaufszentren müssen sperren. Menschen dürfen sich nur bis zu 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, angesichts steigender Infektionszahlen hätten Spitalsleiter „die rote Fahne erhoben“. Es seien sofortige Maßnahmen notwendig. „Unser Ziel ist es, den Anstieg zu stoppen.“ Israel ist das zweite Land seit der Wiederöffnung im Frühjahr, das einen neuerlichen Lockdown verhängt. Ähnliches hatte zuvor Neuseeland gemacht. In der ersten CoV-Welle war Israel bezüglich Lockdown ebenfalls einer der Vorreiter gewesen.

Bei Bedarf könnten die landesweiten Ausgangsbeschränkungen auch über die nun verhängten drei Wochen ausgedehnt werden, sagte Netanjahu in einer Fernsehansprache. Er sagte zudem, der Finanzminister werde in Kürze neue Hilfsmaßnahmen für Unternehmen vorstellen, die durch den Lockdown Probleme bekämen. Die neuen Coronavirus-Beschränkungen treten also noch vor Beginn der jüdischen Feste Rosch Haschana und Jom Kippur in Kraft.

Minister trat aus Protest zurück

Der Zugang zu Synagogen und anderen Gotteshäusern wird stark eingeschränkt oder ganz untersagt. Weil sich der Lockdown also auch auf die jüdischen Feiertage auswirken wird, trat der strengreligiöse israelische Wohnungsminister Jakov Litzman von der Partei Vereinigtes Tora-Judentum noch vor Beschluss am Abend zurück. Der ehemalige Gesundheitsminister Litzman ist ein wichtiger Koalitionspartner des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Netanjahu.

Der israelische Politiker Jakov Litzman.
APA/AFP/Jack Guez
Litzman trat als Minister zurück

Zahl der Neuinfektionen drastisch gestiegen

Die Zahl der Infektionen war zuletzt dramatisch gestiegen. An vier Tagen in Folge wurden in der abgelaufenen Woche jeweils Rekordwerte verzeichnet. Das Gesundheitsministerium des Landes mit 8,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern teilte am Sonntag mit, am Vortag seien 2.651 neue Fälle registriert worden. Das ist eine vergleichsweise hohe Zahl für den jüdischen Ruhetag, an dem stets weniger getestet wird.

Zweite Phase sieht Lockerung vor

In einer zweiten Phase sollen die Beschränkungen etwas gelockert werden, anschließend ist eine Rückkehr zu den bisher geltenden Beschränkungen geplant, falls die Infektionszahlen wie erhofft sinken. Die Zahl der Fälle seit Beginn der Pandemie hat inzwischen 150.000 überschritten, 1.103 Menschen sind nach einer Infektion gestorben.

Am Samstagabend war es in Jerusalem und anderen Orten wieder zu Demonstrationen gegen Netanjahu und neue Beschränkungen gekommen. Die Coronavirus-Krise hat der Wirtschaft des Landes bereits schwer zugesetzt. Die Arbeitslosigkeit lag im Sommer bei mehr als 20 Prozent.