Eisschollen bei Grönland
AP/Alfred Wegener Insti/Markus Rex
Grönland

Große Fläche von Schelfeis abgebrochen

Wegen der Klimaveränderung ist eine große Fläche Eis im Nordosten Grönlands vom größten noch verbliebenen Eisschelf abgebrochen. Das berichtete die BBC Montagfrüh. Die Fläche des weggebrochenen Eises beträgt rund 110 Quadratkilometer. Satellitenbilder zeigen, dass das Eis in viele kleinere Teile zerbrochen ist.

Das Abbrechen dieser großen Fläche ist nach Ansicht von Fachleuten ein weiterer Beweis für die rasante Klimaveränderung in Grönland. „Die Atmosphäre hat sich in dieser Region seit 1980 um drei Grad Celsius erwärmt“, so Jenny Turton, die an der deutschen Friedrich-Alexander-Universität forscht. In den letzten zwei Jahren habe es dort im Sommer Rekordtemperaturen gegeben.

79N oder Nioghalvfjerdsfjorden, wie die grönländische Region heißt, ist etwa 80 mal 20 Kilometer groß und ist der im Wasser schwimmende Ausläufer des etwa 600 Kilometer langen nordöstlichen grönländischen Eisstroms. Ähnlich wie bei einem Gebirgsgletscher fließt über ihn das Eis vom Eisschild ins Meer ab, auf dem es dann schwimmt. An seinem vorderen Ausläufer teilt sich der 79N-Gletscher in zwei Teile, von denen der kleinere sich direkt Richtung Norden wendet. Dieser Teil, Spalte-Gletscher genannt, ist nun abgebrochen.

Sommer war zu viel für Spalte-Gletscher

Bereits im Vorjahr hatten sich viele Spalten gebildet, der diesjährige Sommer war endgültig zu viel für das „ewige Eis“. Der Spalte-Gletscher teilte sich in eine ganze Flotte von Eisbergen. Auf den Satellitenaufnahmen sind die Folgen des Temperaturanstiegs anhand von Schmelzwasserseen auf dem Schelfeis klar zu erkennen. Dieses Schmelzwasser ist oft gefährlich für die Eisflächen. Es dringt in Spalten und Höhlen ein und vertieft diese. Ozeanografen haben außerdem einen Anstieg der Wassertemperatur gemessen. Das Eis schmilzt also wahrscheinlich auch von unten.

Eisschollen bei Grönland
Copernicus Data/ESA/Sentinal-2B
Satellitenaufnahme vom Spalte-Gletscher nach dem Abbruch

„Das größte verbliebene arktische Schelfeis“

79N sei erst 2010 „das größte verbliebene arktische Schelfeis“ geworden, so Jason Box vom Geological Survey of Denmark and Greenland (GEUS). Damals und 2012 verlor der Petermann-Gletscher eine große Fläche. Laut Box wird die Region 79N eines der Zentren der durch die Erderwärmung bedingten Eisschmelze auf Grönland sein.

Schmelze als Kippelement der Klimakrise

Erst vor Kurzem hatten deutsche Wissenschaftlerinnen und Wisssenschaftler eine Sammlung über die Klimakrise veröffentlicht.
Ein Fazit dabei: „Jedes Zehntelgrad zählt.“ Selbst scheinbar geringe Beträge der globalen Erwärmung könnten schwerwiegende Folgen haben, und einige Elemente im Klimasystem der Erde änderten sich bei steigender Temperatur nicht allmählich, sondern sprunghaft. Solche Kippelemente seien etwa das Schmelzen des Eispanzers auf Grönland und des antarktischen Eisschilds, die Vernichtung des Amazonas-Regenwalds und das Absterben tropischer Korallenriffe.

Fünf Kernaussagen sind es, die ein breites Bündnis führender deutscher Klima- und Wetterforscher zusammenfasste: Die Klimaveränderung ist real, der Mensch verursacht sie, sie ist gefährlich, Fachleute sind sich einig – und Handeln ist noch möglich. Neben Erläuterungen zum natürlichen Treibhauseffekt und seiner Verstärkung durch menschliche Aktivitäten stellt die Publikation dar, wie sich die Klimaveränderung auf Temperatur und Wetter, Ernten, Meeresspiegel und Eisflächen auswirkt.

Herausgegeben wurde die Faktensammlung vom Forschungsverbund Deutsches Klima-Konsortium, der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, dem Deutscher Wetterdienst, dem Extremwetterkongress Hamburg, der Helmholtz-Klima-Initiative und der Initiative Klimafakten.de.